von H.-R. Dohms, C. Kirchner und G. Hädicke, 2. Mai 2023
In unserem Personalien-Ticker beleuchten wir die personellen Veränderungen bei Banken und Fintechs hierzulande.
Hier unser Ticker für den April 2023:
Mitte April berichteten wir exklusiv, dass der geplante Börsengang der Oldenburgischen Landesbank die Top-Manager des Instituts zu Spitzenverdienern im hiesigen Banking machen würde: Mit gut 1,5% wurden der sechsköpfige Vorstand sowie die Leiterin des Retail-Bereichs via Kapitalerhöhung an der OLB beteiligt – gemessen an den kursierenden Bewertungen könnten die Aktien rund 30 Mio. Euro wert sein. Dabei würden allein 8-9 Mio. Euro auf Vorstandschef Stefan Barth entfallen, der knapp 0,5% hält.
Dabei zeigen unsere Recherchen allerdings, dass Barth mitnichten der größte Profiteur eines Börsengangs wäre. Denn: Über die Ausübung einer Wandelanleihe und der dazugehörigen Ausgabe von knapp 250.000 OLB-Aktien stieg auch ein gewisser Manfred Puffer zum Aktionär der OLB auf – den Älteren noch bekannt als Vorstand der WestLB, deren Investmentbanking er von 2002 bis 2005 verantwortete. Seit vielen Jahren schon ist der gebürtige Österreicher für den US-Finanzinvestor Apollo unterwegs, also für den wichtigsten Anteilseigner der OLB. Puffer ist Aufsichtsrats-Vize des Instituts. Und ausweislich unserer Recherchen eben jetzt auch Aktionär. Auf rund 1% belaufen sich seine Anteile. Rund doppelt so viel wie bei Barth.
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2018 wechselte der langjährige McKinsey-Partner Andreas Wolf zum Berliner Einlagenbroker Raisin (bekanntlich gegründet von drei anderen ehemaligen McKinsey-Beratern). Sein Job: Unter dem Dach des Fintechs eine Whitelabel-Bank aufbauen, als Dienstleister für Raisins eigene Aktivitäten, aber auch für andere Fintechs. Aus kleinen Anfängen (siehe unser damaliges Stück -> Fünf Gründe, warum Raisin eine Bank kauft) ist mittlerweile ein stattlicher „Banking as a Service“-Player geworden, mit mittlerweile rund 110 Mitarbeitern und neuerdings drei statt vormals zwei Vorständen. Womit wir wieder bei Andreas Wolf wären. Denn der trieb die Entwicklung der Raisin Bank als Chief Commercial Officer zwar maßgeblich voran. Als Vorstand aber firmierte Wolf nicht – mutmaßlich, weil er nie bei einer Bank gearbeitet hatte, die Bafin also kaum zugestimmt hätte. Das aber scheint sich nun geändert zu haben. Laut Impressum gehört Wolf dem Führungsgremium nämlich neuerdings an, neben Mirko Siepmann (ehemals Bankhaus Lenz) und Marco Lindgens (ehemals Norisbank).
Deutschbanker Ilgner manövriert sich mit Insider-Panne ins Abseits
Die Deutsche Bank hat gestern Abend (und damit wenige Stunden vor der Veröffentlichung ihrer Zahlen fürs erste Quartal) einen weitreichenden Umbau ihres Vorstands verkündet. Die Veränderungen im Einzelnen:
Unterm Strich also etwas weniger Vorstand (neun statt bislang zehn Köpfe). Deutlich mehr von Moltke. Und deutlich weniger Frau (statt 2/10 nur noch 1/9).
Sparkassen machen Mercedes-Topshot zum Chef der FI-TS
Braucht eine Bank, die bereits eine Chief Operating Officer beschäftigt, darüber hinaus noch einen Chief Information Officer? Und darüber hinaus womöglich auch noch einen Chief Digital Officer? Erstmals hat die Hypo-Vereinsbank diese Frage vor zwei Jahren beantwortet, als sie ihrem COO Boris Scukanec Hopinski einen „CDIO“ an die Seite stellte, nämlich Artur Gruca (ein frühere Accenture-Mann, der seit 2010 innerhalb der Unicredit-Gruppe tätig ist). Dieser verantwortet innerhalb des zurzeit noch achtköpfigen HVB-Vorstands seitdem die Digital- und IT-Themen.
Nun beantwortet die Hypo-Vereinsbank die Frage gewissermaßen ein zweites Mal. Per Monatsende wird COO Scukanec Hopinski (der die Position seit 2020 innehatte) die Münchner Unicredit-Tochter nämlich verlassen. Seine Aufgaben – soll Gruca mit übernehmen. Der „Chief Digital & Information Officer“ ist künftig also auch noch für das Operations-Team verantwortlich. In ihrer entsprechenden Mitteilung spricht die HVB von einer „Optimierung der Struktur“ und davon, dass sie „den Schwerpunkt auf die digitale Sparte“ lege. Der Vorstand schrumpft von acht auf sieben Positionen.
Trotz etlicher Fehlschläge in der jüngeren Vergangenheit (siehe dazu unser heutiges Exklusiv-Stück -> „Sparda-Banken wickeln nächstes Prestige-Projekt ab“) rekrutiert die Sparda München ihr Spitzenpersonal auch weiterhin aus den eigenen Reihen. So rückt anstelle des „aus Gesundheitsgründen“ ausscheidenden Vorstandschefs Helmut Lind (siehe unsere März-Personalien) nun Peter Berger an die Spitze des Instituts. Der 47-Jährige arbeitet seit den späten 90ern für die Sparda München, gehörte seit 2019 zum Vorstandsstab und zog vor wenigen Monaten in den Vorstand ein. Vizechefin Petra Müller, die dem Vorstand seit 2014 angehört, bleibt dem Gremium ebenso erhalten wie die vielleicht wichtigste Protagonistin des gescheiterten Core-Banking-Projekts, nämlich IT-Chefin Silke Schneider-Wild. Aufsichtsratschef Berthold Ottmann, Erster Polizeihauptkommissar a.D., zeigte sich gestern zuversichtlich, dass Berger die Sparda München „in eine erfolgreiche Zukunft“ führen werde.
Deutsche-Bank-Vize Karl von Rohr tritt ab. Wie fällt seine Bilanz aus?
Die HSBC Deutschland verliert ihren nach CEO Nicolo Salsano zweitwichtigsten Manager – nämlich den langjährigen Private-Banking-Vorstand Rudolf Apenbrink. Laut exklusiven Informationen von Finanz-Szene wird der 59-Jährige die hiesige Dependance zur Jahresmitte verlassen. Gegenüber der Belegschaft wurde die Trennung gestern mit Apenbrinks „persönlicher Lebensplanung“ begründet. Der Manager ist seit 30 Jahren für das seinerzeit noch als „Trinkaus & Burkhardt“ bekannte Düsseldorfer Institut unterwegs. Neben dem Private Banking war Apenbrink auch für das Asset Management zuständig.
Wie es aus dem Umfeld von HSBC Deutschland heißt, wird die Asset-Management-Sparte in Zukunft vom „Head of Sales“ Thorsten Michalik geleitet; im Private Banking wiederum soll Marktleiter Axel Hoffmanns einen Teil von Apenbrinks Aufgaben übernehmen. Allerdings: Sowohl Hoffmanns als auch Michalik sollen an Deutschland-Chef Salsano berichten. Das deuten darauf hin, dass Apenbrinks Position in der zurzeit noch vierköpfigen Geschäftsführung von HSBC Deutschland nicht wiederbesetzt wird (zur Erinnerung: nachdem die hiesige Dependance zu einer bloßen Niederlassung herabgestuft wurde, sind die früheren Vorstände „nur“ noch Geschäftsführer …). Alles in allem fügt sich die Personalie Apenbrink in das Bild, das die HSBC seit zwei bis drei Jahren im deutschen Markt macht: mehr Rückzug als Angriff.
Es ist ein auffälliges (und für Fintechs nicht unbedingt typisches) Muster, dass sich die beiden immer noch recht jungen Scalable-Capital-Gründer Erik Podzuweit und Florian Prucker schon seit Jahren mit deutlich erfahreneren Führungskräften umgeben. In der Anfangsphase des 2014 gestarteten Investment-Fintechs war das der sogar als Mitgründer firmierende LMU-Professor Stefan Mittnik; 2020 zog der langjährige ING-Diba-Vorstand Martin Krebs als Finanzchef in die Geschäftsführung ein; 2021 folgte als Chief Strategy Officer der frühere Goldman-Sachs-Manager Dirk Urmoneit.
Und nun? Hat Scalable Capital nach Informationen von Finanz-Szene den nächsten namhaften Ex-Banker ins Top-Management geholt. Nämlich: Dirk Franzmeyer, als Gründer der (mittlerweile zu FlatexDegiro gehörenden und entsprechend umbenannten) biw Bank einst ein Pionier des Whitelabel-Bankings hierzulande. Wie Scalable Capital auf Anfrage bestätigt, arbeitet Franzmeyer schon seit Monaten – und bislang öffentlich unbemerkt – für das Münchner Fintech. Jüngst ist er anstelle von Peter Gaubatz (und an der Seite von Podzuweit, Prucker, Krebs und Urmoneit) in die fünfköpfige Geschäftsführung aufgestiegen.
Was Franzmeyers genaue Tätigkeit angeht, verweist Scalable lediglich auf dessen „langjährige Erfahrung in der Wertpapierbranche und der damit verbundenen Expertise in Compliance und Regulierung“. Vermutlich wäre es übertrieben, aus dieser Formulierung gleich abzuleiten, dass das Investment-Fintech ebenso wie sein wichtigster Wettbewerber Trade Republic (siehe unseren Scoop hier) eine eigene Banklizenz anstrebt. Allerdings: Dass sich Scalable (zur Gattung der Wertpapierinstitute gehörend und bei Bankdienstleistungen auf die Partnerbank Baader angewiesen) lizenzmäßig auf Sicht breiter aufstellen könnte – diese Mutmaßung dürfte sich in die Personalie Franzmeyer vermutlich doch hineinlesen lassen.
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So wahnsinnig viele deutsche Manager gibt es ja nicht, die bei einem ausländischen Fintech in verantwortlicher Position arbeiten (es sei denn, sie haben das Fintech gleich selbst gegründet wie Daniel Klein und Marc-Alexander Christ von SumUp oder Christoph Rieche von Iwoca). Oliver Prill fällt einem ein, also der Chef der britischen Neobank Tide. Oder Oliver Schreiber, der frühere Landesbanker, der über eine Zwischenstation bei N26 den Weg zum Londoner Milliarden-Fintech Revolut fand. Aber sonst? Da müsste man schon sehr scharf nachdenken, bevor einem weitere Namen in den Sinn kommen. Wenn überhaupt.
Immerhin, seit dieser Woche ist die noch karge Liste um einen Namen reicher. Die niederländische Neobank Bunq (siehe in unserem Archiv das Stück -> Wir haben die Bunq-Zahlen! Was kann der N26-Rivale wirklich?), die als wichtigster kontinentaleuropäischer Herausforderer von N26 gelten darf, hat sich nämlich die Dienste von Klaus Vehns gesichert. Der entstammt wie so viele hiesige Tech-Banker der Comdirect, wo er in den frühen Nullerjahren das Business Development leitete. Nach mehreren Jahren als „Head of Direct Banking“ der BMW Bank verschlug es Vehns 2012 zur niederländischen Rabobank, für die er mehr als zehn Jahre lang die Geschicke der deutschen Online-Tochter RaboDirect lenkte (siehe zu deren finalem Schicksal unser Stück -> 285.000 Kunden und 9 Mrd. Euro Einlagen zu verschenken …).
Und nun also: Firmiert Klaus Vehns seit dem 1. April als „Chief Growth Officer“ von Bunq – mutmaßlich einer der spannendsten Jobs im europäischen Neobanking. Schließlich wuchs das 2012 gegründete Oranje-Fintech jahrelang nach der „Bootstrapping“-Methode (also ohne größeres externes Funding), bevor Ende 2021 (just bevor die Branche in den Krisenmodus wechselte) das große Geld kam – rund 200 Mio. Euro seinerzeit. Wenn nicht alles täuscht, müsste davon noch genügend da sein, um den Jobtitel des „Chief Growth Officers“ mit Leben zu füllen. Zumal Bunq erst letzte Woche die Expansion in die USA angekündigt hat.
Die LBBW muss eine Schlüsselposition innerhalb ihrer Strategieabteilung zum zweiten Mal binnen weniger Monate neu besetzen: Florian Schopf, der sich in seinem Social-Media-Profil „Group Head Konzernstrategie“ nannte und den Posten seit Oktober bekleidete, hat die Stuttgarter Landesbank schon wieder verlassen. Stattdessen schlägt der Manager bei seinem vorherigen Arbeitgeber auf, der Baader Bank. Dort war Schopf letzten Herbst als „Head of Group Strategy“ im Rang eines „Managing Directors“ gegangen. Nun kehrt er als „Head of Business Administration Management” (und als „Executive Director“) zurück. Schopf habe die LBBW auf eigenen Wunsch verlassen, teilt die Landesbank auf Anfrage mit. Seine Nachfolge in Stuttgart ist noch nicht geklärt. Interimistisch würden Schopfs Aufgaben von Strategie-Chef Ramin Keikavoussi mit übernommen.
Parallel zur Wiedereingliederung Schopfs hat die Baader Bank derweil die Position ihres für das Kundengeschäft zuständigen Vorstands Oliver Riedel aufgewertet: Dessen Vertrag wird um gleich fünf Jahre verlängert (obwohl die letzte Verlängerung noch keine zwei Jahre zurückliegt) – zudem steigt der 49-Jährige, der 2010 von der Hypo-Vereinsbank zu Baader gewechselt war, zum stellvertretenden Vorstandschef auf. Die vorzeitige Mandatsverlängerung untermauere die Wachstumspläne, teilte Baader mit. Als Präjudiz mit Blick auf eine etwaige Nachfolge von Vorstandschef Nico Baader sei Riedels Berufung aber nicht zu verstehen, erklärt eine Sprecherin auf Anfrage.
Sämtliche 64 Banking- und Fintech-Personalien aus dem März
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