von Christian Kirchner und Bernd Neubacher , 27. Februar 2024
In unserem „Groß- und Direktbanken“-Ticker verfolgen wir, was bei Deutsche Bank, Commerzbank, ING Diba usw. los ist.
Hier der Ticker für den Februar 2024:
–––
Die geplanten neuen Home-Office-Regeln bei der Deutschen Bank sorgen weiterhin für Unruhe. Wie berichtet (siehe unten), hatten Vorstandschef Christian Sewing und COO Rebecca Short vergangene Woche versucht, ihr Vorhaben in einer weiteren E-Mail an die Belegschaft besser zu begründen. Daraufhin hätten sich im Intranet allerdings erneut „hunderte“ Kommentare angesammelt, berichtet heute Morgen die „Süddeutsche Zeitung“ (Paywall). Ein Mitarbeiter habe beispielsweise geschrieben: „Warum belassen Sie es nicht bei den bisherigen Regelungen? Legen Sie die Verantwortung Ihrer Mitarbeiter in die Hände ihrer Führungskräfte.“ Ein anderer habe angemerkt, dass man sich in Summe mit anderen Entscheiden der „Sollbruchstelle zwischen Belegschaft und Management“ gefährlich annähere. Bislang dürfen Mitarbeiter der Deutschen Bank an bis zu drei Tagen pro Woche von zuhause aus arbeiten. Nach den Plänen des Managements soll dagegen künftig an drei Tagen pro Woche Präsenzpflicht herrschen, ab der Ebene des Managing Directors sogar an vier Tagen.
–––––––––––––––––––
Der Aufsichtsrat der Deutschen Bank zieht Konsequenzen aus dem Chaos rund um die missglückte IT-Migration bei der Postbank. Wie am 22. Februar zuerst die „Süddeutsche Zeitung“ (Paywall) berichtete, müssen in diesem Jahr mehrere Vorstände mit Einschnitten bei ihren Bonuszahlungen rechnen. Am stärksten betroffen sei der frühere Vizechef und Privatkundenvorstand Karl von Rohr, dessen Bonifikation sich „ungefähr halbieren dürfte“, so die SZ. Daneben müssten auch Vorstandschef Christian Sewing, COO Rebecca Short und der neue Privatkundenchef Claudio de Sanctis mit Kürzungen rechnen. Grundlage der Entscheidung sei das im Herbst in Auftrag gegebene EY-Gutachten. Der Wirtschaftsprüfer sollte prüfen, wer die Verantwortung für das Fiasko bei der Postbank trägt.
Das Hin und Her um die „Apple-Pay-Girocard“ der Commerzbank
Die nächste Bankenkrise – und die ungebrochene Kraft von „Fintech“
Wie sich unsere Banken langsam, aber sicher von Twitter verabschieden
Manchmal könnte man meinen, aus der deutschen Finanzbranche sei eine einzige „GenZ“ geworden. Volksbanken schwenken auf die 4-Tage-Woche. Landesbanken überbieten sich mit ihren „Workation“-Programmen. Und das Home-Office? Ist eh längst eingepreist. Schließlich muss man als Bank in Zeiten des Fachkräftemangels ja froh sein, wenn sich überhaupt noch einer ins Kunden-Meeting einwählt – und sei es der Associate am Pool einer Billig-Finca auf Malle … Ähhh, und wie ist die Lage wirklich??? Nun: In Wirklichkeit ist es so, dass viele Bankchefs die Dinge längst nicht so wattebäuschig sehen, wie das mancher Personaler vielleicht tut. Gibt einem halt zu denken, wenn sich, sagen wir, die DWP Bank (wie letzten Herbst passiert) für ihre tolle „Workation-Quote“ feiern lässt – und drei Tage später kommt heraus, dass dieselbe Bank ihr wichtigstes Mandat in den Sand gesetzt hat. Oder wenn die HCOB die Home-Office-Vereinbarung mit ihren Mitarbeitern kündigt und bald darauf die nächsten Rekordzahlen vorlegt. Manch einer fragt sich dann: Hatte der alte Berenberg-Gel-Banker Riehmer mit seiner „100%-Präsenz-Politik“ vielleicht doch nicht so unrecht??? Jedenfalls: Wie am Freitag bereits vermeldet, macht Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing also nun „den Riehmer“. Zumindest zu 80%. Wer mindestens „Managing Director“ ist, soll ab Juni an mindestens vier Tagen die Woche ins Büro kommen. Und wenn der fünfte Tag ein Freitag ist, dann darf der fünfte Tag in der Woche drauf kein Montag sein. Langes Home-Office-Wochenende passè, ätschibätsch. Und nun? Ist die Unruhe groß. Weil in so einer Personalpolitik natürlich ein gerütteltes Maß an Misstrauen gegenüber den eigenen Leuten mitschwingt. Aber auch, weil manch einer in den Doppeltürmen jetzt die ketzerische Frage aufwirft, wie es CEO Sewing und seine Vorstandskollegen denn selbst mit der Präsenz halten. Hier die Antwort: FS Premium
Wie gut oder schlecht es einer Bank geht – das lässt sich fast immer an den Themen ablesen, die bei so einer Bilanz-PK gewälzt werden. Mal angenommen, gestern wäre (anstelle der Coba) die PBB mit ihrer Zahlen-Präsentation an der Reihe gewesen: Hätte dann irgendwer eine Grundsatzfrage zur Aktionärsstruktur gestellt? Hätte irgendwer wegen ein paar Millionen mehr oder weniger im Provisionsergebnis nachgehakt? Hätte sich irgendwer an Personalfragen aufgehalten, auf die es eh keine Antwort gibt? Genau das waren aber die Themen, um die sich gestern beträchtliche Teile der Bilanz-PK der Commerzbank drehten [die verblüffenden Antworten übrigens lauteten: 1.) Kein neuer Ankeraktionär in Sicht; 2.) Das mit den Provisionen wird schon noch; 3.) Nein, Herr Knof hat auch gestern nicht verraten, ob er demnächst zugunsten von Frau Orlopp seinen Platz räumt]. Um es also auf den Punkt zu bringen: Ja, klar, auch die Commerzbank hat Probleme. Gemessen an manchen Wettbewerbern bzw. gemessen an früheren Versionen ihrer selbst handelt es sich dabei aber eher um Luxusprobleme. Wie das halt so ist, wenn man den nach eigenen Angaben höchsten Nettogewinn der Firmenhistorie präsentiert (2,2 Mrd. Euro), wenn man sich bei der Eigenkapital-Rendite (7,7%) für den Moment vor die Deutsche Bank (7,4%) geschoben hat, wenn die Aktie trotz eher unambitionierter Prognose um 5,5% steigt an so einem Tag – und wenn die Frage nach dem US-CRE-Exposure schon allein deshalb nicht diskutiert werden muss, weil dieses Exposure bei exakt „Null“ liegt. Also alles tippi-toppi bei den „Gelben“? Na, ganz so ist’s natürlich auch wieder nicht! Sieben Erkenntnisse: FS Premium
Commerzbank trifft im Q4 die Erwartungen – aber enttäuscht im Provisionsgeschäft
Wie die DWS und die Union Investment die Absatz-Statistiken der deutschen Fondsindustrie sprengen – und was dies über die Asset-Management-Offensive der Commerzbank lehrt oder zumindest lehren könnte. Bitte sehr: FS Premium
Commerzbank will weitere Asset-Management-Boutiquen zukaufen
2,8 Mrd. Euro operativer Gewinn, 44% Cost-Income-Ratio, >16% Eigenkapital-Rendite: An den 2023er-Zahlen der Hypo-Vereinsbank ist grosso modo wenig auszusetzen. Im vierten Quartal allerdings hat es ordentlich geknirscht im Gebälk – wobei das allerdings nicht fürs Zinsergebnis gilt, das (Novum!) den Peak eigentlich schon überschritten hatte, nun aber doch wieder steigt. Was ist da los? Wir haben es uns angeschaut: FS Premium
Kartenbetrug: Banken und Sparkassen erreichen dramatisch mehr Beschwerden
Zu den Dingen, die der Deutschen Bank (auch von uns hier) immer wieder vorgehalten werden, gehört bekanntlich: Bei allen operativen Verbesserungen – im Vergleich mit ihrer europäischen Peer-Group fallen die Frankfurter weiterhin ab. So gesehen dürfte der 1. Februar ganz nach dem Geschmack von Vorstandschef Christian Sewing gewesen sein. Denn, 1.) Die BNP Paribas wurde an dem Tag von ihren Aktionären regelrecht vermöbelt (Aktie –9,2%), nachdem die Pariser Großbank stagnierende Erträge und eine steigende Risikovorsorge eingestanden hatte – und die Renditeziele nun erst einmal um ein Jahr nach hinten geschoben werden. Hinzu kam, 2.) Die Aktie der ING Groep (um deren Frankfurter Tochter es weiter unten gehen wird) sackte ebenfalls ab, um rund 6%, weil der Gewinn der Niederländer in diesem Jahr überraschend sinken soll (nachdem es bislang geheißen hatte, er werde steigen). Und schließlich, 3.) Die Deutsche Bank selber! Die nämlich stellte mit einem Kursplus von 3% auf 12,39 Euro ihre Wettbewerber regelrecht in den Senkel. Was aber weniger an den am Morgen präsentierten 2023er-Zahlen lag (dank einer Steuergutschrift satte 4,8 Mrd. Euro statt der erwarteten 4,3 Mrd. Euro Gewinn, siehe unsere frei zugängliche Kurz-Analyse hier). Sondern daran, dass die Deutsche Bank ihre Investoren-Story tatsächlich zu nuancieren beginnt. Die jahrelang vernachlässigten Kosten werden nämlich plötzlich doch wieder zum Schlüsselthema – übrigens um den Preis mehrerer tausend Arbeitsplätze. Zugleich wird allerdings mitnichten überall gestrichen. Im Gegenteil, eine Sparte erhält zurzeit sogar deutlich mehr Ressourcen als andere. Unsere große Analyse: FS Premium
Gibt es noch irgendwen, der nicht mitbekommen hat, dass die ING Diba 2023 den höchsten Gewinn ihrer Geschichte (2,5 Mrd. Euro!) eingefahren hat? Freilich: Darüber hinaus gibt es auch ein paar Erkenntnisse mit größerem Neuigkeitswert. Etwa, dass das Baufi-Neugeschäft um 47% zurückgegangen ist (und damit ähnlich stark wie bei den Sparkassen) – wobei, und so deutlich hat das noch niemand gesagt, der Trend laut Vorstandschef Nick Jue gerade drehen könnte. Die fünf wichtigsten Erkenntnisse der Bilanz-PK, voilà: FS Premium
Die Deutsche Bank verliert einen ihrer wichtigsten Großaktionäre. Doch fast nirgends ist darüber zu lesen. Warum eigentlich nicht? Weil die Geschichte gar nicht stimmt? Oder weil sie nicht stimmen soll? Ein Lehrstück über Finanzkommunikation: FS Premium
Unter mysteriösen Umständen ist unserer Redaktion das Bild zweier blousonbejackter Männer zugespielt worden, bei denen es sich um bekannte Gesichter der Frankfurter Banken-Community handeln könnte – aber auch um jemand ganz, ganz anderes. Doch um wen genau??? Unser Rätsel: FS Premium
Sämtliche „Groß-und Direktbanken“-News von Dezember 2023 bis Januar 2024
Die Artikel von Finanz-Szene sind urheberrechtlich geschützt und nur für den jeweiligen Premium-Abonnenten persönlich bestimmt. Die Weitergabe – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Wie Sie Inhalte rechtssicher teilen können (z.B. via Pressespiegel), erfahren Sie hier.
Danke für Ihr Verständnis. Durch Ihr Abonnement sichern Sie ein Stück Journalismus!