Spezialbanken-Ticker

Zwischen IPO und Bafin-Moratorium: Alle Spezialbanken-News seit Jahresbeginn

In unserem Spezialbanken-Ticker beleuchten wir all jene Banken, die ansonsten eher wenig beleuchtet werden – von den Sutors bis hin zu den Advanzias, von den Förderbanken bis hin zu den Kirchenbanken, von den Whitelabel-Spezialisten bis hin zu den kleinen Auslandsbanken.

Hier unser Ticker für Januar und Februar:

Flatex rettet 2022 (so ein bisschen). Macht aber kaum Hoffnung für 2023

Der Frankfurter Online-Broker Flatex hat 2022 dann doch mehr Umsatz gemacht, als nach diversen Prognose-Senkungen zu befürchten war. Grund zur Hoffnung also? Nicht wirklich. Der Ausblick nämlich fällt seeeeehr zurückhaltend aus. Bitte sehr: FS Premium

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Kurz getickert

  • Für die bereits angekündigte Abwicklung der Frankfurter VTB Bank (Europe) SE gibt es nun auch einen fixen Zeitplan. Laut Informationen von Finanz-Szene soll die hiesige Tochter der gleichnamigen russischen Staatsbank zum 1. April aufgelöst werden.

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OLB will mit 22% Eigenkapital-Rendite zum IPO…

Bei der OLB läuft es operativ wie geschmiert: 2022 stiegen die Erträge im Vergleich zum Vorjahr um 12% auf 578 Mio. Euro. Die Kosten sanken um 14% auf 244 Mio. Euro. Die Cost-Income-Ratio sank von 55% auf nunmehr 42%, und die Eigenkapitalrendite nach Steuern kratzt inzwischen mit 14,7% an der Marke von 15%. Dabei ist anzumerken, dass die OLB weiter fest auf zwei Beinen steht, also 1.) dem Privat- und Firmenkundengeschäft (wo gut die Hälfte der Erträge und knapp 40% des Gewinns erwirtschaftet wurden) und 2.) den Finanzierungen im Bereich „Corporates & Diversified Lending“. Zum dritten Mal binnen eines Jahres schraubte die OLB die Prognose nach oben und will künftig bei der Cost-Income-Ratio von unter 40% und einer Eigenkapitalrendite nach Steuern von 14 bis 16% landen (einen Korridor, den sie mit Blick auf die Eigenkapitalrendite 2022 also bereits erreicht hat).

Mit dem gestern vorgelegte Zahlenwerk bewirbt sich die OLB auch für den angedachten Börsengang, über den die Finanzinvestoren als OLB-Eigner in diesen Wochen entscheiden müssen. Dabei ist die Eigenkapitalrendite vor Steuern mit 22% ungewöhnlich hoch, was umso bemerkenswerter ist, als dass die OLB mit einer Kapitalquote von 13,6% zugleich relativ gut kapitalisiert ist – „Hausaufgaben gemacht“, nennt OLB-Vorstandschef Stefan Barth das.

Zu einem möglichen Zeitpunkt und ein „Go“ für den Börsengang äußerte er sich auf der Bilanzpressekonferenz zwar nicht, machte aber deutlich, dass seine Bank mit den vorgelegten Zahlen zu den profitabelsten Universalbanken in Europa gehört – was fraglos stimmt. Das wiederum versetzt die Eigner, bestehend aus Apollo Global Management sowie zwei Pensionsfonds und einem weiteren Finanzinvestor, in eine komfortable Situation: Entweder, sie bringen die OLB an die Börse und stecken sich den Verkaufserlös ein. Oder sie behalten die OLB – und können angesichts der Profitabilität und der starken Kapitalisierung der Bank sofort problemlos wesentliche Teile des aktuellen und künftigen Nettogewinns ausschütten.

Die Ergebnisse der (baldigen OLB-Tochter) Degussa lesen Sie weiter unten…

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…und Degussa will mit 22% hartem Kernkapital zur OLB

Die Degussa Bank vermeldet in ihren vermutlich letzten eigenen Geschäftszahlen vor angekündigten Übernahme durch die OLB (siehe hier) einen Gewinn vor Steuern von 39 Mio. Euro. Der Zinsüberschuss zog massiv um 31% auf nunmehr 118 Mio. Euro an, auch wahrte die Bank bei den Kosten Disziplin (minus 5% auf 109 Mio. Euro). Doch wie schon in den Vorjahren (siehe unser Themendossier hier) benötigte die Bank auch 2022 sonstige Erträge in Höhe von 38 Mio. Euro, um ein signifikant positives Jahresergebnis auszuweisen. Diese weiteren Erträge seien „im Wesentlichen durch die Veräußerungen von Tochtergesellschaften geprägt“, teilte die Bank mit.

Auffällig ist ein drastischer Anstieg der Kapitalisierung, der sowohl auf steigendes Eigenkapital als auch sinkende Aktiva zurückzuführen ist. Zum Bilanzstichtag betrug die harte Kernkapitalquote 22,5% (Vorjahr: 11,9%), was insbesondere die Käuferin OLB freuen dürfte: Dem im September genannten Kaufpreis von 220 Mio. Euro steht ein bilanzielles Eigenkapital von inzwischen 340 Mio. Euro gegenüber. Zudem übernimmt die OLB 5 Mrd. Euro an Einlagen und 4,7 Mrd. Euro an Krediten, die offenbar von hoher Qualität sind: Die zusätzliche Risikovorsorge betrug 2022 gerade einmal 4,8 Mio. Euro und damit nur rund 10 Basispunkte des Kreditvolumens.

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HSBC Deutschland fast in den roten Zahlen

Die HSBC Deutschland hat Jahre des Dauer-Umbaus hinter sich. Bereinigt um Transformationskosten lesen sich die gestern veröffentlichten 2022er-Zahlen gar nicht so schlecht. Wobei: Hat die britische Mutter überhaupt ein Interesse, die hiesige Noch-Dependance gut aussehen zu lassen? Voilà: FS Premium

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Unter Strom: Wo der Baader-Gewinn wirklich herkommt

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Kurz getickert

  • Moody’s hat die Bonitätsnote der Hamburg Commercial Bank um ein Notch auf „A3“ angehoben – die siebtbeste mögliche Bewertung. Vor zwei Monaten hatte die HCOB die Rating-Beziehung mit Standard & Poor’s aufgekündigt. 
  • Die Oldenburgische Landesbank holt „Bloomberg“ zufolge weitere IPO-Banken an Bord. Neben den bereits genannten Bookrunnern Deutsche Bank, Goldman Sachs und UBS seien auch Barclays, Berenberg, BNP Paribas, HSBC Holdings, KBW und die SocGen mit von der Partie.
  • Die auf Banken-Ratings spezialisierte Berliner Ratingagentur Scope hat die französische Großbank BPCE (das sind die, die gerade ihre deutsche Tochter Fidor abwickeln) als weiteren Gesellschafter gewonnen.

https://finanz-szene.de/banking/alles-noch-viel-schlimmer-die-acht-probleme-der-umweltbank/

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Linktipp

  • Vielleicht ist’s der DWP Bank (siehe weiter unten) ja ein Trost: Auch dem US-Neobroker Robinhood ist ein schwerwiegender Fehler im Zusammenhang mit einem „Reverse Split“ unterlaufen – und auch die Amerikaner hat der Fauxpas einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag gekostet. Fortune

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Die Rache der Passivseite: Wie die Umweltbank in die Bredouille geriet

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Baader mit 341.000 neuen Depots – und 39% weniger Handelsergebnis

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Aktie der Merkur Bank schießt unvermittelt in die Höhe

Mysteriöse Kursbewegungen bei der Merkur Bank: Die Aktie der börsennotierten Münchner Spezialbank schoss am Freitag zeitweise um 29% in die Höhe – und notierte bei 17,20 Euro auf einem Rekordhoch (bevor es gen Handelsschuss wieder leicht auf 15,50 Euro runterging). Wer da so fulminant kaufte und warum, das blieb ein Rätsel. Nennenswerte Nachrichten wurden keine vermeldet, die Zahlen zum vergangenen Geschäftsjahr sollen erst Ende März veröffentlicht werden. Auch das Umfeld von Vorstandschef Marcus Lingel gab sich ratlos.

Die Merkur Bank – die im Jahr 1999 an die Börse ging – führt eigentlich ein unauffälliges Dasein. Ins Blickfeld geriet sie zuletzt im Sommer 2020, als der Vorstand sich keck über die dringende Empfehlung von EZB und Bafin hinwegsetzte, wegen der Corona-Krise keine Dividenden auszuschütten (siehe hier). Bei zuletzt 2,7 Mrd. Euro Bilanzsumme und 9,2 Mio. Euro Überschuss (jeweils 2021) liegt die Marktkapitalisierung bei 118 Mio. Euro; das entspricht einem Kurs-Buch-Verhältnis von gerade mal 0,5. Die Kapitalisierung (zuletzt 13,1%) ) der auf Vermögensverwaltung, Finanzierung und Anleihenhandel spezialisierten Bank war eher durchschnittlich – auf eine Sonderausschüttung sollten die aggressiven Käufer vom Freitag eher nicht hoffen.

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Frankfurter Selfmade-Banker legt mit Ösi-Institut neunstelligen Exit hin

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Kurz getickert

  • Die DWP Bank hat das abgelaufene Geschäftsjahr mit leichten Zuwächsen bei den wichtigsten KPIs abgeschlossen. Die Zahl der Transaktionen stieg zum 2% auf 52,3 Mio. Stück, die Zahl der Depots erhöhte sich um ebenfalls 2% auf 5,6 Millionen.
  • Die DWS plant nach Informationen unseres Partner-Mediums „Finance Forward“ einen Vorstoß in den Krypto-Bereich – und sondiert in diesem Zusammenhang u.a. eine Beteiligung an der Bankhaus-Scheich-Tochter Triadas. Auch „Bloomberg“ berichtet hierüber (Financefwd).

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Exklusiv: Santander macht hierzulande 433 Mio. € Gewinn – und experimentiert herum

Die hierzulande vor allem als „Santander Consumer Bank“ aktive spanische Santander hat 2022 in ihrem Deutschland-Geschäft einen Gewinn („Underlying attributable profit“) von 433 Mio. Euro erwirtschaftet – was einem Plus von 7% zum Vorjahr entspricht. Innerhalb der „Digital Consumer Bank“ genannten Sparte lieferte der deutsche Markt zugleich den höchsten Gewinnbeitrag aller Länder ab. Die „Santander Consumer Bank“ selber zeigt ihre Zahlen in der Regel erst im Laufe des Frühjahrs. Trotz bilanztechnisch bedingter Abweichungen darf man davon ausgehen, dass auch hier ein Rekordgewinn winken könnte.

In ihrer Präsentation zu den gestern veröffentlichten Zahlen berichtet die Santander Bank übrigens auch vom Launch eines eher bankfernen Geschäftsfelds: Unter dem Namen „Wabi“ haben die Santander demnach letzten Sommer einen „Auto-Abo“-Dienst im deutschen Markt gestartet. Wie schon beim „Buy now, pay later“-Tool Zinia (siehe hier) und bei der im Dezember gestarteten „Suresse Bank“ (siehe hier) scheint Deutschland der Markt zu sein, auf dem die Iberer neue Produkte und Angebote am liebsten ausrollen.

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Kurz getickert

  • Auch die erste Kirchenbank beichtet jetzt Verluste aus Eigenanlagen, und zwar die Bank für Kirche und Diakonie (Bilanzsumme: rund 7 Mrd. Euro). Um trotzdem 4% Dividende ausschütten zu können, will das in Dortmund ansässige Institut nun die Rücklagen anzapfen. Da freut sich die Bafin! (Mitteilung/PDF)
  • Die beiden großen, bundesweit agierenden Förderbanken hierzulande habe ihre Geschäfte im vergangenen Jahr deutlich ausgeweitet. So explodierte das Fördervolumen der KfW (Mitteilung siehe hier) um 56% auf 167 Mrd. Euro, wobei allein die sogenannten „großvolumigen Zuweisungsgeschäfte“ (also die Uniper-Rettung und andere Transaktionen im Auftrag der Bundesregierung) mit gut 58 Mrd. Euro zu Buche schlugen… 
  • …Bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank stieg das Neugeschäft derweil um 18% auf 11,5 Mrd. Euro, wozu unter anderem Programmkredite für „Erneuerbare Energien“ (plus 48% auf 1,6 Mrd. Euro) beitrugen. Anders als die KfW gab die Rentenbank übrigens auch Hinweise zur Ertragslage – und offenbarte dabei um 25% (!) auf 113 Mio. Euro gestiegene Verwaltungsaufwendungen. Begründung: Altersvorsorge, IT-Investitionen (Mitteilung

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„Nur“ 63 Mio. € Schaden: Wie Bafin und BdB die North Channel Bank trockenlegten

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Kurz getickert

  • Die Mitte Januar von der Bafin unter Moratorium gestellte Mainzer North Channel Bank ist insolvent, wie der zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte Dietmar Haffa gestern mitgeteilt hat (Wiwo
  • Die Hamburg Commercial Bank bleibt im Angriffsmodus. Der 2022er-Nettogewinn werde voraussichtlich rund 15% oberhalb der letzten Prognose von 350 Mio. Euro liegen, sagte der neue Vorstandschef Ian Banwell gegenüber „Bloomberg“ (Paywall). Darüber hinaus bekräftigte Banwell das Ziel, mehr als 1 Mrd. Euro an Dividende auszuschütten. Zudem wolle man die Belegschaft um rund 150 Stellen aufstocken – womit die frühere HSH Nordbank, die zuletzt 870 Jobs zählte, wieder über die 1.000er-Marke käme.

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Geplatzter Verkauf, kein Testat – wieso die Bafin die North Channel Bank schloss

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Fataler Fauxpas: DWP Bank verliert bei Wertpapier-Split rund 60 Mio. Euro

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„Chronisch defizitär“: Bafin verhängt Moratorium über North Channel Bank

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Kurz getickert

  • Auch die National-Bank Essen zeigt Zahlen (und weist sogar schon für 2022 fast 9% mehr Kosten aus …): Ein sprudelnder Zinsüberschuss (+12% auf 99 Mio. Euro), begründet mit einem regen Firmenkundengeschäft, hat den Rückgang im Provisionsergebnis (-6% auf 51 Mio. Euro) überkompensiert. Weil zugleich die Risikovorsorge um knapp 2 Mio. auf gut 10 Mio. Euro sank, stieg der Jahresüberschuss trotz der – siehe oben – merklich höheren Verwaltungsaufwendungen um 15% auf 17 Mio. Euro.
  • Bafin beschränkt Geschäfte des Bankhauses Obotritia: So berichtet es das „Handelsblatt“ (Paywall) unter Berufung auf den 2021er-Abschluss des Rolf-Elgeti-Instituts (siehe zum gleichen Thema zuletzt unser Stück -> „Richter stärken Position der Bafin – und stellen Münchner Bankhaus bloß“). Wörtlich heiße es im Geschäftsbericht: „Aufgrund der Geschäftseinschränkungen sind die Zukunftsaussichten langfristig mit der bisherigen Geschäftsstrategie nicht mehr gegeben und es ist erforderlich, die Geschäftsstrategie und -planung zu überarbeiten.“

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Die Bank, die in den Zaubertrank fiel – Ertragswunder bei Varengold

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Kurz getickert

  • Die KfW-Ipex reduziert die Zahl ihrer Sparten von sieben auf vier: Der Export- und Projektfinanzierer der KfW fokussiert sich künftig auf die Sektoren „Industrie“, „Energie“, „Mobilität“ und „Infrastruktur“. Die bislang eigenständigen Bereiche „Handel“ und „Grundstoffe & Recycling“ gehen in der Industrie-Sparte auf, dasselbe gilt für die „Schifffahrt“, die künftig zum Mobilitäts-Segment gehört. Mitteilung
  • HCOB verschiebt ihren Angriff in der gewerblichen Immobilienfinanzierung: Eigentlich wollte die frühere HSH Nordbank im vergangenen Jahr neue Kredite im Umfang von 2,7 Mrd. Euro vergeben – stattdessen sind es nur rund 1,5 Mrd. Euro geworden, wie Bereichsleiter Peter Axmann der „BÖZ“ (Paywall) gebeichtet hat. Auch für 2023 zeigte sich der Manager verhalten. Avisiertes Zielvolumen: etwa 2 Mrd. Euro

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Alle Spezialbanken-News aus November und Dezember

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