von Bernd Neubacher, 26. September 2023
Die Bafin habe bei der Erteilung von Kryptoverwahr-Lizenzen „an Tempo gewonnen“. So sagte es Präsident Mark Branson dieser Tage. Allerdings – das Zitat ging noch weiter. Denn für die Absagen, so Branson, gelte dasselbe.
Zu diesem Teil der Aussage passt, dass in diesem Jahr bislang gerade mal zwei Lizenzen überhaupt erteilt worden sind. Und seit April keine einzige mehr. Während zum Beispiel die Commerzbank ihren Antrag schon im Startquartal 2022 einreichte. Aber noch immer keine Lizenz hat.
Höchste Zeit für eine Zwischenbilanz: Welche hiesigen Banken wollen eine Krypto-Verwahrlizenz? Welche Fintechs haben schon eine? Wer, ätsch, kriegt keine? Und welche Rolle spielt die Bafin bei alldem? Eine rasche Übersicht:
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Auch die LBBW will künftig Kryptoverwahrgeschäft anbieten, wie es in Stuttgart auf Anfrage heißt.
Die Deka strebt zusätzlich zur Verwahrlizenz auch eine Lizenz als Krypto-Registerführerin an. Einstweilen operiert das Fondshaus der Sparkassen dabei in der Registerführung bereits mit einer vorläufigen Genehmigung. Dies ist möglich aufgrund einer Übergangsregelung im KWG.
Offenbar ist der Run lange nicht mehr so stark, wie er das mal war. Hatte die Bafin die Zahl der Erlaubnisanträge im Frühjahr letzten Jahres noch auf 25 beziffert, so ist aktuell von „einer niedrigen zweistelligen Anzahl“ die Rede. Dabei seien zwar durchaus neue Anträge gestellt worden, so die Bafin (unsere Vermutung: vor allem, siehe oben, von Banken) – aber eben auch Anträge zurückgezogen worden. Näher quantifizieren will man dies in Bonn nicht.
Offenbar so einige. Denn Bransons Zitat (übrigens getätigt bei dem vom „Handelsblatt“ veranstalteten „Banken-Gipfel“) ging sogar noch weiter. Demnach hat die Bafin „in den ersten acht Monaten dieses Jahres zweimal so viele Antragsprozesse abgeschlossen wie im gesamten vergangenen Jahr“. Was bei gerade mal zwei erteilten Lizenzen dann doch auf so einige Absagen schließen lässt. Wissen tut man’s von der globalen Krypto-Börse Binance (siehe die entsprechenden Berichte unseres Partner-Mediums „Finance Forward“).
Zumindest kann man ihr nicht vorwerfen, dass sie in puncto Krypto eine Hurra-Politik verfolgt. Bei Binance spielte sie Hardball. Bei den geplanten, aber letztlich gescheiterten Veräußerungen der Hamburger Sutorbank und des Münchner Bankhaus von der Heydt an zwei internationale Krypto-Unternehmen soll sie angeblich auch die Finger im Spiel gehabt haben (siehe dazu unter anderem unser Stück –> Bafin vs. Krypto – Beziehungsstatus: Kompliziert). Und wie „Das Investment“ dieser Tage berichtete, ist laut Bundesanzeiger jüngst auch die hiesige Finanzdienstleister-Erlaubnis des Krypto-Brokers Etoro Germany erloschen.
Doch nicht nur aus der Fintech/Krypto-Ecke dringt immer wieder mal Kritik an der angeblichen zu rigiden Krypto-Politik der Bafin – auch bei manchen Banken würde man sich zumindest ein bisschen mehr Geschwindigkeit bei der Antragsbearbeitung wünschen. In Bonn sieht man das naturgemäß anders. Schließlich sind die Prüfungen oftmals komplex (Geschäftsmodell, Risikotragfähigkeit, Geldwäscheprävention, Inhaberkontrolle etc.) – und seit dem Fall Wirecard guckt die Bafin sowieso lieber dreimal hin. Was in Berlin als rigide und in Frankfurt als langsam wahrgenommen wird, das firmiert in Bonn unter Gründlichkeit.
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