Makro-Ticker

Sämtliche Makro-News aus September und Oktober 2024

In unserem Makro-Ticker behalten wir alle volkswirtschaftlichen und politischen Oberthemen im Blick, die das Geschäft unserer Banken und Fintechs beeinflussen. 

Hier der Ticker für September und Oktober 2024:

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Aufschwung weiterhin intakt – die frischen Baufi-Zahlen der Bundesbank

Die Erholung in der privaten Baufinanzierung ist weiterhin intakt. Laut frischen Bundesbank-Zahen belief sich das Neugeschäft im September auf 16,8 Mrd. Euro. Das war das gleiche Niveau wie im August – und bedeutet einen Plus von 36% verglichen mit dem Vorjahr. Auch auf Dreimonats-Sicht (wobei sich hier vor allem der bockstarke Juli niederschlägt) zeigt sich, das der Aufschwung am Stabilität gewinnt. So wurden im Sommerquartal alles im allem frische Wohnbaukredite im Umfang von 53,1 Mrd. Euro zugesagt, gemessen an der identischen Vorjahresperiode ein Plus von 29%. Dieser Zuwachs deckt sich gleichsam eins zu eins mit dem Umsatz-Wachstum beim Berliner Hypotheken-Vermittler Hypoport im dritten Quartal (siehe unten); er passt zum deutlich gestiegenen Volumenanstieg in den Kreditbüchern der ING Diba (siehe hier); und er passt auch zum steilen Nachfrageplus, den der „Bank Lending Survey“ dieser Tage diagnostizierte (siehe hier).

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Kurz getickert

  • Die Erholung in der privaten Baufinanzierung schlägt sich auch in den Q3-Zahlen von Hypoport nieder. Von Juli bis September erwirtschaftete der Berliner Baufi-Vermittler 114 Mio. Euro Umsatz, zum Vorjahr ein Plus von 29%.
  • Die deutsche Kreditwirtschaft scheint im eigentlich längst verlorenen Kampf um die Altmittel aus der Bankenabgabe nicht aufgeben zu wollen. Bekanntlich arbeitet die Bundesregierung an einem Gesetz, wonach die umstrittenen 2,3 Mrd. Euro dem Soffin, also dem Rettungsfonds aus Zeiten der Finanzkrise, zugutekommen sollen. Wie die „Börsen-Zeitung“ (Paywall) berichtet, haben einige Banken in der Causa nun eine „Untätigkeitsklage“ gegen die Bafin eingereicht. Hintergrund: Die Aufsicht verwaltet die 2,3 Mrd. Euro treuhänderisch. Wenn wir es richtig verstehen, wollen die Banken mit der Klage nun Druck auf die Bafin ausüben, sich irgendwie im Sinne der Kreditwirtschaft einzusetzen.
  • Die EZB hat die Leitzinsen wie erwartet zum dritten Mal gesenkt. Der Einlagenzins für die Geschäftsbanken sinkt um 25 Basispunkte auf 3,25%, der Haupt-Refinanzierungssatz (zu dem die Banken umgekehrt Liquidität von der EZB erhalten) reduziert sich im gleichen Ausmaß auf 3,40%.

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Von Hauck bis HSBC: 17 (!) aktuelle M&A-Verfahren im deutschen Banking

Wussten Sie schon, dass die IKB mal wieder zum Verkauf stehen soll? (So wurde es neulich mal in sogenannten „Kreisen“ erzählt.) Oder dass jedenfalls der Vorstand weiterhin für einen Verkauf offen ist? (So steht es im H1-Bericht.) – Okay, liebe Leserinnen und Leser, jetzt werden Sie berechtigterweise einwenden, dass das ja nun wirklich keine News ist oder allenfalls eine News mit einem derart langen Bart, dass im Vergleich dazu sogar der sehr, sehr lange Bart des Deutsche-Bank-Influencers Jürgen Schmitt bescheiden wirkt. Schließlich steht die IKB gefühlt ja irgendwie immer zum Verkauf. Und das schon ewig. Was die Frage aufwirft: Warum kommen wir Ihnen heute Morgen trotzdem mit der alten Leier, haben wir nichts Spannenderes? Antwort, erster Teil: Äh, erwischt, wir haben tatsächlich keine vernünftige News heute Früh im Angebot. Antwort, zweiter Teil: Vielleicht ist das mit IKB ja aber trotzdem interessant. Zumindest in dem Sinne, dass niemand, der da draußen auf einen M&A-Deal spekuliert, die Hoffnung aufzugeben braucht. Denn: Gemergt & akquiriert wird im deutschen Banking aktuell wie seit Jahren nicht mehr. Und damit meinen wir nicht nur die alles überstrahlende Attacke auf die Commerzbank. Sondern ganz, ganz viele kleine und mittelgroße M&A-Deals, die hierzulande ebenfalls gerade vollzogen oder wenigstens angebahnt werden. Wir haben einfach mal gezählt und sind (Sparkassen und Volksbanken haben wir außen vorgelassen, denn da wird ja andauernd fusioniert) auf sage und schreibe 17 Fälle gekommen. Hier sind sie: FS Premium

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Wieso die Baufi-Nachfrage steil ansteigt – und die Erholung jetzt stabil sein dürfte

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Kurz getickert

  • Die Regierung hat sich auf die Eckdaten des Jahressteuergesetzes geeinigt – ein wichtiges Detail dürfte dabei auch direkten Einfluss auf Banken, Fintechs und (Neo-)Broker haben. Hintergrund: Der Bund hatte 2020 ein Gesetz verabschiedet, das die steuerliche Verlustverrechnung bei risikoreichen Termingeschäften, etwa beim CFD-Handel, massiv einschränkte. Konkret sollten Viel-Trader zwar ihren Gewinn voll versteuern, jenseits einer Grenze von 20.000 Euro pro Jahr aber keine Verluste mehr geltend machen dürfen. Diese Beschränkung wird, nachdem zuletzt der Bundesfinanzhof interveniert hatte (siehe bereits unseren Newsletter vom 7. Januar), wieder gestrichen. RND
  • Die Zahl der Sprengattacken auf Geldautomaten ist in den ersten neun Monaten dieses Jahres deutlich zurückgegangen. Besonders augenfällig ist diese Entwicklung in Nordrhein-Westfalen, wo von Januar bis September nur noch 24 Angriffe gezählt wurden, nach jeweils mehr als 100 Attacken in den beiden Vorjahren zum gleichen Zeitpunkt. Handelsblatt (Paywall)
  • Die Bundesbank hat ihre Basel-III-Berechnungen aktualisiert – und bestätigt frühere Prognosen. Demnach werden die Mindestkapital-Anforderungen deutscher Banken bis 2030 um gut 3% steigen, bezogen auf 2033 (wenn Übergangsregeln ausgelaufen sind) wird ein Anstieg von rund 11% erwartet. Mitteilung

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Wieso die Baufi-Nachfrage steil ansteigt – und die Erholung jetzt stabil sein dürfte

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Ignoriert

  • Der Finanzplatz Frankfurt soll wieder mal gestärkt werden. Vor dem Hintergrund der drohenden Commerzbank-Übernahme kündigte der hessische Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) am Donnerstag die Gründung eines neuen „Finanzplatz-Kabinetts“ an. Damit ist offenbar ein Arbeitskreis gemeint, dem neben der Politik auch „Akteure des Finanzplatzes Frankfurt“ angehören sollen, wie Rhein in Medienberichten zitiert wird. Ziel sei, eine Strategie zu entwickeln, „um Frankfurt zu stärken“. In welcher Beziehung „Frankfurt Rhein Finance“ zu bestehenden Finanzplatz-Initiativen wie „Frankfurt Main Finance“ stehen wird, blieb bis Redaktionsschluss unklar.

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Leser-Blog

Die wieder mal sehr reißerische Headline am 10. Oktober („Ist ‚Nehmen, was man kriegt‘ der neue USP im Kreditgeschäft von Sparkassen und Volksbanken?“) hat erwartungsgemäß zu Protesten in unserem E-Mail-Postfach geführt. So schreibt uns der laut Selbstbeschreibung „geknechtete“ Controller einer „kleinen Regionalbank“, dass ja nun mal ab 2025 „die neuen KSA-Risikogewichte mit der CRR-III im Rahmen der Finalisierung von Basel IV in die Bücher gesegelt“ kämen. „Jede kaufmännisch vernünftig bzw. auch hinreichend konservativ planende Sparkasse oder Volksbank“ müsse das in den Planzahlen für die RWA-Entwicklung berücksichtigen (anders ausgedrückt: Nicht die von Bafin und Buba angeführte „gestiegene Risikonahme“ hat schuld an der prognostizierten höheren RWA-Dichte bei Sparkassen und Volksbanken – sondern in erster Linie „die neuen aufsichtsrechtlichen Spielregeln“, wie unser geknechteter Controller schreibt. Etwas weniger fundiert fällt derweil die Kritik eines bayerischen Raiffeisenbank-Chefs aus: „Guten Morgen sehr geehrtes Redaktionsteam, ich habe gerade Ihren Beitrag zum LSI-Test und der RWA-Dichte gelesen … So ein Schmarrn, wie wir in Bayern dazu sagen.“

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„Nehmen, was man kriegt“ als USP im Kreditgeschäft von Sparkassen und Genos?

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Was beim Stresstest für kleine und mittelgroße Banken herausgekommen ist

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Kurz getickert

  • Die Helaba hat mal wieder ihre Finanzplatz-Studie geupdated – und sagt nun voraus, dass bis Ende 2025 insgesamt 73.500 Menschen bei Frankfurts Banken arbeiten werden, 4% mehr als Anfang 2024.
  • Der deutschen Kreditwirtschaft droht im Streit um die Altmittel aus der Bankenabgabe eine weitere Niederlage. Wie berichtet, werden die überschüssigen Beiträge in Höhe von 2,3 Mrd. Euro dem Soffin zugutekommen – statt an die Banken zurückzufließen. Als kleines Trostpflaster sollte die Branche bei künftigen Einzahlungen aber wenigstens vom Abzugsverbot für Betriebsausgaben befreit werden. Selbst dieses kleine Entgegenkommen wollen die Länder allerdings jetzt über den Bundesrat stoppen, schreibt die „BÖZ“ (Paywall).

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Rund 1.000 offene Stellen – deutsche Fintechs stellen wieder kräftig ein

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Banken und Sparkassen müssen sich auf weitere Zinsschritte einstellen

Angesichts der gestern vorgestellten Inflationsdaten erscheint nunmehr sicher, dass die EZB in ihrer Oktober-Sitzung den Leitzins um weitere 0,25% senken wird – und sogar noch ein weiterer Zinsschritt vor Weihnachten darf jetzt als wahrscheinlich gelten. Konkret ging die Teuerung in der Eurozone im September auf 1,76% zurück, verglichen mit einer EZB-Erwartung von 2,0%; die Kerninflation betrug Eurostat zufolge 2,76% (Erwartung: 2,9%). Die EZB hatte den Einlagenzins für die Banken bereits im September um 25 Basispunkte auf 3,5% reduziert.

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Wie Banken und vor allem Fintechs von der „Riester-Alternative“ profitieren

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Kurz getickert

  • Die private Baufinanzierung erholt sich dann doch nicht so schnell, wie es zuletzt den Anschein hatte. Laut Bundesbank-Zahlen belief sich das Neugeschäft im August auf 16,8 Mrd. Euro. Das bedeutet zwar ein 17%-Plus im Vergleich zum Vorjahr – an den Juli-Wert (19,5 Mrd. Euro) reicht der August-Wert allerdings bei weitem nicht heran.
  • Das Neugeschäft in der Verbraucherfinanzierung beginnt sich zu erholen. Laut Bankenfachverband belief sich das Neugeschäft im ersten Halbjahr auf knapp 29 Mrd. Euro – gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg um 8%.
  • Laut Daten des Immobilienmaklers JJL liegt die durchschnittliche wöchentliche Anwesenheit in Frankfurter Büros (und die Büros in den Banken-Türmen sind ja eine gewichtige Teilmenge hiervon) inzwischen wieder bei 3,7 Tagen pro Woche – verglichen mit 3,0 Tagen vor zwölf Monaten bzw. 4,0 Tagen in der Zeit vor der Corona-Pandemie. BB (Paywall)

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Hohe Kostendisziplin, stabile Zinserträge – die frohe Botschaft der Buba-Statistik

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Kurz getickert

  • Die deutsche Kreditwirtschaft fordert eine Stärkung des europäischen Verbriefungsmarkts – und begründet dies mit der „dringend erforderlichen grünen und digitalen Transformation“. Beteiligt an der aktuellen Initiative sind unter anderem BdB, Commerzbank, LBBW und KfW.
  • Die deutsche Kreditwirtschaft hat im vergangenen Jahr erstmals in diesem Jahrtausend netto Stellen aufgebaut. Laut dem AGV Banken stieg die Beschäftigtenzahl bei Banken und Sparkassen um gut 2.000 auf nunmehr knapp 538.000.
  • Im Tarifstreit bei den öffentlichen Banken hat die Arbeitgeberseite ihr Angebot nachgebessert und offeriert jetzt 10,8% mehr Gehalt (in drei Stufen und bei einer Laufzeit von 35 Monaten). Den Gewerkschaften allerdings ist auch das zu wenig, die zweite Verhandlungsrunde endete am Freitag ergebnislos.
  • Die EZB hat den Einlagenzins für die Banken erwartungsgemäß um 25 Basispunkte auf jetzt noch 3,5% herabgesetzt. Gleich um 60 Basispunkte auf nunmehr 3,65% sank derweil der Hauptrefinanzierungssatz – also jener Zins, der den Geschäftsbanken umgekehrt von der Notenbank in Rechnung gestellt wird. Auch dieser Schritt, von dem sich die EZB eine Entlastung des Geldmarkts verspricht, war so erwartet worden.

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Deka, DZ Bank und LBBW arbeiten sich in Verwahrstellen-Statistik vor

Laut den neuen BVI-Zahlen zum Verwahrgeschäft sind die einheimischen Anbieter im ersten Halbjahr merklich schneller gewachsen als die großen Auslandsbanken. So steigerte die Deka ihr Verwahrvolumen dank kräftiger Zuflüsse bei offenen Publikumsfonds um 5% auf 239 Mrd. Euro – womit das Fondshaus der Sparkassen an J.P. Morgan (+1% auf 236 Mrd. Euro) vorbeizog und nun die neue Nummer fünf im Markt ist. Auf den ersten vier Plätzen ändert sich an der Rangfolge zwar nichts, allerdings legte die DZ Bank auf Platz drei mit einem Anstieg von 7% auf 354 Mrd. Euro prozentual stärker zu als der Marktführer BNP Paribas (+3% auf 679 Mrd. Euro) sowie State Street (+4%) und HSBC (+4%). Auch das Volumen der LBBW zog deutlich an, nämlich um 5% auf 185 Mrd. Euro.

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Krise bei Immobilienfonds verschärft sich – auch im August hohe Abflüsse

Bei den in der Niedrigzinsphase von vielen Banken stark vertriebenen offenen Immobilienfonds scheint sich die Problemlage zu verschärfen. Schon letzte Woche waren Bundesbank-Zahlen publik geworden, wonach die Nettoabflüsse im Juli in die Höhe geschossen waren. Nun zeigt sich – der August war offenbar nicht besser. Hier entlang: FS Premium

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Kurz getickert

  • Der Druck auf offene Immobilien-Publikumsfonds wächst. Wie aus Bundesbank-Daten hervorgeht, zogen Anleger im Juli netto weitere 729 Mio. Euro aus entsprechenden Vehikeln ab – womit sich die Abflüsse auf Sicht von zwölf Monaten auf mittlerweile 3,6 Mrd. Euro summieren. BÖZ (Paywall)

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Sämtliche Makro-News aus Juli und August 2024

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