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Als erste deutsche Privatbank: National-Bank launcht Apple Pay via Girocard

Gut zwei Jahre nach den Sparkassen verknüpfen nun auch die privaten Banken hierzulande Apple Pay mit der Girocard. Wie Finanz-Szene in Marktkreisen erfahren hat, bereitet ein Institut – nämlich die National-Bank mit ihren insgesamt rund 100.000 Kunden – bereits den Launch vor. Bevor das Institut mit Sitz in Essen ihre Kunden über das neue Angebot informiert, dürfte es allerdings noch ein wenig dauern. Zwar sind die Tests für das Zahlen per Girocard schon abgeschlossen, im Falle von Kreditkarten aber nimmt es noch Zeit in Anspruch, wie es heißt. Die entsprechende Kundenkommunikation um Apple-Pay-Launch ist dem Vernehmen nach für das zweite Quartal des kommenden Jahres geplant.

Fest steht freilich schon jetzt: Dem Pilot-Institut National-Bank dürften bald weitere Häuser folgen, darunter auch die Deutsche Bank und die Commerzbank. Die technische Lösung hinter der Integration kommt vom Bank-Verlag, also von der in Köln ansässigen BdB-Tochter, die die privaten Banken bei der Kartenausgabe sowie beim Girocard-Processing unterstützt.

Durch die Verknüpfung von Girocard und Apple Pay brauchen Kunden, wenn sie mit ihrem iPhone bezahlen wollen, hierfür keine Kredit- oder Debitkarte von Visa bzw. Mastercard mehr zu hinterlegen – sondern können das ebenso gut mit der Girocard tun. Als die Sparkassen die entsprechende Lösung im Juli 2020 einführten, war das eine kleine Sensation (siehe unsere damalige große Analyse -> „Warum Apple Pay via Girocard so ein großes Ding ist“) und zunächst auch ein durchschlagender Erfolg. So meldeten sich unseren Informationen zufolge damals binnen weniger Wochen mehr als 500.000 Sparkassen-Kunden für Apple Pay via Girocard an (siehe hier). Im Dezember desselben Jahres nannte der US-Technologiekonzern dann erstmals offizielle Zahlen. Demnach nutzten zum damaligen Zeitpunkt rund 1,5 Mio. Sparkassen-Kunden Apple Pay (wobei in dieser Zahl die Kreditkarten eingerechnet waren).

Die große Frage ist, warum die privaten Banken erst jetzt mit Apple Pay/Girocard kommen. Hat der Bank-Verlag für die technische Umsetzung dermaßen lange gebraucht? Ist die Nachfrage nach der Lösung vielleicht doch nicht so groß, wie ursprünglich mal gedacht (weil zwar rund 100 Mio. Girocards hierzulande umlaufen, es aber eben nur rund 19 Mio. iPhone-Nutzer gibt)? Oder liegt es daran, dass sich viele private Banken von der Girocard ganz generell emanzipieren?

Einige der kundenstärksten Banken hierzulande wie die DKB, die Comdirect oder die Targobank haben in den vergangenen ein bis zwei Jahren jedenfalls Debit-Karten von Visa zu ihrem Top-of-Wallet-Produkt gemacht, bei der ING Diba ist sie dies schon lange. Diese sind ohnehin Apple-Pay-fähig. Neobanken wie N26 oder Vivid Money wiederum hatten ohnehin nie eine Girocard im Angebot. Und auch andere private Banken wie die Deutsche Bank (die mit Mastercard einst den Frontrunner machte) und die Commerzbank bilden Apple Pay schon seit Jahren über eine virtuelle Debitkarte ab. Womöglich ist die Schnittmenge der Kunden, die einerseits auf der Girocard beharren, andererseits aber mit Apple Pay zahlen wollen, dann doch eher gering.

Für diese Lesart könnte sprechen, dass die Volks- und Raiffeisenbanken bis heute keine sichtbaren Anstalten machen, die Girocard mit Apple Pay zu verbinden. Bei der hinter der Girocard stehenden Euro Kartensysteme (ein Gemeinschaftsunternehmen der deutschen Kreditwirtschaft) wiederum spielt mobiles Bezahlen zumindest in der Außenkommunikation ohnehin keine große Rolle. Stattdessen verweist die EKS in schöner Regelmäßigkeit auf den stark wachsenden Anteil kontaktloser Bezahlvorgänge mit der physischen Karte. 2018 waren das erst knapp 10% (gemessen an 3,8 Mrd. Transaktionen insgesamt). Dagegen lag der Anteil im vergangenen Jahr bereits bei 73% gemessen an nunmehr 5,9 Mrd. Bezahlvorgängen mit der Girocard insgesamt.

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