Payment-Ticker

Unser Rückblick mit allen Payment-News aus dem November 2022

In unserem Payment-Ticker finden Sie die Neuigkeiten rund um Zahlungsdienstleister, das Kartengeschäft der deutschen Banken und neue Geschäftsmodelle wie „Buy now, pay later“. 

Hier der Ticker für den Monat November: 

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Kurz getickert

  • Der bankeneigene Identitäts-Spezialist Verimi hat einen Tag nach dem vollzogenen Zusammenschluss mit Yes (siehe unseren Scoop hier) ganz grob seine künftige Gesellschafterstruktur offengelegt. Demnach soll VW Financial Services ungefähr auf ein Drittel der Anteile kommen, die Genossen werden via Atruvia und DZ Bank knapp 20% halten, die Deutsche Bank begnügt sich mit nur noch 10%, während die restlichen Anteile vor allem bei diversen Versicherern liegen. Hieraus ergibt sich die Mutmaßung, dass für das verabredete Funding in niedriger zweistelliger Millionenhöhe vor allem VWFS und die Genos aufkommen dürften.

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Als erste deutsche Privatbank: National-Bank launcht Apple Pay via Girocard

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Exklusiv: Verimi und Yes fusionieren – Sparkassen klinken sich aus

Angedeutet hatte sich der Zusammenschluss bereits im Sommer – nun ist die Fusion der beiden hiesigen Identitäts-Dienste Verimi und Yes perfekt, wie Finanz-Szene und Finance Forward gestern Nachmittag zunächst exklusiv berichteten. Die bisherigen Verimi-Gesellschafter (darunter die Deutsche Bank, die Finanzsparte von Volkswagen sowie verschiedene deutsche Versicherungen) sollen rund drei Viertel an dem Joint-Venture halten – die bisherigen Yes-Eigentümer (darunter aus der genossenschaftlichen Bankengruppe die Atruvia und die DZ Bank) die übrigen rund 25%. Wer dagegen unseren Informationen zufolge ausgestiegen ist, das sind interessanterweise die Sparkassen. Diese hatten vor Jahren parallel zu den Genobanken bei Yes investiert, zuletzt aber zunehmend die Lust an der Beteiligung verloren. Wie aus Kreisen der deutschen Kreditwirtschaft verlautet, haben die Sparkassen ihre Anteile kürzlich abgestoßen. Sie sollen jedoch angeblich eine Option besitzen, dem neuen Verimi/Yes-Konsortium nachträglich beizutreten. Führen wird das Joint-Venture der bisherige Verimi-Chef Roland Adrian; der Yes-Gründer Daniel Goldscheider hingegen zieht sich zurück. Wie Adrian dem „Handelsblatt“ sagte, sollen die Gesellschafter im Zuge der Fusion einen zweistelligen Millionenbetrag in das neue Unternehmen investieren. Was die Hintergründe des Zusammenschlusses angeht, verweisen wir auf unser Stück -> „Deutsche Kreditwirtschaft sondiert eine Fusion von Verimi und Yes“ (Paywall) aus dem August.

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Concardis macht früheren Payone-CFO Möller zum Finanzchef

Vor einigen Wochen hatten wir ja berichtet, dass Concardis eine neue Chefin hat – nämlich Carola Wahl, zuvor Vorständin bei der österreichischen Beteiligungsgesellschaft ÖBAG – und von 2004 bis 2016 bei der Deutschen Telekom aktiv. Nun formiert sich um Wahl herum auch die übrige Führungsriege beim Eschborner Zahlungsdienstleister neu. So amtiert als Finanzchef seit einigen Tagen der frühere Payone-CFO Götz Möller, der zuletzt (oder jedenfalls bis Sommer) für den deutsch-britischen Payment Service Provider PPRO unterwegs war. Wie bei Concardis mittlerweile üblich, wird Möller auch eine offizielle Funktion innerhalb der Organisationsstruktur des italienischen Mutterkonzerns Nexi einnehmen – dort firmiert er nämlich als „Finance Director DACH“. Wie Nexi weiter mitteilte, bleiben innerhalb der deutsche Organisation innerhalb der Nexi-Gruppe Marianne Bregenzer in der Schweiz und Damir Leko in Österreich als Country General Manager verantwortlich.

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Das wahre Ausmaß des Target2-Fiaskos: Nicht mal jede zehnte Bank war „ready“

Wussten Sie schon, dass die Ende Oktober beschlossene Verschiebung der Target2-Migration“ (siehe unsere Berichterstattung hier) quasi alternativlos gewesen ist? Laut neuen Finanz-Szene-Informationen hatte sich die Bundesbank im September bei rund 1.150 hiesigen Banken nach dem Projektstatus erkundigt. Ergebnis der nach dem Ampelsystem durchgeführten Befragung: 77% der Institute meldeten „Rot“ (sie waren also technisch nicht bereit für die Migration), weitere 16% „Gelb“. Nicht mal jede zehnte Bank sah sich mithin für den „Big Bang“ gerüstet. Besonders interessant: Einige Monate zuvor hatten bei einer identischen Umfrage nur 68% der Banken signalisiert, sie seien noch nicht ausreichend auf den Target2-Umzug vorbereitet. Sprich – anstatt dass die Bereitschaft stieg, fiel sie, je näher der Tag der geplanten Migration rückte. Hoffen wir, dass das kein schlechtes Omen für den neuen D-Day (20. März 2023) ist.

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Sparkassen starten erste Tests mit revolvierender Kreditkarte

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ING Diba kopiert N26 – und zieht mit Bargeld-Feature nach

Die ING Deutschland offeriert ab Ende November die Ein- und Auszahlung von Bargeld im Einzelhandel auch ohne Einkauf – eine Funktion, die man bislang vor allem von der N26 kannte (und zwar schon seit 2016). Bei dem „ING Bargeld“ genannten Feature kooperiert die Frankfurter Direktbank (ebenso wie die Berliner Konkurrenz) mit Viafintech, einer Tochter des Fintechs Paysafe (siehe hier). Mit der neuen Funktion können ING-Kunden über ihre Banking-App den Ein- oder Auszahlungsprozess bei über 12.000 teilnehmenden Einzelhandelspartnern wie etwa Rewe, Rossmann oder in bestimmten Baumärkten anstoßen.

Bislang war der Vorgang bei der größten hiesigen Direktbank wie bei den meisten anderen Banken nur dann möglich, wenn Kunden auch mit der Karte gezahlt und den üblichen Mindestumsatz fürs Geldabheben auf der Rechnung hatten. Diese Voraussetzung entfällt nun, die Auszahlungen sind kostenlos, bei Einzahlungen wird eine Gebühr von 1,5% des eingezahlten Betrags fällig.  Mit Blick auf das Kundenverhalten ein nachvollziehbarer Move: Laut der jüngsten Bundesbank-Payment-Studie (siehe unser großes Archiv-Stück -> „10 Erkenntnisse aus der großen Payment-Studie der Bundesbank“) hebt inzwischen jeder dritte Deutsche an der Supermarktkasse Geld ab. Wenn nun neben N26 auch erste klassische Banken das Feature anbieten, dürfte dies auch mit dem zunehmenden Abbau von Geldautomaten zu tun haben, siehe vor einem Jahr unser Stück -> „ING Diba hat rund ein Fünftel ihrer Geldautomaten abgebaut“.

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Kurz getickert

  • Bei der deutschen Santander Bank hat die bereits vor knapp einem Jahr angekündigte (siehe hier) Masseneinführung der Visa Debitkarte als Top-of-Wallet-Produkt begonnen. Die knapp 500.000 Girokonto-Bestandskunden erhalten bis Anfang 2023 automatisch eine Visa Debitkarte zugeschickt. Die bislang kostenfrei mit den Girokonten ausgegebenen Girocards verlieren dagegen acht Wochen nach Zusendung der Debitkarte ihre Gültigkeit. Wer die Girocard weiternutzen will, muss diese noch einmal gesondert beantragen und dafür eine Jahresgebühr von 12 Euro entrichten.
  • Die KMU-Neobank Holvi bietet Kunden ab sofort auch die Einrichtung einer virtuellen Debitkarte mit eigener Kartennummer an. Eine virtuelle Karte ist in allen Preismodellen inkludiert, weitere Karten können in den Premium-Kontomodellen für zwei Euro pro Monat hinzugebucht werden.
  • Im zuletzt schrumpfenden Markt für Co-Branding-Kreditkarten gibt es gegen den Trend mal einen Produkt-Launch: Das Ticket-Unternehmen CTS Eventim kündigte diese Woche eine eigene Mastercard-Kreditkarte an, die Karteninhabern ein Vorteilsprogramm rund um die Bestellung und den Besuch von Veranstaltungen bietet. Partnerbank ist die Luxemburger Advanzia Bank, die im Co-Branding-Markt vor allem mit der Marke Gebuhrenfrei.com aktiv ist.

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Nächster Deal wackelt – zieht sich die Coba aus dem Co-Branding zurück?

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Kurz getickert

  • Die Sparkassen beginnen mit dem Roll-out einer neuen Bezahlfunktion, die sich aus der Kombination der digitalen Girocard mit Giropay ergibt. Vereinfacht gesagt sollen die Kunden mit der digitalen Girocard nun überall dort bezahlen können, wo Giropay akzeptiert wird. Dank der integrierten Kwitt-Funktion sind darüber hinaus auch P2P-Zahlungen in Echtzeit möglich.

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Erste Girocard mit Visa-Debit-Co-Badge bei einer Sparkasse gesichtet!

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Exklusiv: Solarisbank kann jetzt Instant Payment – aber die Partner nicht …

Seit einigen Tagen ist die Solarisbank nun offiziell „Instant Sepa ready“ (siehe zum Hintergrund unsere Exklusivmeldung aus dem September). Alles gut also, würde man meinen. Hätte die Sache nicht einen, ehrlich gesagt, ziemlich gravierenden Haken. Die Frontend-Partner des Berliner „Banking as a Service“-Spezialisten (also die Kontists, Vivids, Finoms und Tomorrows dieser Welt) legen auf das Feature offenbar vorerst keinen gesteigerten Wert. Denn obwohl die Solarisbank schon vor Monaten Signale sendete, zumindest eingehende Echtzeit-Zahlungen demnächst verarbeiten zu können, bietet keine einzige Partnerbank die neue Funktion bereits an.

Das wiederum hat nun erstaunliche technische Implikationen, die Finanz-Szene mit Probeüberweisungen reproduzieren konnte. Denn: Normalerweise ist es so, dass Kunden, die in Echtzeit überweisen wollen, schon bei Eingabe der IBAN signalisiert bekommen, ob die Zielbank die Zahlungen überhaupt akzeptiert. Falls nein, greift man dann halt alternativ zur klassischen Überweisung. Bei den Partnerbanken der Solarisbank ist es aber so (da sie nun mal alle Solarisbank-IBANs haben), dass der transferierende Kunde das Signal erhält: Jepp, Instant-Überweisungen möglich! Was im Prinzip ja auch stimmt. Denn die Solaris kann ja Instant Sepa. Bloß, die Partnerbanken können (oder wollen’s) nicht.

Also versucht die Bank des absendenden Kunden, die Überweisung vorzunehmen – und erst dann stellt sich heraus, dass dies nicht möglich ist, ohne Angabe von Gründen. Was bei der typischen Neobanken-Klientel durchaus häufiger vorkommt. Denn bei einigen Fintech-Banken wie Revolut oder Bunq ist Instant Sepa inzwischen die Standardfunktion. Klar, das alles ist kein Beinbruch. Aber doch maximal erstaunlich. Denn während die Sparkassen und Volksbanken und auch die allermeisten Privatbanken längst Instant Sepa anbieten, laufen Überweisungen von, sagen wir, Revolut zu Penta oder Bunq zu Tomorrow jetzt erst einmal automatisch ins Leere (bevor der Kunden dann im zweiten Anlauf hoffentlich auf die klassische Überweisung umstellt). Ob die Solaris-Partner das ändern, sobald die Solarisbank irgendwann auch ausgehende Echtzeit-Überweisungen beherrscht? Immerhin ließe sich das Ganze dann ja auch über eine entsprechende Gebühr monetarisieren.

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Hier kommt die erste Co-Badge-Debit-Girocard im privaten Bankensektor

Die kürzlich an die OLB verkaufte Degussa Bank startet in diesem Monat als Reaktion auf das Maestro-Aus mit der Ausgabe von Co-Badge-Girocards – basierend auf der Debit-Lösung von Mastercard. Das Besondere hierbei: Im Sparkassen-Sektor werden die neuartigen Zwitter-Karten zwar schon seit fast zwei Jahren angeboten. Im privaten Bankensektor allerdings ist die Degussa Bank unseres Wissens nach der Frontrunner. Hintergrund: Im Juni hatte Finanz-Szene exklusiv vermeldet (siehe hier), dass sich der Bank Verlag als der technische Dienstleister der meisten hiesigen Privatbanken auf den Launch ebensolcher Co-Badge-Karten vorbereitet. Die Degussa-Bank ist nun allem Anschein nach der erste Abnehmer der Bank-Verlag-Lösung. 

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Warum DZ Bank, Coba, Helaba und Unicredit auf den Giralgeld-Token setzen

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Kurz getickert

  • Paypal launcht „Tap to pay“ für den deutschen Markt: Während Apple eine entsprechende Lösung vorerst nur für die USA angekündigt hat, prescht Paypal hierzulande mit einer „Tap to pay“-Lösung für Händler vor: Unter diesem Namen bietet Paypal nun die Akzeptanz kontaktloser Zahlungen für Kleinunternehmen an Unternehmen. Mittels Android-Smartphones lassen sich dann kontaktlose Zahlungen ohne Kartenterminal akzeptieren.
  • Das milliardenschwere amerikanische Payment-Fintech Stripe entlässt rund 1.100 Mitarbeiter, beim französischen Kreditkarten-Startup Pleo sind es rund 150 Beschäftigte. Entspricht jeweils rund 15% der Belegschaft
  • DKB mit nächstem Buchungsproblem: Nach tagelangen Problemen mit den Miles&More-Kreditkarten (siehe hier) hat die DKB laut diversen Social-Media-Einträgen und Zuschriften an die Redaktion erneut IT-Schwierigkeiten. Demnach wurden Kartenzahlungen von Anfang Oktober gestern Nachmittag fälschlicherweise erneut gebucht. „Unsere Fachspezialisten kümmern sich schon darum. Ihr müsst nichts weiter tun“, twitterte der DKB-Support am Abend.

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Exklusiv: Trend zur Debitkarte verschlechtert Schufa-Score von Millionen Bankkunden

Es ist ein branchenweiter Trend. Wo Girocard (ehedem: EC-Karte) und Kreditkarte jahrzehntelang in friedlicher Koexistenz nebeneinander her lebten, kommen nun die Debitkarten, um sich in der Geldbörse (bzw. auf dem Smartphone) auszubreiten wie die Nacktschnecken im Salatbeet. Die DKB (siehe hier) befeuert die Entwicklung ebenso wie ING Diba (siehe hier), die Targobank (siehe hier) genauso wie die Comdirect (siehe hier) – von den ganzen Neobanken ganz zu schweigen, die haben schließlich angefangen mit der Chose. Nun ist aus Verbrauchersicht gegen die drohende Monokultur der Debitkarten auf den ersten Blick nicht viel zu sagen. Denn erstens decken die Visa-Debit und die MC-Debit grosso modo die meisten jener Funktionen ab, für die die Kunden bislang zwei Karten (also Girocard und Kreditkarte) mit sich führen; und zweitens werden die neuen Karten zwar noch nicht überall (bei der Post zum Beispiel nicht), aber doch an den meisten Akzeptanzstellen klaglos angenommen. Alles in allem also kein Grund sich aufzuregen für die Tenhagens und Schicks und Finanztester da draußen. Dachten wir jedenfalls bislang. Nun allerdings zeigen Recherchen von Finanz-Szene, dass der Wechsel von der Kreditkarte auf Debitkarte sehr wohl einen nachteiligen Effekt hat – beim Schufa-Score. Der nämlich verschlechtert sich. Nicht dramatisch. Aber merklich. Die ganze Geschichte: FS Premium

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Von Instant Sepa bis Target2: Die Payment-News aus dem Oktober

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