Deep Dive

Geheimprojekt: Wie sich der Sparkassen-Sektor auf die EZB-Aufsicht vorbereitet

Die Operation ist geheim. Und sie ist groß. Die Beteiligten? Die vier größten deutschen Sparkassen. Mehrere Regionalverbände. Und zwei der wichtigsten Dienstleister innerhalb der S-Finanzgruppe. Das Ziel: Den Verbund – respektive seine IT – fit zu machen für die europäische Banken-Aufsicht.

Doch der Reihe nach: Bekanntlich zählen zu den 50 Banken, die laut der Bafin Ende 2022 ihren Sitz in Deutschland hatten und direkt von der EZB überwacht wurden, auch heute bereits einzelne Sparkassen. Etwa die Berliner Sparkasse (die dem DSGV gehört). Oder die Hamburger Sparkasse (die aufgrund ihrer „freien“ Trägerschaft ebenfalls nicht zu den klassischen Kommunalinstituten gezählt wird). Was darüber hinaus bekannt ist: Als nächste große Sparkasse dürfte schon bald die Kreissparkasse Köln unter die Fuchtel der EZB geraten – während die benachbarte Sparkasse Köln-Bonn offensichtlich versucht, diesen Schritt noch eine Weile vor sich her zu schieben. Der öffentliche Eindruck war somit zuletzt: Ja, klar, für die KSK Köln wird’s ernst, aber sonst pressiert da nichts, oder? Doch um es kurz zu machen: Dieser Eindruck ist falsch.

In Wirklichkeit pressiert’s der Sparkassen-Finanzgruppe in puncto EZB-Aufsicht zurzeit ganz erheblich – und zwar an etlichen Ecken und Enden. Was neben der KSK Köln vor allem daran liegt, dass die Haspa und die Berliner Sparkasse jeweils den Wechsel ihres Dienstleisters für das Meldewesen planen, hin zu einem Anbieter, der Meldungen an die EZB bisher eher vom Hörensagen kennt. Und ein wenig auch an einer Großfusion im Lager der Bausparkassen. Genügend Spannung aufgebaut? Schön!

Wir haben das Riesenprojekt für Sie in sieben Schritten aufgedröselt:

1.) Welche Sparkassen die EZB bereits kontrolliert

Zum Hintergrund: Ab einer Bilanzsumme von 30 Mrd. Euro gelten Finanzinstitute im Jargon der Aufseher als “bedeutende” Institute (Significant Institution/SI) und nicht mehr als “weniger bedeutend” (Less Significant Institution/LSI). Dann wird die Bank der direkten Aufsicht der EZB unterstellt. Bafin und Bundesbank wirken in dem Fall zwar immer noch mit, das Sagen hat aber die Aufsicht für die großen Banken der Euro-Zone.

Laut Bafin gibt es (Stand Ende 2022) insgesamt 50 Institute mit Sitz in Deutschland, die zu den SI’s gezählt werden und damit der EZB unterstellt sind. Die EZB selbst listet (Stand 1. März 2023) nur 22 Institute eigenständig auf, allerdings zum Teil ergänzt um diverse Tochtergesellschaften. Aus dem öffentlichen Verbund gibt es laut dieser Liste sieben Institute, die die EZB unmittelbar kontrolliert (darunter vier Sparkassen):

  • BayernLB, LBBW, NordLB und Helaba (inklusive der Tochter Frankfurter Sparkasse, Bilanzsumme 2022: 22 Mrd. Euro),
  • die Deka,
  • die „Erwerbsgesellschaft der S-Finanzgruppe mbH & Co. KG“, der insbesondere die Landesbank Berlin samt Berliner Sparkasse gehört (kombinierte Bilanzsumme: 49 Mrd. Euro) sowie
  • die „Haspa Finanzholding“, der die EZB als Alleinaktionärin die Hamburger Sparkasse (Bilanzsumme: 57 Mrd. Euro) und als Mehrheitseignerin auch die Sparkasse Mittelholstein (Bilanzsumme: 3,2 Mrd. Euro) zurechnete – wobei die Dinge hier ja im Fluss sind, siehe zuletzt unser Stück –> Heimlicher Anteilsverkauf! Wie die Haspa in Holstein zum Rückzug bläst

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2.) Welche Sparkassen die EZB (wahrscheinlich) bald auch erfasst

Die erste Kandidatin, als nächste Sparkasse unter die Aufsicht der EZB zu fallen, ist die bereits erwähnte KSK Köln. Diese segelte laut Geschäftsbericht schon im vergangenen Jahr mit Aktiva von 29,8 Mrd. Euro (2021: 29,0 Mrd.) nur knapp an der 30-Mrd.-Euro-Schwelle vorbei. Womöglich zum letzten Mal, denn …

  • Anfang August will die KSK Köln sich die gut 600 Mio. Euro Aktiva mitbringende Sparkasse Radevormwald-Hückeswagen einverleiben. Allein schon deshalb dürfte sie die Schwelle von 30 Mrd. Euro Bilanzsumme spätestens Ende 2023 überschritten haben.
  • Dem Vernehmen nach entscheidet die EZB jeweils im Herbst über die Einstufung von Instituten als “bedeutend”. Da scheint die Vermutung realistisch, dass sie die KSK spätestens 2024 zur „Significant Institution“ erklärt. Damit würde dann die Uhr ticken, denn spätestens zwölf Monate später muss die direkte EZB-Aufsicht beginnen.
  • Wie jeden Neuankömmling wird die EZB die KSK Köln im Vorfeld der Aufsichtsübernahme auf Herz und Nieren prüfen, im Zuge eines Prozesses namens „Asset Quality Review“. Dieser umfasst unter anderem eine Analyse der Kreditbücher, der Bewertung, der Bilanzierung und der Datenintegrität. Auch werden die Neuankömmlinge für die regulären Stresstests der europäischen Bankenaufsicht vorgemerkt.
  • Spätestens 2025 dürfte die EZB die KSK Köln dann tatsächlich unter ihre Fittiche nehmen – als erste kommunal verfassten Sparkasse überhaupt

Abzuwarten bleibt derweil, wie lange sich die Sparkasse KölnBonn der EZB-Aufsicht noch entziehen kann und will. Sie kam 2022 auf eine Bilanzsumme von 28,0 Mrd. Euro kam und hat in ihrem Geschäftsbericht ausdrücklich das Ziel formuliert, ihre Bilanzsumme einstweilen auf “unter 29 Mrd. Euro” zu begrenzen. Ganz offensichtlich ist das Management bemüht, erstmal unter dem Dach der Bafin zu bleiben.

Dahinter tut sich eine Lücke auf. Laut Rangliste der Sparkassen folgen die Stadtsparkasse München mit zuletzt 23 Mrd. Euro, die Sparkasse Hannover mit 20 Mrd. Euro und die Sparkasse Pforzheim Calw mit 17 Mrd. Euro. Auch diese werden mit der Zeit fast zwangsläufig zulegen, doch bis zur kritischen Marke dürfte es noch ein paar Jahre dauern.

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3) Welche Sparkassen alles noch komplizierter machen

Was bisher unbekannt war: Neben der KSK Köln und der Sparkasse KölnBonn gibt es zwei weitere (große) Sorgenkinder aus dem Kreis der Sparkassen, und zwar just die Haspa und die Berliner Sparkasse. Zwar werden (siehe oben) bereits beide von der EZB überwacht. Das Problem ist nur: Nach Informationen von Finanz-Szene wollen die beiden Groß-Sparkassen ihren IT-Dienstleister für die Meldungen an die EZB wechseln. Künftig soll sowohl in Hamburg als auch in Berlin die Finanz Informatik (FI) aus dem Sparkassen-Verbund das Meldewesen übernehmen. Was deshalb ein Problem darstellt, weil die FI bisher keinerlei Erfahrung mit Meldungen an die EZB hat.

Zum Hintergrund: Bei Banken gibt es zwei zentrale IT-Systeme – das Kernbanken-System einerseits sowie die Banksteuerung mitsamt des Meldewesens andererseits.

  • Beim Kernbanken-System hat es die Finanz Informatik über die Jahre geschafft, sich mit ihrem System OSPlus bei den Sparkassen flächendeckend durchzusetzen und zum Monopolisten aufzuschwingen. Als letzte Sparkasse stieg 2019 die Haspa auf OSPlus  um, nach fast drei Jahren Vorbereitung und unter Kosten von 145 Mio. Euro. Eine Ausnahme im Verbund ist die Deka, die hier bis heute auf SAP sowie eigene Anwendungen setzt.
  • Anders sieht es bei der Meldewesen-Software aus: Hier dominiert insbesondere Regnology, ein IT-Haus mit Sitz in Frankfurt, das einst vom Wirtschaftsprüfungsriesen KPMG gegründet wurde, 2020 vom schwedischen Finanzinvestor Nordic Capital übernommen wurde und seither auf Expansionskurs ist. Die Produkte aus der Abacus-Familie werden von zahlreichen Finanzinstitutionen verwendet. Zu ihnen zählen hierzulande Privatbanken, die Apobank, aber auch Landesbanken, die Deka und eben die Haspa sowie die Berliner Sparkasse. Bisher zumindest.

Laut den Recherchen von Finanz-Szene planen die Haspa und die Berliner Sparkasse allerdings seit geraumer Zeit auch beim Meldewesen den Wechsel zur Finanz Informatik. Vorausgesetzt, die kriegt das hin.

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4.) Ein Geheim-Gremium soll die Aufrüstung von FI Sparkassen sicherstellen

Genau hier liegt die Krux: Für die Finanz Informatik wäre der Wechsel dieser zwei Großsparkassen einerseits hoch erfreulich, würde es doch ihre Rolle als zentraler IT-Dienstleister der Sparkassen-Gruppe weiter stärken und ihr den Einstieg ins EZB-Meldewesen eröffnen. Doch das bedeutet, dass sich die Finanz Informatik vor dem Wechsel erstmal selbst „EZB-ready“ machen muss. Was wiederum für die Haspa und die Berliner Sparkasse bedeutet, dass ihnen – obgleich bereits von der EZB beaufsichtigt – ein neuerliches „Onboarding“ mit der europäischen Bankenaufsicht bevorsteht.

Kurz gesagt: Der Wechsel (zur EZB respektive zur FI) wird herausfordernd. Und der Respekt davor ist im Sparkassen-Sektor groß – schließlich unterscheiden sich die Anforderungen der europäischen Aufseher deutlich von jenen hierzulande. In den betroffenen Häusern richtet man sich darauf ein, dass der Wechsel erst 2025 bzw. 2026 abgeschlossen sein wird.

Laut den Recherchen von Finanz-Szene brüten innerhalb des S-Finanzgruppe ein eigens eingerichteter Arbeitskreis über der Frage, wie dieser heikle Übergang zu meistern ist. Nach Angaben aus informierten Kreisen sind in diesem Gremium folgende Institutionen vertreten:

  • die KSK Köln
  • die Sparkasse KölnBonn
  • die Haspa
  • die Berliner Sparkasse
  • die im Sparkassen-Sektor federführend für Fragen der Banksteuerung zuständigen Regionalverbände
  • die Sparkassen Rating und Risikosysteme (SR), also der Verbund-Dienstleister für Risikomanagement-Verfahren, sowie
  • die Finanz Informatik (FI)

Das Zusammenspiel der Beteiligten ist recht komplex. Die Kölner Sparkassen sind in Sachen EZB-Reporting komplette Novizen und tragen sich mit Fragen und Sorgen. Die Hamburger und Berliner wiederum sind von der FI und der SR abhängig.

Die Aufgabenteilung sieht dabei so aus, dass die Banken der SR und der FI klar machen, welche fachlichen Anforderungen sie haben (was durchaus variieren kann). Die SR konzipiert auf dieser Basis ein Konzept für Risikomanagement und Banksteuerung. Und die FI entwickelt die nötige Software (wobei sie mit ihren Investitionen zunächst in Vorleistung geht). Auf jeden Fall müssen SR wie FI kräftig aufrüsten. Dabei verantwortet die FI letztlich zwar die Bereitstellung der von der Aufsicht angeforderten Daten. Für die Meldungen aber halten die Banken bei der Aufsicht den Kopf hin.

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5.) Die LBS Süd als zusätzliches Problem

Als wäre all das nicht schon genug, entsteht mit dem Zusammenschluss der Landesbausparkassen Bayerns und Baden-Württembergs, der per 1. August rückwirkend zu Januar geplant ist, ein Gebilde, das sich mit einer Bilanzsumme von 37 Mrd. Euro der europäischen Banken-Aufsicht ebenfalls kaum entziehen können wird. Die so entstehende Landesbausparkasse Süd wird die erste Bausparkasse aus dem S-Verbund überhaupt sein, welche von der EZB als bedeutendes Institut eingestuft werden dürfte. Bisher beschäftigt sich die europäische Aufsicht diesbezüglich nur mit der genossenschaftlichen Bausparkasse Schwäbisch-Hall, wenn auch nur mittelbar, als Teil der DZ Bank.

Dem geheimen Arbeitskreis der Großsparkassen gehören die Bausparkassen zwar nicht an. Allerdings tauschen sie sich mit diesen aus, wie es heißt.

Auch im Fall der künftigen Landesbausparkasse Süd wird alles noch dauern. Wie Finanz-Szene erfahren hat, steht hier zur Debatte, nach dem rechtlichen Zusammenschluss beider Häuser zunächst deren technische Fusion abzuwarten. Die Argumente dafür: Die Aufsichtsinstanz würde nicht mitten in der Zusammenführung gewechselt – und die EZB würde sich bei ihrer vorgeschalteten Aufnahmeprüfung auf recht sicherem Terrain bewegen.

Kurios daran ist: Die technische Fusion der Bausparkassen peilt die zuständige FI erst für Spätsommer 2025 (!!!) an. Offenbar ist es für den IT-Dienstleister eine Sache, die Sparkasse Radevormwald-Hückeswagen auf die KSK Köln zu verschmelzen, aber etwas ganz anderes, die Bausparkassen Baden-Württembergs und Bayerns zusammenzuführen und das entsprechende Meldewesen sicherzustellen. Wobei fairerweise gesagt sei: Gerade hat die FI den Zusammenschluss zweier Landesbausparkassen zur LBS Nordwest zu meistern. Und parallel planen ja auch noch die LBS Ost sowie die LBS Schleswig-Holstein-Hamburg ihre Fusion.

Wie auch immer: In diesem Szenario würde die EZB erst im Jahr 2026 als direkte Aufseherin bei der LBS Süd an den Start gehen. Zuletzt ist aber just über dieses Prozedere, das dem Vernehmen nach bereits Konsens schien, Streit unter den Beteiligten entbrannt. Demnach hatte es die EZB im Frühjahr – aufgeschreckt vom Kollaps der Credit Suisse – plötzlich eilig, das Ruder doch schneller zu übernehmen. Die Auseinandersetzung mit den Bausparkassen, die sich auf eine Absprache mit der deutschen Aufsicht, aber auch der EZB beriefen, soll bis hinauf zu Andrea Enria, dem Chef der europäischen Bankenaufsicht, eskaliert sein. Inzwischen sollen sich die Wogen geglättet haben, freilich ohne dass klar wäre (jedenfalls uns nicht), was genau denn nun Sache ist.

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6.) Die EZB ist für die Sparkassen keine große Hilfe

Die Vorbereitung auf den Wechsel der Aufsichtsbehörde gleicht für die Institute, die erstmals unter das Dach der EZB schlüpfen, einem Fahren auf Sicht. Zwar führen sie Gespräche mit der nationalen Aufsicht über die künftigen Anforderungen, auch tauschen sich EZB und zum Beispiel die Bausparkassen dem Hörensagen nach bereits lose aus. Doch das internationale Aufsichts-Team, das die EZB für jede Großbank bildet, das sogenannte Joint Supervisory Team (JST), tritt erst auf den Plan, wenn das Institut mit einer Bilanzsumme ab 30 Mrd. Euro Bilanzsumme „signifikant“ wird und die „Asset Quality Review“ beginnt. Und nur das JST macht verbindliche Ansagen.

Diese Runde, deren Leitung grundsätzlich immer aus einem anderen Staat stammt als das überwachte Institut, wird den Sparkassen künftig detailliert deren Pflichten darlegen, was Berichte angeht. Diese dienen dann als Basis der jährlichen aufsichtlichen Überprüfung und Bewertung (Supervisory Review and Evaluation Process, kurz SREP), aus welcher die EZB ihre individuelle Kapitalanforderung an die Bank ableitet.

Klar ist schon heute: Die Aufsicht durch die EZB wird für die betroffenen Sparkassen deutlich anspruchsvoller – und umfangreicher. Im Vergleich zu Bafin und Bundesbank bohren die europäischen Aufseher nochmal tiefer. Die EZB sieht dabei schon Häuser, die einer Bilanzsumme von 30 Mrd. Euro näher kommen, in der Verantwortung, ihr Risikomanagement kontinuierlich anhand ihrer Größe, ihres Geschäftsmodells und ihre Komplexität anzupassen. Wer unter die direkte Aufsicht der EZB gerät, muss mehr Daten melden, granularere Daten, und dies in kürzerer Taktung.

Viele dieser Informationen haben die Institute des S-Verbunds bisher entweder nicht so häufig oder auch gar nicht gemeldet. Und teils haben sie sie noch nicht einmal erhoben. Gefordert ist unter anderem

  • die Ad-hoc-Verfügbarkeit aggregierter Risikodaten,
  • verstärkt eine Validierung von Risikosystemen,
  • das Rechnen von Stress-Szenarien
  • sowie – mit Blick auf Benchmark-Übungen und branchenweite Vergleiche der europäischen Bankenaufsicht – auch Darstellungen gemäß internationaler Bilanzierungs-Standards (durchaus eine Herausforderung für die HGB-Vorschriften anwendenden Sparkassen).

Im Arbeitskreis der Großsparkassen rauchen derzeit jedenfalls die Köpfe.

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7.) Scheitern ist keine Option – was aber, wenn doch?

Alle Beteiligten sind zum Erfolg verdammt. Und auch wenn sich die Institute die Ausgaben zumindest für gemeinsam benötigten Entwicklungen der FI teilen können: Die Vorbereitung auf die EZB-Aufsicht ist ein teurer Spaß.

  • Die Sparkasse KölnBonn etwa meldete 2022 einen Anstieg der Sachkosten um 12% und begründetet dies mit “strategischen Projekten”.
  • Die KSK Köln wiederum dürfte das Warmlaufen für die direkte EZB-Aufsicht insgesamt einen zweistelligen Millionenbetrag kosten. Sie greift angesichts der bisher eher schemenhaften Anforderungen auf Leute zurück, die im Umgang mit der europäischen Bankenaufsicht bewandert sind, und nimmt in ihrem hauseigenen Projekt “EZB Readyness” schon seit geraumer Zeit die Dienste von PwC in Anspruch. In Erwartung einer oft auf Englisch laufenden Kommunikation mit der EZB hat sie zudem einen etwa sechs Köpfe zählenden Bereich gegründet, um Beschäftigte und ihr Englisch zu schulen. Nicht zuletzt schaute sie sich vor längerer Zeit schon nach IT-Fachleuten um.
  • Ähnlich die LBS Bayern: Sie schaltete Ende Juni Anzeigen, um für die Zukunft als LBS Süd gleich mehrere Spezialisten in Sachen Bankenaufsicht zu finden, die „als Mitglied des EZB Offices“ die Hauptansprechpartner für die EZB und deren JST sein sollen; gewünschter Antrittstermin: 1. September 2023.

Sollte das Bemühen um ein Aufrüsten der Verbunds-IT doch scheitern, sind die Risiken für die Beteiligten unterschiedlich. Besonders gekniffen wären in diesem Fall die KSK Köln und die Landesbausparkassen Baden-Württembergs und Bayern. Sie sind auf eine erfolgreiche Umsetzung durch die Finanz Informatik angewiesen, weil sie schlicht keine Alternative haben. Die KSK Köln etwa betreibt überhaupt gar keine eigenen Server mehr.

Die Sparkasse KölnBonn hätte, so lange sie ihre Bilanzsumme wie geplant unter 29 Mrd. Euro hält, höchstens unnützen Mehraufwand. Ähnliches gilt für Haspa und Berliner Sparkasse. Sie könnten im Meldewesen notfalls einfach wie bisher auf Regnology mit Abacus setzen.

Noch müssen sich die Großsparkassen aus Hamburg und Berlin nicht festlegen. Ein Beschluss über den Wechsel zur FI im Meldewesen steht erst 2025 an. Die Berliner Sparkasse erklärt auf Nachfrage ihre Beweggründe wie folgt: „Mit der Migration sind Synergien und Kostenvorteile verbunden, da wir eine Systemlandschaft verwenden, die von unserem IT-Dienstleistern und den Sparkassen gemeinsam weiterentwickelt wird.” Ähnlich äußert sich die FI. Und die Haspa erklärt kurz und bündig: “Die IT-Migration der Banksteuerung bereiten wir für 2025 vor. Bis dahin werden wir gemeinsam mit der Finanz-Informatik sowie der Sparkassen Rating und Risikosysteme dafür sorgen, dass die Systeme auch die EZB-Anforderungen erfüllen können.”

Ach ja, und was ist mit der Bafin, die absehbar die Aufsicht über gleich mehrere Institute an die EZB verliert? Die Bonner Behörde passt – wie an diversen, von Finanz-Szene Ende Mai exklusiv vermeldeten personellen Umbesetzungen abzulesen – ihre Strukturen bereits an.

Die Bafin baut um – und setzt Frauke Menke auf die großen Auslandsbanken an

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