Private-Banking-Ticker

Sämtliche Privatbank-Meldungen von März bis Mai

In unserem Private-Banking-Ticker fokussieren wir uns auf die klassischen Privatbanken, von Metzler bis Berenberg, von Donner & Reuschel bis M.M. Warburg

Hier unser Ticker für März bis Mai: 

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Jahresüberschuss der Castellbank sinkt dank Einmaleffekt „nur“ um 20%

Ein sattes Beteiligungsergebnis schönt die Bilanz der Fürstlich Castell’schen Bank (in deren Vorstand sich auch gerade eine umfängliche Personalrochade abspielt, siehe hier). So klafft in einer gestern veröffentlichten Präsentation zu den 2022er-Zahlen eine erhebliche Lücke zwischen den operativen Erträgen (37,4 Mio. Euro) sowie der Summe aus Zins- und Provisionsüberschuss (24,5 Mio. Euro) – ein Umstand, den die Privatbank auf Anfrage unter anderem mit einem entsprechen Ergebnisbeitrag der Leasing-Tochter „Mercator“ begründet. Darüber hinaus spülte die Veräußerung leerstehender früherer Filialgebäude gut 6 Mio. Euro in die Kassen; zudem ist von einem “positiven Effekt aus Zuführungen und Auflösungen von Einzelwertberichtigungen” die Rede. Unter Berücksichtigung weiterer, teils auch negativer Einmaleffekte (im „Depot A“ entstand ein Bewertungsverlust von 7,1 Mio. Euro) weist die Castellbank letztlich einen nur bedingt aussagekräftigen Jahresüberschuss von 4,1 Mio. Euro aus – etwa ein Fünftel weniger als im Vorjahr.

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Die bescheidene operative Performance von Metzler – kurz aufgedröselt

Das Bankhaus Metzler profitiert im Gegensatz zu anderen führenden Privatbanken kaum von der Zinswende. Während der Zinsüberschuss zum Beispiel bei Berenberg (+62 Mio. auf 100 Mio. Euro) im vergangenen Jahr dramatisch anzog, verbuchte Metzler gerade mal einen Zuwachs um 5 Mio. auf 14 Mio. Euro. Das Provisionsergebnis stagnierte derweil bei 194 Mio. Euro (bemerkenswert: Die verwalteten Vermögen im Asset Management schrumpften nach dem Verlust eines Großkunden von 80 Mrd. auf 69 Mrd. Euro), während der Verwaltungsaufwand inkl. Afa um 5% auf 198 Mio. Euro anzog – und zudem noch ein sonstiges betriebliches Ergebnis von minus 6 Mio. Euro anfiel. Operativ also alles eher so lala (14 + 194 – 198 – 6 = 4). Mit der Offenlegung weiterer Kennzahlen tat sich Metzler wie immer schwer. Allerdings muss es irgendwo in der GuV (aufgelöste Risikovorsorge? Irgendwelche Zuschreibungen?) positive Effekte gegeben haben – jedenfalls reichte es trotz der überschaubaren operativen Performance zur Bildung von 340f-Reserven im Umfang von 10 Mio. Euro sowie einem Ergebnis von 4,3 Mio. Euro.

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HSBC Deutschland verliert Vorstandschef Salsano an Standard Chartered

Stühlerücken bei den Auslandsbanken: Die HSBC Deutschland verliert ihren Chef Nicolo Salsano – der wiederum künftig die hiesigen Geschäfte einer anderen angelsächsischen Großbank führen soll, nämlich die der Standard Chartered Bank AG in Frankfurt. Dort tritt er voraussichtlich ab September die Nachfolge von Heinz Hilger an (über dessen Abgang wir vor einer Woche ja schon berichtet hatten, siehe weiter unten). Ein Sprecher der HSBC Deutschland wollte eine entsprechende „Bloomberg“-Meldung, die sich mit Informationen von Finanz-Szene deckt, auf Anfrage nicht kommentieren.

Salsano war im Mai 2021 zum Vorstandssprecher der HSBC Deutschland aufgerückt – wenige Monate bevor die britische Mutter beschloss, ihre Deutschland-Tochter zur Niederlassung mit Berichtslinie nach Paris zu degradieren. In Salsano geht nun schon der zweite hochrangige Manager in Düsseldorf: Wie im März bereits berichtet, wird der langjährige Private-Banking-Vorstand Rudolf Apenbrink die Bank im Juni nach 30 Jahren verlassen.

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Kurz getickert

  • Hauck Aufhäuser Lampe verstärkt seinen Kölner Standort mit einem siebenköpfigen Team von Merck Finck. Angeführt wird das Septett von Frank Hoppe, der zum Co-Niederlassungsleiter avanciert
  • Bei der Privatbank Donner & Reuschel avanciert der bisherige Bereichsleiter Dominic Rosowitsch laut Angaben in seinem Linkedin-Profil zum Vorstand. Der bislang für die Marktfolge Kredit zuständige Rosowitsch war vor zwei Jahren von einer der PSD Banken nach Hamburg gewechselt

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Berenberg erlaubt nun doch „Home Office“ – wenigstens für 16% der Belegschaft

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ABN Amro (=Bethmann) meldet Gewinn im Deutschland-Geschäft

Bei kaum einer anderen deutschen Bank klafften Anspruch („die mit Abstand größte echte Privatbank in Deutschland“) und Wirklichkeit (siehe hier und hier) in den letzten Jahren dermaßen weit auseinander wie bei Bethmann. Wie die Sache endete, ist bekannt. Im vergangenen Jahr wurde das fast 300 Jahre alte und zweifellos auch ehrwürdige Frankfurter Geldhaus von seiner niederländischen Mutter zur schnöden Zweigniederlassung degradiert – mit der Folge, dass die Publikationspflicht bei der eingemeindeten Tochter nunmehr entfällt.

Gleichwohl: Ein paar wenigstens rudimentäre Informationen über das (mit der Bethmann Bank weitgehend identische) Deutschland-Geschäft der ABN Amro lassen sich deren Geschäftsbericht dennoch abtrotzen: Demnach fiel im abgelaufenen Jahr nach IFRS-Logik ein operativer Gewinn von 24 Mio. Euro an, durchaus ein Achtungserfolg, verglichen mit dem Verlust von 118 Mio. Euro Verlust im Jahr zuvor. Die Zahl der Vollzeitstellen der deutschen Zweigniederlassung stieg um 6% auf 734, die Bilanzsumme sank hingegen um 13% auf 3,2 Mrd. Euro.

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Kurz getickert

  • M.M. Warburg sondiert Einstieg eines externen Investors: Wie die „Welt am Sonntag“ berichtet, sollen bereits mehrere mögliche Interessenten angesprochen worden sein. In den kommenden Wochen könnten sich die Gespräche demnach konkretisieren. Mit der geplanten Kapitalaufnahme wolle die Hamburger Privatbank in erster Linie ihr laufendes Sanierungsprogramm forcieren.
  • Donner & Reuschel hat Ärger mit der Bafin: Die Aufseher hätten das Traditionshaus jüngst einer Sonderprüfung unterzogen und dabei „teils erhebliche Mängel“ entdeckt, berichtet die „Wirtschaftswoche“ (Paywall). Im Mittelpunkt der Untersuchungen steht demnach aber nicht das klassische „Private Banking“-Geschäft, sondern die Immobilien-Aktivitäten des Hamburger Instituts. Laut „Wiwo“ beanstanden die Prüfer unter anderem Defizite bei Darlehen an Bauträger.
  • Die österreichische Oberbank sieht sich bei ihrer Expansion nach Deutschland vom Fachkräftemangel ausgebremst – so sei man für die geplanten Standorte in Kassel und Magdeburg noch immer aus der Suche nach Personal. Trotzdem will das hierzulande auf Mittelstand und Private Banking fokussierte Institut die Zahl seiner Filialen von derzeit 46 auf bis zu 60 aufstocken. (BÖZ/Paywall)
  • Hauck Aufhäuser Lampe hat seine Erträge im abgelaufenen Geschäftsjahr im 15% auf 418 Mio. Euro hochgefahren – stagniert aufgrund merklich gestiegener Verwaltungsaufwendungen (plus 10% auf 313 Mio. Euro) allerdings beim Ergebnis, das sich nach Steuern auf 85 Mio. Euro belief. 
  • Die vor zwei Jahren unter das Dach des europaweiten Konglomerats Quintet geschlüpfte Privatbank Merck Finck setzt ihren Schrumpfkurs offenbar fort. Zwar weist das Münchner Geldhaus keine eigenen Zahlen mehr aus – der Geschäftsbericht der Mutter allerdings berichtet für den deutschen Markt von einem Ertragsrückgang um 2% auf nur noch 54 Mio. Euro, währen die Zahl der hiesigen Mitarbeiter sogar um gut 6% auf 243 Vollzeit-Äquivalente sank. Zu Assets und Ergebnis wollte sich Merck Finck auf Nachfrage nicht äußern. Auf Gruppenebene erzielte Quintet einen Nettogewinn von 18 Mio. Euro. (Mitteilung
  • Laut „Handelsblatt“ (Paywall) will sich die Bafin gleich zwei hiesige Banken wegen womöglich rechtswidriger Aktiengeschäfte vorknöpfen – nämlich Hauck Aufhäuser Lampe sowie Hamburger Varengold Bank.

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Linktipp

Weniger Töchter, weniger Niederlassungen, weniger Personal: Was sich im Zuge des Radikalumbaus bei M.M. Warburg ändert. Private Banking Magazin

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Elinvar verliert Robo-Mandat von M.M. Warburg – Investify übernimmt

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Kurz getickert

  • Im Zuge ihrer Sanktionen gegen Banken und Sparkassen knöpft sich die Bafin nun auch die deutsch-französische Privatbank Oddo BHF vor. Eine Sonderprüfung habe ergeben, dass das Frankfurter Institut die Vorgaben des KWG vor allem in Bezug auf „die Governance von Anforderungen an die IT und deren Management“ nicht ausreichend erfülle. Die Aufsicht trägt der Bank daher auf, ihr Geschäft künftig „ordnungsgemäß“ zu organisieren. Darüber hinaus muss Oddo BHF höhere Anforderungen ans Eigenkapital akzeptieren.
  • Bei der Frankfurter Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe sind die Erträge im vergangenen Jahr auf fast 400 Mio. Euro angewachsen, berichtet der „Platow-Brief“. Das operative Ergebnis stieg demnach um rund die Hälfte auf 94 Mio. Euro.

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Von M.M. Warburg bis Berenberg: Alle Private-Banking-News aus Januar und Februar

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