von Christian Kirchner, 30. Juli 2023
In unserem „Produkt und Kunde“-Ticker beschreiben wir, was sich bei Banken und Fintechs an der Schnittstelle zum Kunden so alles tut.
Hier unser Ticker für Mai, Juni und Juli 2023:
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Ach dürfte die Schufa doch einfach nur erfolgreich sein: Als vor einem Jahrzehnt die PSD2-Revolution ausgerufen wurde und API-Startups wie FintecSystems oder Figo als das nächste große Ding galten – da fürchteten sie bei der Schufa eine Zeitlang ernsthaft um das eigene Geschäftsmodell. Was, wenn die Fintechs das, was wir können (nämlich Bonitäten von Verbrauchern abschätzen), in ein paar Jahren besser können als wir selber? Es war die schiere Angst vor der Disruption – eine Angst, die im digitalen Zeitalter jede Bank (und die Schufa ist zwar keine Bank, aber immerhin ein bankeneigenes Unternehmen) dann und wann befällt. Die Sache ist nun aber: Schaut man sich die heutige Schufa an, dann ist von einer Disruption ihres Geschäftsmodells nicht viel zu sehen. Und dennoch – ist das Unternehmen, seitdem im Juli eine mutmaßliche Sicherheitslücke bei der Tochter Bonify auftauchte, regelrecht blamiert.
Mehr zur Bonify und der Schufa:
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Der Boom, der nie einer wurde: Das Scheitern der „Decoupled Debitcards“
Es läuft bei Scalable Capital. Binnen nicht mal zwölf Monaten hat das Münchener Investment-Fintech seine Assets under Management um 50% auf 15 Mrd. Euro hochgefahren. Eine Steigerung, die natürlich in erster Linie auf die üblichen Faktoren (Neukunden-Akquise, Marktentwicklung etc.) zurückzuführen ist – aber offenbar nicht nur, wie Recherchen von Finanz-Szene zeigen. FS Premium
Sieben Jahre im Speicher: Was wollte Kontowechsel24 mit den alten Kundendaten?
Datenpanne bei der Deutschen Bank – welches Fintech steckt dahinter?
Warum Kartenbetrug für unsere Banken neuerdings ein massives Problem ist
Zuletzt klang es ja immer so, als hätten die privaten Banken zwar noch keinen Maestro-Nachfolger im Angebot – aber bald.
Bei der Norisbank allerdings (immerhin eine Deutsche-Bank-Tochter) klingt es eher so, als könnte sich das „Bald“ noch ganz schön lange hinziehen. Sie diese Kunden-Mail hier von Anfang Juli:
Sehr geehrter Herr Xxxxxx, bestimmt haben Sie es schon aus den Medien gehört: „Maestro-Funktion wird abgeschafft!“. Das Wichtigste vornweg: Für Sie als Norisbank-Kunden bleibt erstmal alles beim Alten – Sie brauchen nichts weiter tun.
Sehr geehrter Herr Xxxxxx,
bestimmt haben Sie es schon aus den Medien gehört: „Maestro-Funktion wird abgeschafft!“.
Das Wichtigste vornweg:
Für Sie als Norisbank-Kunden bleibt erstmal alles beim Alten – Sie brauchen nichts weiter tun.
Maestro-Aus? War da was?
Wie die Postbank im Apple-Store zum High-Performer mutierte
Viele Banken beteiligen sich am Zinswettlauf bislang ausschließlich über Zweitmarken. Ein Beispiel ist die hiesige Santander, die mit der Openbank und der Suresse Direct gleich zwei Hochzins-Labels unterhält – und ein anderes die Frankfurter Sparkasse, die als Filialbank gerade mal 0,5% aufs Tagesgeld bietet, dafür aber die „1822 Direkt“ einen Lockzins von 3,0% zahlen lässt. Genauso gingen bis zu dieser Woche auch Deutsche Bank und Commerzbank vor, die das dröge Einsammeln von Depositen der Norisbank bzw. der Comdirect überließen. Doch nun: Gibt es bei der DeuBa plötzlich 3,4% auf Festgeld mit einjähriger Laufzeit – und bei der Coba ein auf sechs Monate befristetes Tagesgeld-Angebot von 2,75% (beides jeweils nur für frische Gelder). Bloß eine Laune der Marketing-Abteilungen? Oder die Erkenntnis, dass gerade die Großbanken (siehe unsere Analyse hier sowie unseren Scoop hier) inzwischen was tun müssen, um die Depositenbasis stabil zu halten?
Warum Banken und Fintechs neuerdings mit völlig anderen Kunden zu tun haben
DKB lehnt Kunden nach digitaler Prüfung ab – und blecht nun sattes Bußgeld
Die DKB macht Ernst mit der Weiterentwicklung ihrer Kartenstrategie: Rund anderthalb Jahre, nachdem die Visa Debit bei der Direktbank die Kreditkarte als „Top of Wallet“-Produkt ablöste (siehe hier), sollen nun offenbar als neue Features sogenannte optionale und kostenpflichtige Charge-Kreditkarten her. Zu diesem Zweck führt die DKB nach Finanz-Szene-Informationen derzeit bei einem Teil ihrer rund 5,3 Mio. Kunden eine Online-Umfrage durch, um deren Wünsche zu ermitteln. Seit der Umstellung auf die Debitkarte kostet die Kreditkarte bei der DKB 2,49 Euro je Monat, bot bislang allerdings keinerlei besondere Zusatzfunktionen. In der Befragung geht es jetzt um Versicherungspakete, Nachhaltigkeits-Aspekte sowie Cashback- und Kooperations-Benefits beim Karteneinsatz – und natürlich auch um die Zahlungsbereitschaft für diese Funktionen.
Üblicherweise sind Akzeptanz- und Preistests ein starkes Indiz für eine beabsichtigte Markteinführung – allerdings gibt es bei der DKB schon länger Pläne, die Kreditkarte weiterzuentwickeln: Bereits im Sommer 2020 ließ die Bank die Akzeptanz und Pricing-Optionen einer Teilzahlungsfunktion für die Kreditkarte in einer Kundenbefragung ermitteln (siehe hier). Die Frage nach Teilzahlungsfunktionen ist auch in der aktuellen Umfrage enthalten. Dass die Pläne für eine Modifikation des Kreditkartenangebots damals zunächst in der Schublade blieben, könnte mit der Corona-Pandemie zusammenhängen, die das Kreditkartengeschäft in den Jahren 2020 bis 2022 eher unattraktiv machte. Allerdings: Die DKB ist auch als White-Label-Partner im Kreditkartengeschäft (u.a. mit der Miles & More Karte) aktiv, das heißt, die in Umfragen gewonnenen Erkenntnisse könnten auch eine Rolle in der Weiterentwicklung von White-Label-Produkten dienen.
Fyrst hat im Zuge der Postbank-IT-Migration nicht nur das Onboarding von Neukunden ausgesetzt (siehe hier) – die KMU-Neobank der Deutschen Bank lässt Bestandskunden aktuell auch auf eine Kreditkarte zwei bis zweieinhalb Monaten warten. „Aufgrund der hohen Nachfrage und unserer momentanen IT-Umstellung“ bestehe eine Bearbeitungszeit von etwa acht bis zehn Wochen, heißt es einer Finanz-Szene vorliegenden Mail. Als Grund nennt ein Sprecher auf Anfrage überdies den Wechsel des Kartenanbieters von Visa auf Mastercard. Der hat in Verbindung mit der IT-Migration auch zur Folge, dass Fyrst derzeit keine VisaPrepaid Card ausstellt. „Voraussichtlich ab Herbst 2023“ wird dagegen eine Debit Mastercard im Angebot sein. Die Deutsche Bank schickt die Kunden auch im Zweifel sogar zur Konkurrenz zu schicken. „Falls Sie sehr dringend eine Kreditkarte benötigen, sehen Sie sich bitte anderweitig nach einer Möglichkeit um, um die Zeit zu überbrücken, bis Sie unsere kostenlose Kreditkarte erhalten oder wir die Direct Debit Mastercard anbieten“, teilt Fyrst mit.
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DKB lädt (versehentlich) die falsche App im Apple-Store hoch
Alle „Produkt und Kunde“-Meldungen von Februar bis April
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