von B. Neubacher, H.-R. Dohms und G. Hädicke, 30. Mai 2023
In unserem Private-Banking-Ticker fokussieren wir uns auf die klassischen Privatbanken, von Metzler bis Berenberg, von Donner & Reuschel bis M.M. Warburg
Hier unser Ticker für März bis Mai:
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Ein sattes Beteiligungsergebnis schönt die Bilanz der Fürstlich Castell’schen Bank (in deren Vorstand sich auch gerade eine umfängliche Personalrochade abspielt, siehe hier). So klafft in einer gestern veröffentlichten Präsentation zu den 2022er-Zahlen eine erhebliche Lücke zwischen den operativen Erträgen (37,4 Mio. Euro) sowie der Summe aus Zins- und Provisionsüberschuss (24,5 Mio. Euro) – ein Umstand, den die Privatbank auf Anfrage unter anderem mit einem entsprechen Ergebnisbeitrag der Leasing-Tochter „Mercator“ begründet. Darüber hinaus spülte die Veräußerung leerstehender früherer Filialgebäude gut 6 Mio. Euro in die Kassen; zudem ist von einem “positiven Effekt aus Zuführungen und Auflösungen von Einzelwertberichtigungen” die Rede. Unter Berücksichtigung weiterer, teils auch negativer Einmaleffekte (im „Depot A“ entstand ein Bewertungsverlust von 7,1 Mio. Euro) weist die Castellbank letztlich einen nur bedingt aussagekräftigen Jahresüberschuss von 4,1 Mio. Euro aus – etwa ein Fünftel weniger als im Vorjahr.
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Das Bankhaus Metzler profitiert im Gegensatz zu anderen führenden Privatbanken kaum von der Zinswende. Während der Zinsüberschuss zum Beispiel bei Berenberg (+62 Mio. auf 100 Mio. Euro) im vergangenen Jahr dramatisch anzog, verbuchte Metzler gerade mal einen Zuwachs um 5 Mio. auf 14 Mio. Euro. Das Provisionsergebnis stagnierte derweil bei 194 Mio. Euro (bemerkenswert: Die verwalteten Vermögen im Asset Management schrumpften nach dem Verlust eines Großkunden von 80 Mrd. auf 69 Mrd. Euro), während der Verwaltungsaufwand inkl. Afa um 5% auf 198 Mio. Euro anzog – und zudem noch ein sonstiges betriebliches Ergebnis von minus 6 Mio. Euro anfiel. Operativ also alles eher so lala (14 + 194 – 198 – 6 = 4). Mit der Offenlegung weiterer Kennzahlen tat sich Metzler wie immer schwer. Allerdings muss es irgendwo in der GuV (aufgelöste Risikovorsorge? Irgendwelche Zuschreibungen?) positive Effekte gegeben haben – jedenfalls reichte es trotz der überschaubaren operativen Performance zur Bildung von 340f-Reserven im Umfang von 10 Mio. Euro sowie einem Ergebnis von 4,3 Mio. Euro.
Stühlerücken bei den Auslandsbanken: Die HSBC Deutschland verliert ihren Chef Nicolo Salsano – der wiederum künftig die hiesigen Geschäfte einer anderen angelsächsischen Großbank führen soll, nämlich die der Standard Chartered Bank AG in Frankfurt. Dort tritt er voraussichtlich ab September die Nachfolge von Heinz Hilger an (über dessen Abgang wir vor einer Woche ja schon berichtet hatten, siehe weiter unten). Ein Sprecher der HSBC Deutschland wollte eine entsprechende „Bloomberg“-Meldung, die sich mit Informationen von Finanz-Szene deckt, auf Anfrage nicht kommentieren.
Salsano war im Mai 2021 zum Vorstandssprecher der HSBC Deutschland aufgerückt – wenige Monate bevor die britische Mutter beschloss, ihre Deutschland-Tochter zur Niederlassung mit Berichtslinie nach Paris zu degradieren. In Salsano geht nun schon der zweite hochrangige Manager in Düsseldorf: Wie im März bereits berichtet, wird der langjährige Private-Banking-Vorstand Rudolf Apenbrink die Bank im Juni nach 30 Jahren verlassen.
Berenberg erlaubt nun doch „Home Office“ – wenigstens für 16% der Belegschaft
Bei kaum einer anderen deutschen Bank klafften Anspruch („die mit Abstand größte echte Privatbank in Deutschland“) und Wirklichkeit (siehe hier und hier) in den letzten Jahren dermaßen weit auseinander wie bei Bethmann. Wie die Sache endete, ist bekannt. Im vergangenen Jahr wurde das fast 300 Jahre alte und zweifellos auch ehrwürdige Frankfurter Geldhaus von seiner niederländischen Mutter zur schnöden Zweigniederlassung degradiert – mit der Folge, dass die Publikationspflicht bei der eingemeindeten Tochter nunmehr entfällt.
Gleichwohl: Ein paar wenigstens rudimentäre Informationen über das (mit der Bethmann Bank weitgehend identische) Deutschland-Geschäft der ABN Amro lassen sich deren Geschäftsbericht dennoch abtrotzen: Demnach fiel im abgelaufenen Jahr nach IFRS-Logik ein operativer Gewinn von 24 Mio. Euro an, durchaus ein Achtungserfolg, verglichen mit dem Verlust von 118 Mio. Euro Verlust im Jahr zuvor. Die Zahl der Vollzeitstellen der deutschen Zweigniederlassung stieg um 6% auf 734, die Bilanzsumme sank hingegen um 13% auf 3,2 Mrd. Euro.
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