"Produkt & Kunde"-Ticker

Sämtliche „Produkt & Kunde“-News von Mai bis Juli

In unserem „Produkt und Kunde“-Ticker beschreiben wir, was sich bei Banken und Fintechs an der Schnittstelle zum Kunden so alles tut. 

Hier unser Ticker für Mai, Juni und Juli 2023:

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Der Fall Schufa/Bonify: So erfolgreich wie nie – und das Image wieder mal versaut

Ach dürfte die Schufa doch einfach nur erfolgreich sein: Als vor einem Jahrzehnt die PSD2-Revolution ausgerufen wurde und API-Startups wie FintecSystems oder Figo als das nächste große Ding galten – da fürchteten sie bei der Schufa eine Zeitlang ernsthaft um das eigene Geschäftsmodell. Was, wenn die Fintechs das, was wir können (nämlich Bonitäten von Verbrauchern abschätzen), in ein paar Jahren besser können als wir selber? Es war die schiere Angst vor der Disruption – eine Angst, die im digitalen Zeitalter jede Bank (und die Schufa ist zwar keine Bank, aber immerhin ein bankeneigenes Unternehmen) dann und wann befällt. Die Sache ist nun aber: Schaut man sich die heutige Schufa an, dann ist von einer Disruption ihres Geschäftsmodells nicht viel zu sehen. Und dennoch – ist das Unternehmen, seitdem im Juli eine mutmaßliche Sicherheitslücke bei der Tochter Bonify auftauchte, regelrecht blamiert.

Mehr zur Bonify und der Schufa: 

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Der Boom, der nie einer wurde: Das Scheitern der „Decoupled Debitcards“

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Wie Scalable Capital die Sparplan-Raten seiner Kunden nach oben drückt

Es läuft bei Scalable Capital. Binnen nicht mal zwölf Monaten hat das Münchener Investment-Fintech seine Assets under Management um 50% auf 15 Mrd. Euro hochgefahren. Eine Steigerung, die natürlich in erster Linie auf die üblichen Faktoren (Neukunden-Akquise, Marktentwicklung etc.) zurückzuführen ist – aber offenbar nicht nur, wie Recherchen von Finanz-Szene zeigen. FS Premium

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Sieben Jahre im Speicher: Was wollte Kontowechsel24 mit den alten Kundendaten?

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Kurz getickert

  • Die Stadtsparkasse München führt neue Girokonten-Modelle ein – die unter anderem eine Gebühr von bis zu 49 Cent für das Abheben am Geldautomaten vorsehen. (SZ/Paywall)

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Datenpanne bei der Deutschen Bank – welches Fintech steckt dahinter?

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Kurz getickert

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Warum Kartenbetrug für unsere Banken neuerdings ein massives Problem ist

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Beispiel Norisbank: Wie die Branche das Maestro-Aus ad absurdum führt

Zuletzt klang es ja immer so, als hätten die privaten Banken zwar noch keinen Maestro-Nachfolger im Angebot – aber bald.

Bei der Norisbank allerdings (immerhin eine Deutsche-Bank-Tochter) klingt es eher so, als könnte sich das „Bald“ noch ganz schön lange hinziehen. Sie diese Kunden-Mail hier von Anfang Juli:

Sehr geehrter Herr Xxxxxx, 

bestimmt haben Sie es schon aus den Medien gehört: „Maestro-Funktion wird abgeschafft!“.

Das Wichtigste vornweg:

Für Sie als Norisbank-Kunden bleibt erstmal alles beim Alten – Sie brauchen nichts weiter tun.

  • Ihre aktuelle Norisbank Maestro-Card bleibt gültig und ist wie gewohnt einsetzbar.
  • Im Ausland können Sie weiterhin mit Ihrer Karte einfach praktisch und bargeldlos bezahlen.
  • Im Falle eines Kartenaustausches erhalten Sie eine neue Maestro-Card mit Maestro-Funktion. Sie ist bis zum Ablaufdatum auf der Karte gültig.

Maestro-Aus? War da was?

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Wie die Postbank im Apple-Store zum High-Performer mutierte

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Deutsche Bank und Commerzbank steigen jetzt höchstselbst in Zinsrennen ein

Viele Banken beteiligen sich am Zinswettlauf bislang ausschließlich über Zweitmarken. Ein Beispiel ist die hiesige Santander, die mit der Openbank und der Suresse Direct gleich zwei Hochzins-Labels unterhält – und ein anderes die Frankfurter Sparkasse, die als Filialbank gerade mal 0,5% aufs Tagesgeld bietet, dafür aber die „1822 Direkt“ einen Lockzins von 3,0% zahlen lässt. Genauso gingen bis zu dieser Woche auch Deutsche Bank und Commerzbank vor, die das dröge Einsammeln von Depositen der Norisbank bzw. der Comdirect überließen. Doch nun: Gibt es bei der DeuBa plötzlich 3,4% auf Festgeld mit einjähriger Laufzeit – und bei der Coba ein auf sechs Monate befristetes Tagesgeld-Angebot von 2,75% (beides jeweils nur für frische Gelder). Bloß eine Laune der Marketing-Abteilungen? Oder die Erkenntnis, dass gerade die Großbanken (siehe unsere Analyse hier sowie unseren Scoop hier) inzwischen was tun müssen, um die Depositenbasis stabil zu halten?

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Kurz getickert

  • Nicht nur die ING Diba verschärft den Kampf ums Tagesgeld – sondern auch die Santander, deren hiesige Direktbank-Tochter Suresse Direkt jetzt mit einem Lockzins von 3,7% um Einlagen wirbt.
  • Der Berliner Neobroker Trade Republic will sein Zinsangebot (siehe unsere „2% auf alles“-Analyse von Anfang Januar) für den Moment nicht weiter bewerben. So zumindest berichtet es die „Wirtschaftswoche“ unter Verweis auf eine Mail des Fintechs an einen Affiliate-Partner.
  • Die Commerzbank treibt laut „Fonds Professionell“ ihre digitale Anlageplattform „Money Mate“ voran. Das Konzept sieht vor, dass Anleger je nach Risikoneigung in vier verschiedene Multi-Asset-Fonds des Produktpartners AGI investieren können. Im Kern ähnelt der Ansatz der genossenschaftlichen Erfolgsgeschichte „Visualvest“ (siehe hier). Das heißt: „Money Mate“ kann direkt online abgeschlossen werden, als Hauptvertriebsweg fungieren allerdings Berater, die den Abschluss per Video oder persönlich in der Filiale flankieren.
  • N26 offeriert sein Premium Kontomodell „N26 Smart“ (mit Unterkonten, telefonischer Kundenservice und eine physische Karte) für ein Jahr umsonst. Üblicherweise beträgt der Preis rund 60 Euro pro Jahr. Dem Vernehmen nach stehen dahinter zwei Überlegungen, nämlich 1.) mehr Kunden dazu bewegen, N26 zum Hauptkonto zu machen und 2.) mehr Kunden in langfristig bezahlpflichtige Angebote zu locken. Financefwd

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Warum Banken und Fintechs neuerdings mit völlig anderen Kunden zu tun haben

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Kurz getickert

  • Erstaunlicherweise werden die einschlägigen Tagesgeld-Vergleiche seit Ende letzter Woche von einer Genossenschaftsbank angeführt. Weniger erstaunlich: Es handelt sich um die bei uns ja schon öfter gewürdigte Raiffeisenbank Hochtaunus (Markenname: „Meine Bank“). Sie bietet 3,55% für bis zu 100.000 Euro begrenzt auf sechs Monate.
  • Das Münchner Investment-Fintech Scalable Capital bietet jetzt 3,5% Guthabenzinsen – allerdings zeitlich begrenzt und nur für Nutzer des kostenpflichtigen „Prime“-Angebots.
  • Apropos höhere Einlagenzinsen: Die Comdirect steigt ins Rennen ums Tagesgeld ein – und bietet für Summen bis zu 100.000 Euro eine Verzinsung von 3,25%, begrenzt auf sechs Monate

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DKB lehnt Kunden nach digitaler Prüfung ab – und blecht nun sattes Bußgeld

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Exklusiv: DKB avisiert neue Kreditkarten-Features

Die DKB macht Ernst mit der Weiterentwicklung ihrer Kartenstrategie: Rund anderthalb Jahre, nachdem die Visa Debit bei der Direktbank die Kreditkarte als „Top of Wallet“-Produkt ablöste (siehe hier), sollen nun offenbar als neue Features sogenannte optionale und kostenpflichtige Charge-Kreditkarten her. Zu diesem Zweck führt die DKB nach Finanz-Szene-Informationen derzeit bei einem Teil ihrer rund 5,3 Mio. Kunden eine Online-Umfrage durch, um deren Wünsche zu ermitteln. Seit der Umstellung auf die Debitkarte kostet die Kreditkarte bei der DKB 2,49 Euro je Monat, bot bislang allerdings keinerlei besondere Zusatzfunktionen. In der Befragung geht es jetzt um Versicherungspakete, Nachhaltigkeits-Aspekte sowie Cashback- und Kooperations-Benefits beim Karteneinsatz – und natürlich auch um die Zahlungsbereitschaft für diese Funktionen.

Üblicherweise sind Akzeptanz- und Preistests ein starkes Indiz für eine beabsichtigte Markteinführung – allerdings gibt es bei der DKB schon länger Pläne, die Kreditkarte weiterzuentwickeln: Bereits im Sommer 2020 ließ die Bank die Akzeptanz und Pricing-Optionen einer Teilzahlungsfunktion für die Kreditkarte in einer Kundenbefragung ermitteln (siehe hier). Die Frage nach Teilzahlungsfunktionen ist auch in der aktuellen Umfrage enthalten. Dass die Pläne für eine Modifikation des Kreditkartenangebots damals zunächst in der Schublade blieben, könnte mit der Corona-Pandemie zusammenhängen, die das Kreditkartengeschäft in den Jahren 2020 bis 2022 eher unattraktiv machte. Allerdings: Die DKB ist auch als White-Label-Partner im Kreditkartengeschäft (u.a. mit der Miles & More Karte) aktiv, das heißt, die in Umfragen gewonnenen Erkenntnisse könnten auch eine Rolle in der Weiterentwicklung von White-Label-Produkten dienen.

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Exklusiv: Deutsche Bank vertröstet Fyrst-Kunden monatelang mit Kreditkartenanträgen

Fyrst hat im Zuge der Postbank-IT-Migration nicht nur das Onboarding von Neukunden ausgesetzt (siehe hier) – die KMU-Neobank der Deutschen Bank lässt Bestandskunden aktuell auch auf eine Kreditkarte zwei bis zweieinhalb Monaten warten. „Aufgrund der hohen Nachfrage und unserer momentanen IT-Umstellung“ bestehe eine Bearbeitungszeit von etwa acht bis zehn Wochen, heißt es einer Finanz-Szene vorliegenden Mail. Als Grund nennt ein Sprecher auf Anfrage überdies den Wechsel des Kartenanbieters von Visa auf Mastercard. Der hat in Verbindung mit der IT-Migration auch zur Folge, dass Fyrst derzeit keine VisaPrepaid Card ausstellt. „Voraussichtlich ab Herbst 2023“ wird dagegen eine Debit Mastercard im Angebot sein. Die Deutsche Bank schickt die Kunden auch im Zweifel sogar zur Konkurrenz zu schicken. „Falls Sie sehr dringend eine Kreditkarte benötigen, sehen Sie sich bitte anderweitig nach einer Möglichkeit um, um die Zeit zu überbrücken, bis Sie unsere kostenlose Kreditkarte erhalten oder wir die Direct Debit Mastercard anbieten“, teilt Fyrst mit.

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Kurz getickert

  • Noch einmal DKB: Bei der von der Direktbank ausgegebenen „Miles & More“-Kreditkarte steigen die Preise ab 1. August um rund ein Fünftel an; die Basis-Kreditkarte  „Miles & More Blue Card“ kostet dann 66 Euro statt 55 Euro pro Jahr, die Miles & More Gold-Karte 138 Euro statt 110 Euro. Im Gegenzug wird bei der Blue-Card der Meilenverfall auch ohne Mindestumsätze ausgesetzt und erhält die Gold-Karte kleinere Extra-Features wie zwei gebührenfreie Abhebungen und kostenloses Daten-Roaming im Ausland.
  • Die Neobank Tomorrow bietet in Zusammenarbeit mit ihrem „Banking as a Service“-Partner Solarisbank nun auch einen Dispositionskredit an.
  • Der Tagesgeld-Zinswettlauf geht (wenn auch in kleineren Schritten) weiter: Nachdem binnen weniger Tage gleich drei Institute (Suresse Direkt Bank, Renault Bank, Openbank) ihre begrenzten Aktionszinsen auf 3,3% angehoben haben, schiebt sich die schwedische TF Bank mit nunmehr 3,35% (begrenzt auf 100.000 Euro und garantiert für vier Monate) einstweilen an die Spitze im hiesigen Markt.
  • Der Robo-Advisor Ginmon geht mit seinem neuen Zinsangebot einen anderen Weg als die meisten Banken und bietet die verzinste Anlage in Form von „umverpackten“ Geldmarktfonds an. Die Spar-Produkte „TopZins-EU“ und „TopZins-US“ bieten dabei eine an die Wertentwicklung von Geldmarkt-ETFs gekoppelte Rendite von aktuell 2,75% für Euro-Anlagen und 5,05% für US-Dollar-Anlagen.
  • Die Deka macht Ernst mit der Blockchain und bringt zusammen mit dem Frankfurter Fintech Swiat einen darauf basierten digitalen Sparkassenbrief an den Markt. Wie das Zentralinstitut mitteilte, ist das Refinanzierungs-Produkt zuerst bei drei Sparkassen (Dortmund, Ludwigsburg und Schwarzwald-Baar) im Einsatz.

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Kurz getickert

  • Exklusiv: Die ING Diba stellt die vor zwei Jahren eingeführte Beratung durch „Anlage-Coaches“ wieder ein. Privatkunden-Vorstand Llano Manibardo begründete den Rückzug gegenüber Finanz-Szene mit der schwachen Nachfrage nach dem Service (siehe dazu schon letztes Jahr dieses Stück hier), aber auch damit, dass die ganz große Mehrzahl der eigenen Kunden lieber direkt in ETF-Sparpläne investiere. Davon würden weiterhin hunderte pro Tag neu eröffnet. Die zur digitalen und persönlichen Beratung gehörenden Dach-ETFs namems „ING World Funds“ werden weiter angeboten, mit Ende der Komfort-Anlage allerdings nicht weiter aktiv vertrieben – zumindest vorerst.
  • N26 hat wie letzte Woche angekündigt ein neues Tagesgeld-Produkt gelauncht – allerdings erst einmal nur im spanischen Markt, mit einem Zinssatz von 2,26%.
  • Dazu passt, dass sich die spanische Santander mit ihrer Drittmarke Suresse Direkt wieder an die Spitze der hiesigen Tagesgeld-Vergleiche gesetzt hat, und zwar mit 3,3%, begrenzt auf drei Monate.

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DKB lädt (versehentlich) die falsche App im Apple-Store hoch

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Alle „Produkt und Kunde“-Meldungen von Februar bis April

 

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