von G. Hädicke, B. Neubacher, C. Kirchner und H.-R. Dohms, 29. März 2023
In unserem Personalien-Ticker beleuchten wir die personellen Veränderungen bei Banken und Fintechs hierzulande.
Hier unser Ticker für den März 2023:
Dass die auf Kredit- und Einlagengeschäft spezialisierte SWK Bank es als „Banking as a Service“-Anbieter künftig auch mit digitalen Playern wie der Solarisbank aufnehmen will, hatten wir Ihnen ja im September bereits erzählt (siehe hier). Dafür bedient sich das Institut aus Bingen am Rhein nun erneut personell in der Fintech-Hochburg Berlin – und zwar in Gestalt von Timm Wege, der zuletzt als „Chief Commercial Officer“ beim Finanzierungs-Startup Fincompare und davor bei der Kreditplattform Smava zugange war. Wobei Wege zugleich zu jenem Typus Fintech-Manager gehört, der in seinem ersten Berufsleben schonmal Banker war, konkret sogar Landesbanker (nämlich 21 Jahre lang bei der Landesbank Berlin).
Jedenfalls: Bei der SWK Bank hat Wege nun als „Vice President Business Development“ angeheuert – und übernimmt damit die Position von René Lange, der erst im Juli vom Berliner Baufi-Riesen Hypoport zur SWK gekommen war – das Institut aber bereits zum Jahresende wieder verlassen hatte (um bei der Digital-Tochter „Applied“ der Banken-Beratung zeb als „Head of Growth“ anzuheuern). Die Affinität der SWK Bank für Berliner Fintech-Manager hatte sich ja auch schon 2021 gezeigt. Damals verpflichtete das in Bingen beheimatete Institut einen gewissen Richard Groeneveld, bis dahin Finanzchef der N26 Bank. Dieselbe Position hat der gebürtige Niederländer seitdem bei der SWK Bank inne.
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Er ist das Wunderkind der S-Finanzgruppe. Und Sohn des Sparkassen-Präsidenten
Bei der Sparda München tritt nach Finanz-Szene-Informationen der seit 2006 amtierende Vorstandschef Helmut Lind per Ende Juli von seinem Amt zurück. Eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger für die Spitze der Genossenschaftsbank (Bilanzsumme: 9,4 Mrd. Euro) soll dem Vernehmen nach in einer Aufsichtsratssitzung Mitte April bestimmt werden. Die Sparda München bestätigte den Rücktritt des 61-Jährigen und verwies auf „gesundheitliche Gründe“.
Unter Linds Vorsitz wandelte sich die Sparda München zur selbsternannten „Gemeinwohl-Bank“, die neben dem normalen Geschäftsbericht auch Jahr für Jahr eine entsprechende „Gemeinwohl-Bilanz“ vorlegt – die Rentabilität des Instituts sank über die Jahre allerdings spürbar: Betrug das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit 2010 von 33 Mio. Euro, so waren es zuletzt nur noch 10,4 Mio. Euro. In den beiden letzten testierten Geschäftsjahren rettete jeweils die Aufwertung des eigenen Hauptsitzes am Münchener Hauptbahnhof die Ergebnisse (siehe auch unsere Artikel -> Die Sparda München gaukelt sich ihren Gewinn nur noch vor und -> Sparda München: 70-Mio.-Euro-Deal kaschiert GuV-Implosion). Seit 2019 verlor die Bank zudem 9% ihrer Mitglieder.
Sowohl die Commerzbank als auch die ING Deutschland entsenden in den kommenden Monaten neues Spitzenpersonal nach Berlin: Für die Gelben wechselt der bisherige Brüssel-Lobbyist Thilo Schweizer im August in die Bundeshauptstadt, um dort die Nachfolge von Heiner Herkenhoff anzutreten (der ja Geschäftsführer beim Bankenverband wird, siehe dazu unseren Personalien-Ticker aus dem Februar). Bei der deutschen ING löst Valerie Schürenkrämer, zuletzt „Business Managerin“ von Vorstandschef Nick Jue, im kommenden Jahr den amtierenden „Head of Public Affairs“ Ulrich Ott ab, der dann eine beratende Funktion innerhalb des Hauses einnehmen wird.
Nun ist die zeitliche Parallelität natürlich Zufall, eine Gemeinsamkeit ist aber dennoch auffällig: Die scheidenden Vorgänger hatten noch eine recht klassische Kommunikatoren-Vita – Herkenhoff war „Comms“-Chef beim BdB (und dermaleinst Büroleiter von Helmut Kohl), bevor er 2009 bei der Coba anheuerte. Ott wiederum verantwortete bei der ING Diba die Kommunikation, bevor die Oranje-Bank 2018 die „Public Affairs“-Stelle in Berlin schuf.
Mit Schweizer und Schürenkrämer folgen dagegen nun zwei Großbank-Lobbyisten, die dem Inneren der Finanzindustrie entstammen: Schürenkrämer arbeitete bei der ING Deutschland im Payment-Bereich, sammelte überdies Erfahrung im Investment Banking von Barclays. Schweizer kam einst aus dem Corporate Finance der Sparkasse KölnBonn zur Coba und war dort dann fast zehn Jahre im Bereich „Equity Capital Markets“ tätig. Und: Beide beschäftigten sich ausweislich ihrer Linkedin-Profile schon mit sehr zeitgenössischen Banking-Themen wie „Anreizsystemen als Steuerungsinstrument“ und „Varianten des Aktienbezugsrechts“ (Schweizer) bzw. „Risikokultur“ und „Hybrides Arbeiten“ (Schürenkrämer).
Sparkassen-Mann Ottmar Bloching wird neuer Payone-Chef
Die diesjährige Bilanzsaison sorgt im Sparkassen-Sektor für den nächsten Vorstandsabgang. Bereits im Januar hatte die Sparkasse Zwickau ihren amtierenden Chef Felix Angermann wegen hoher Verluste beurlaubt (siehe hier). Nun muss auch der Chef der Stadtsparkasse Haltern (Bilanzsumme 404 Mio. Euro) seinen Platz räumen: Laut einem Bericht der „Haltener Zeitung“ hat das Institut bereits Mitte Februar seinen Vorstandschef Helmut Kanter freigestellt. Begründung? „Zinsentwicklung und Schwierigkeiten in der Banksteuerung“, wodurch der Jahresabschluss „schwer belastet“ worden sei. Konkrete Zahlen zum 2022er-Ergebnis werden zwar nicht genannt, allerdings war bereits 2021 das Betriebsergebnis vor Bewertung mit 0,47% der DBS deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben.
Auch andernorts führen Sparkassen-Vorstände derzeit ein fragiles Dasein: Kurz nach Herrn Angermann in Zwickau hatte der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Essen, Helmut Schiffer, hingeworfen. In seinem Fall wurden allerdings „persönliche Gründe“ angeführt. Und just vergangene Woche gab auch noch die Sparkasse Göttingen bekannt, den im September auslaufenden Vertrag ihres Vizechefs Michael Birlin nicht mehr zu verlängern. Aufgrund einer „umfassenden strategischen Neuorientierung“, wie es seitens des Instituts hieß.
20 Abgänge – und schwere Vorwürfe. Wie dysfunktional ist N26?
Er war Vorstand der Holding. Vorstand der Bank. Und als Verantwortlicher für Risiko, Governance und Compliance eigentlich ausersehen, den Dauerkonflikt mit der Bafin zu befrieden. Doch stattdessen: Hat Thomas Grosse (der neben den beiden Gründern als die zentrale Figur bei N26 galt) die Neobank verlassen, wie gestern exklusiv die „Financial Times“ (Paywall) berichtete.
Vermeintlich passt die Nachricht zu den vielen sonstigen Abgängen von Topmanagern bei N26. So war zuletzt ja auch Finanzchef Jan Kemper überraschend ausgeschieden. Tatsächlich liegen die Dinge in Grosses Fall aber wohl anders. In einem Statement des Fintechs ist von „persönlichen Umständen“ die Rede; und von der „Privatsphäre“, die man zu respektieren bitte. Einen Nachfolger bzw. eine Nachfolgerin gibt es noch nicht. In besagter Mitteilung heißt es, man habe erst einmal „eine Interimsstruktur aufgesetzt“. An einer „langfristigen Lösung“ werde gearbeitet.
Von Coba bis DZ Bank: Sämtliche rund 60 Personalien aus dem Februar
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