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Erste Volksbank vermittelt Hochrisiko-Geschäftskredite von Iwoca

Es ist viel in Bewegung im KMU-Geschäft der genossenschaftlichen Bankengruppe. Das war zu Jahresbeginn die Übernahme des Berliner Kreditportals Fincompare. Da ist die VR Smart Finanz (also die Geschäftskredit-Tochter der DZ Bank), die ihre Online-Darlehen vermehrt auch außerhalb des eigenen Sektors vertreibt. Und nun zeigt sich die erste genossenschaftliche Primärbank, die einen Teil ihrer Gewerbekunden künftig an das stark auf den deutschen Markt fokussierte britische Kredit-Fintech Iwoca vermitteln will, wie Finanz-Szene vorab erfahren hat.

Bei der Primärbank handelt es sich um die Volksbank Hohenlohe (nicht zu verwechseln mit der aus Gründen zuletzt deutlich berühmteren Raiffeisenbank Hohenloher Land, siehe -> „VR-Banken in Baden-Württemberg erleben Fusions-GAU“). Deren Bereichsleister Firmenkunden, Thorsten Löhr, kam im Juli von der Commerzbank, für die er zuvor 23 Jahre lang gearbeitet hatte. Was bereits erklärt, warum es ausgerechnet die Volksbank Hohenlohe mit einer Bilanzsumme von gerade mal 2,1 Mrd. Euro ist, die innerhalb des Genosektors den Vorreiter gibt: „Wir haben uns vorgenommen, das Finanzierungsgeschäft neu aufzustellen“, berichtet Löhr. Und da die Commerzbank schon seit Jahren mit Iwoca kooperiert (und in das Fintech vor Jahren sogar mal investiert hat), hat Löhr die Idee einfach mit zu den Genos rübergenommen (übrigens: Bastian Bogs, der für Iwoca das Geschäft in Deutschland vorantreibt, ist ebenfalls ein früherer Commerzbanker).

Wo sich Iwoca und VR Smart Finanz unterscheiden

Besonders aufmerksam wird man vermutlich bei der VR Smart Finanz verfolgen, was da ja jetzt in Hohenlohe passiert. Schließlich macht das Verbundunternehmen vom Prinzip her nichts anderes als der Fintech-Konkurrenz Iwoca – es geht um die Vergabe digitaler, unbesicherter Kredite an Gewerbeteibende. Als Konkurrenz zur VR Smart Finanz will Löhr die Kooperation mit Iwoca aber nicht verstanden wissen. Sondern: „Die beiden Angebote ergänzen sich.“ Hintergrund: Die VR Smart Finanz vergibt Kredite (jedenfalls solche ohne Sicherheiten) nur an Unternehmen, die mindestens zwei Jahresabschlüsse vorlegen können. Bei Iwoca reicht hingegen in Einzelfällen sogar schon ein Umsatznachweis über zwei Monate.

Es geht also um das Bedienen einer etwas andere Klientel. Die Kunden bei Iwoca sind tendenziell kleiner und jünger als bei der VR Smart Finanz – und im Zweifel dürften auch sehr viel mehr Kredite ausfallen. Zwar gibt das Fintech an, inzwischen sogar Darlehen bis zu einer Höhe von 500.000 Euro auszureichen (noch vor zwei Jahren lag das Limit bei 100.000 Euro). Der typische Iwoca-Kredit dürfte allerdings weiterhin im vier- oder allenfalls fünfstelligen Bereich spielen. Dabei betragen die Laufzeiten oft nur wenige Monate und die Zinsen allen durchaus üppig aus, liegen also eher bei 2% pro Monat als bei 2% pro Jahr. Das ist nicht die Art von Kredit, die eine Volksbank gern auf ihre eigenen Bücher nimmt. Und auch die VR Smart Finanz traut sich an diese von der Tendenz her bonitätsschwache Klientel (bislang) nicht heran.

Thorsten Löhr verweist darauf, dass die Volksbank Hohenlohe dank der Kooperation Iwoca künftig auch Gewerbetreibende bedienen können, die bislang gar keinen Kredit erhalten würden (wofür das Institut dann eine Provision einstreicht). Sein Kalkül: Mit der Zeit verbessert sich die Bonität dieser Kunden, sodass sie irgendwann auch für das eigene Kreditbuch infrage kommen. Den ersten Iwoca-Kredit, erzählt Löhr, hätten seine Leute letzte Wochen schon vermittelt.

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