von Heinz-Roger Dohms und Christian Kirchner, 31. Oktober 2024
In unserem Makro-Ticker behalten wir alle volkswirtschaftlichen und politischen Oberthemen im Blick, die das Geschäft unserer Banken und Fintechs beeinflussen.
Hier der Ticker für September und Oktober 2024:
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Die Erholung in der privaten Baufinanzierung ist weiterhin intakt. Laut frischen Bundesbank-Zahen belief sich das Neugeschäft im September auf 16,8 Mrd. Euro. Das war das gleiche Niveau wie im August – und bedeutet einen Plus von 36% verglichen mit dem Vorjahr. Auch auf Dreimonats-Sicht (wobei sich hier vor allem der bockstarke Juli niederschlägt) zeigt sich, das der Aufschwung am Stabilität gewinnt. So wurden im Sommerquartal alles im allem frische Wohnbaukredite im Umfang von 53,1 Mrd. Euro zugesagt, gemessen an der identischen Vorjahresperiode ein Plus von 29%. Dieser Zuwachs deckt sich gleichsam eins zu eins mit dem Umsatz-Wachstum beim Berliner Hypotheken-Vermittler Hypoport im dritten Quartal (siehe unten); er passt zum deutlich gestiegenen Volumenanstieg in den Kreditbüchern der ING Diba (siehe hier); und er passt auch zum steilen Nachfrageplus, den der „Bank Lending Survey“ dieser Tage diagnostizierte (siehe hier).
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Wussten Sie schon, dass die IKB mal wieder zum Verkauf stehen soll? (So wurde es neulich mal in sogenannten „Kreisen“ erzählt.) Oder dass jedenfalls der Vorstand weiterhin für einen Verkauf offen ist? (So steht es im H1-Bericht.) – Okay, liebe Leserinnen und Leser, jetzt werden Sie berechtigterweise einwenden, dass das ja nun wirklich keine News ist oder allenfalls eine News mit einem derart langen Bart, dass im Vergleich dazu sogar der sehr, sehr lange Bart des Deutsche-Bank-Influencers Jürgen Schmitt bescheiden wirkt. Schließlich steht die IKB gefühlt ja irgendwie immer zum Verkauf. Und das schon ewig. Was die Frage aufwirft: Warum kommen wir Ihnen heute Morgen trotzdem mit der alten Leier, haben wir nichts Spannenderes? Antwort, erster Teil: Äh, erwischt, wir haben tatsächlich keine vernünftige News heute Früh im Angebot. Antwort, zweiter Teil: Vielleicht ist das mit IKB ja aber trotzdem interessant. Zumindest in dem Sinne, dass niemand, der da draußen auf einen M&A-Deal spekuliert, die Hoffnung aufzugeben braucht. Denn: Gemergt & akquiriert wird im deutschen Banking aktuell wie seit Jahren nicht mehr. Und damit meinen wir nicht nur die alles überstrahlende Attacke auf die Commerzbank. Sondern ganz, ganz viele kleine und mittelgroße M&A-Deals, die hierzulande ebenfalls gerade vollzogen oder wenigstens angebahnt werden. Wir haben einfach mal gezählt und sind (Sparkassen und Volksbanken haben wir außen vorgelassen, denn da wird ja andauernd fusioniert) auf sage und schreibe 17 Fälle gekommen. Hier sind sie: FS Premium
Wieso die Baufi-Nachfrage steil ansteigt – und die Erholung jetzt stabil sein dürfte
Die wieder mal sehr reißerische Headline am 10. Oktober („Ist ‚Nehmen, was man kriegt‘ der neue USP im Kreditgeschäft von Sparkassen und Volksbanken?“) hat erwartungsgemäß zu Protesten in unserem E-Mail-Postfach geführt. So schreibt uns der laut Selbstbeschreibung „geknechtete“ Controller einer „kleinen Regionalbank“, dass ja nun mal ab 2025 „die neuen KSA-Risikogewichte mit der CRR-III im Rahmen der Finalisierung von Basel IV in die Bücher gesegelt“ kämen. „Jede kaufmännisch vernünftig bzw. auch hinreichend konservativ planende Sparkasse oder Volksbank“ müsse das in den Planzahlen für die RWA-Entwicklung berücksichtigen (anders ausgedrückt: Nicht die von Bafin und Buba angeführte „gestiegene Risikonahme“ hat schuld an der prognostizierten höheren RWA-Dichte bei Sparkassen und Volksbanken – sondern in erster Linie „die neuen aufsichtsrechtlichen Spielregeln“, wie unser geknechteter Controller schreibt. Etwas weniger fundiert fällt derweil die Kritik eines bayerischen Raiffeisenbank-Chefs aus: „Guten Morgen sehr geehrtes Redaktionsteam, ich habe gerade Ihren Beitrag zum LSI-Test und der RWA-Dichte gelesen … So ein Schmarrn, wie wir in Bayern dazu sagen.“
„Nehmen, was man kriegt“ als USP im Kreditgeschäft von Sparkassen und Genos?
Was beim Stresstest für kleine und mittelgroße Banken herausgekommen ist
Rund 1.000 offene Stellen – deutsche Fintechs stellen wieder kräftig ein
Angesichts der gestern vorgestellten Inflationsdaten erscheint nunmehr sicher, dass die EZB in ihrer Oktober-Sitzung den Leitzins um weitere 0,25% senken wird – und sogar noch ein weiterer Zinsschritt vor Weihnachten darf jetzt als wahrscheinlich gelten. Konkret ging die Teuerung in der Eurozone im September auf 1,76% zurück, verglichen mit einer EZB-Erwartung von 2,0%; die Kerninflation betrug Eurostat zufolge 2,76% (Erwartung: 2,9%). Die EZB hatte den Einlagenzins für die Banken bereits im September um 25 Basispunkte auf 3,5% reduziert.
Wie Banken und vor allem Fintechs von der „Riester-Alternative“ profitieren
Hohe Kostendisziplin, stabile Zinserträge – die frohe Botschaft der Buba-Statistik
Laut den neuen BVI-Zahlen zum Verwahrgeschäft sind die einheimischen Anbieter im ersten Halbjahr merklich schneller gewachsen als die großen Auslandsbanken. So steigerte die Deka ihr Verwahrvolumen dank kräftiger Zuflüsse bei offenen Publikumsfonds um 5% auf 239 Mrd. Euro – womit das Fondshaus der Sparkassen an J.P. Morgan (+1% auf 236 Mrd. Euro) vorbeizog und nun die neue Nummer fünf im Markt ist. Auf den ersten vier Plätzen ändert sich an der Rangfolge zwar nichts, allerdings legte die DZ Bank auf Platz drei mit einem Anstieg von 7% auf 354 Mrd. Euro prozentual stärker zu als der Marktführer BNP Paribas (+3% auf 679 Mrd. Euro) sowie State Street (+4%) und HSBC (+4%). Auch das Volumen der LBBW zog deutlich an, nämlich um 5% auf 185 Mrd. Euro.
Bei den in der Niedrigzinsphase von vielen Banken stark vertriebenen offenen Immobilienfonds scheint sich die Problemlage zu verschärfen. Schon letzte Woche waren Bundesbank-Zahlen publik geworden, wonach die Nettoabflüsse im Juli in die Höhe geschossen waren. Nun zeigt sich – der August war offenbar nicht besser. Hier entlang: FS Premium
Sämtliche Makro-News aus Juli und August 2024
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