von C. Behr, H.-R. Dohms und C. Kirchner, 30. November 2025
In unserem Private-Banking-Ticker fokussieren wir uns auf die klassischen Privatbanken, von Metzler bis Berenberg, von Donner & Reuschel bis M.M. Warburg
Hier unser Ticker für November 2025:
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Die vornehme Privatbank Rothschild & Co. ist hierzulande zwar kein allzu großer Player. Dennoch unterhalten die Franzosen in Frankfurt gleich zwei eigenständige Töchter. Zum einen die Rothschild & Co. Deutschland GmbH (das sind die Investmentbanker); zum anderen die Rothschild & Co. Vermögensverwaltung GmbH (das sind die Wealth Manager). Und während nun also der Chef der Investmentbank, Kai Tschöke, zuletzt seinen Rückzug auf die Position des Chairman annoncierte, hatte parallel der Chef der anderen Einheit auch ein bisschen was mitzuteilen. Henrik Herr, Rothschilds oberster Wealth Manager in Deutschland, trat zur Verwunderung von Beobachtern nämlich binnen weniger Wochen in gleich drei Podcasts auf. Erst bei „How it started“. Dann bei Business Insider. Schließlich beim Private Banking Magazin. Wobei man die in Summe mehr als drei Stunden langen Gespräche nicht komplett gehört haben musste (auch wir selber sind ab und zu an die „Forward“-Taste gekommen), um festzustellen, dass es in den Podcasts ziemlich ausdauernd um Herrs persönlichen Werdegang und seine Ansichten zu allen möglichen Dingen ging. Aber eher weniger um das Kerngeschäft der Frankfurter Rothschild & Co. Vermögensverwaltung. War das Zufall? Oder hatte es möglicherweise mit der aktuellen Verfassung der Einheit zu tun? Wie in den letzten Tagen nämlich gleich mehrere Insider gegenüber Finanz-Szene zu Protokoll gegeben haben, läuft es im deutschen Wealth Management von Rothschild & Co. zurzeit alles andere als rund. Die Performance-Daten der Vermögensverwaltung sind anhaltend schwach – während die Asset-Entwicklung zuletzt merklich hinter den Zielwerten zurückblieb. Und nun? Laut besagten Insidern werden bei Rothschild grundlegende Veränderungen diskutiert. Möglicherweise personeller Natur. Aber auch darüber hinaus. Die ganze Geschichte: FS Premium
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Die Frankfurter Privatbank Oddo BHF schlägt einen scharfen Expansionskurs ein. Wie aus dem Abschluss für 2024 hervorgeht, hat das Institut seine Bilanzsumme gerechnet auf die letzten zwei Jahren um gut ein Fünftel auf 10,3 Mrd. Euro in die Höhe getrieben. Dabei handelt es sich um rein organisches Wachstum, wie ein Sprecher auf Nachfrage bestätigt. Zwar wurden im vergangenen Jahr zwei Töchter, nämlich die Oddo BHF Corporates & Markets und der hauseigene Vermögensverwalter Oddo BHF Trust, auf die Konzerngesellschaft verschmolzen. In den Konsolidierungskreis waren beide allerdings auch schon vorher einbezogen. Die Belegschaft wurde derweil – wiederum in der 24-Monats-Betrachtung – um annähernd 200 Mitarbeiter auf nunmehr 1.471 Beschäftigte ausgebaut. Hierbei handelt es sich allerdings um eine Funktion des Aufbaus einer neuen Service-Einheit im Saarland (siehe –> Offshoring? Wozu das denn? Das Mumbai von Oddo BHF heißt Saarbrücken). Und, ähhh, die Erträge??? Auch die legen (trotz nachlassender Zinsdynamik) in erstaunlichem Tempo zu. Dank segmentierter Berichterstattung lässt sich dabei sehr detailliert – also sektoral und regional – nachvollziehen, wo genau das Wachstum herkommt. Hier entlang: FS Premium
Umbau des Asset Managements – Commerzbank steigt bei Nixdorf Kapital wieder aus
Die Hamburger Privatbank Donner & Reuschel wird Verwahrstelle für die Fonds der in unmittelbarer Nachbarschaft beheimateten M.M.Warburg & CO. Wie beide Institute mitteilten, soll der Umzug im ersten Quartal abgeschlossen werden. Betroffen seien 33 liquide Fonds mit einem Volumen von circa 1,7 Mrd. Euro – also im Schnitt nur rund 50 Mio. Euro pro Vehikel. Tatsächlich kennt sich Donner & Reuschel in seinem Verwahrgeschäft (das 2019 mit dem Kauf des Vermögensverwalter-Office von Berenberg entstanden war) mit kleinen Volumina aus. So liegt der Fokus auf dem Geschäft mit mittelständischen Asset Managern und KVGs. Die gesamten Assets under Custody belaufen sich inklusive der nun verkündeten Transaktion auf etwa 34 Mrd. Euro. Der Wegzug der Warburg-Fonds von der eigenen Verwahrstelle hängt mit der Aufgabe des Kapitalmarktgeschäfts zusammen – ohne eigenen Wertpapierhandel lässt sich auch das Asset Servicing nicht mehr betreiben. Die Sachwerte-Spezialfonds sollen in der Warburg-Verwahrstelle verbleiben.
Mehr als Neelmeyer – was die Targobank im Private Banking plant
Der 6. August 2025 ist der Tag, an dem Aktie der Commerzbank endgültig verrückt zu spielen beginnt. Am Morgen hat das Institut seine Zahlen fürs zweite Quartal vorgelegt, und je länger die Investoren auf die Ergebnisse blicken (1,2 Mrd. Euro Gewinn vor Steuern, fast 500 Mio. Euro netto), desto bullisher werden sie. Obwohl die Anteile erst kurz zuvor die 30-Euro-Schwelle geknackt haben, legen sie in den Tagen danach einen Galopp hin, als gälte es jetzt auch noch, die 40-Euro-Marke zu überspringen. Gut zwei Wochen dauert die verrückte Rally. Auf ihrem Höhepunkt, am 21. August, wird die Coba-Aktie fast 38 Euro wert sein, so viel wie seit 14 Jahren nicht mehr. Wer will da schon schlechte Nachrichten hören??? Dabei gibt es solche an jenem 6. August durchaus. Und die Commerzbank macht sich nicht einmal die Mühe, sie zu verbergen. Völlig transparent ist in der Mitteilung zu den Q2-Zahlen von einer „Abschreibung auf immaterielle Vermögenswerte in Höhe von 65 Mio. Euro bei der ACI“ die Rede. Gemessen am Ergebnis mutet der Betrag zwar bescheiden an. Indes – in Relation zu dem Asset, auf das die Abschreibung vorgenommen wird, sind die 65 Mio. Euro dann doch erstaunlich viel Geld. Denn: „ACI“ ist das Kürzel für Aquila Capital Investmentgesellschaft – also für den mittelständischen Asset Manager, an dem die Commerzbank im vergangenen Jahr für 200 Mio. Euro rund drei Viertel der Anteile erworben hat. Und so steht der 6. August 2025 nicht nur für die hohen Gewinne und die surreale Aktien-Hausse der letzten Monate. Sondern er steht symbolisch auch für einige markante Umbauten im Asset Management – und für ein Abbremsen der Expansionspläne, wie jüngst bei einer ebenso prominent besetzten wie kontrovers geführten internen Sitzung beschlossen worden sein soll. Hier die ganze Geschichte: FS Premium
Vor einigen Monaten war die Hamburger Unternehmerfamilie Schroeder (mit ihrem Vehikel „MPC Münchmeyer Petersen & Co.“) drauf und dran, bedeutende Teile der damals zum Kauf stehenden Kapitalmarktsparte von M.M. Warburg zu übernehmen – zu einem Deal allerdings kam es nicht, siehe unser damaliges Stück –> Teilverkauf von M.M. Warburg gescheitert. Und nun? Wagt MPC trotzdem den Vorstoß ins mittelständische Investmentbanking. Zwar erst einmal ohne Banklizenz und offenbar auch ohne den ganz großen Apparat. Aber dafür mit einem prominenten Kopf. Hier entlang: FS Premium
Es ist noch gar nicht lange her, es war der 5. September, da informierte Berenberg über eine „strategische Neuausrichtung“ seines Portfoliomanagements – und im Zuge dessen auch über ein neugeschaffenes zentrales Chief Investment Office. Dessen Leiter: Bernd Meyer, seit 2017 Chefanlagestratege der Hamburger Privatbank. Meyer solle künftig „noch stärker das Gesicht nach außen für Kapitalmarkteinschätzungen“ sein. Zwei Monate später – ist das bereits passé. Wie Finanz-Szene erfuhr, hat Meyer das Institut verlassen. Sein Abschied erfolgte „auf eigenen Wunsch“, heißt es auf Anfrage. Der Abgang des 57-Jährigen überrascht insofern, als seine Rolle erst vor Kurzem scheinbar aufgewertet wurde. Gleichwohl war im Asset Management von Berenberg in diesem Jahr viel in Bewegung. Neben mehreren Portfolio-Managern verließ auch Matthias Born, Gesamtleiter des Portfoliomanagements, die Bank, siehe erst neulich unser Stück –> Berenberg zieht Schlussstrich unter Promi-Offensive im Asset Management. Nun also auch Meyer – übrigens der zweite Fall binnen weniger Wochen, dass bei einem großen Player im hiesigen Private Banking der Anlagechef ausgetauscht wird.
Sämtliche Private-Banking-News aus September und Oktober 2025
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