von Heinz-Roger Dohms und Christian Kirchner, 27. Februar 2023
In unserem Payment-Ticker finden Sie die Neuigkeiten rund um Zahlungsdienstleister, das Kartengeschäft der deutschen Banken und neue Geschäftsmodelle wie „Buy now, pay later“.
Hier der Ticker für den Monat Februar:
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Bei ihrer vor zwei Jahren annoncierten Rückkehr ins „Merchant Solutions“-Geschäft konzentrierte sich das größte hiesige Geldinstitut bislang auf den Heimatmarkt. So übernahm die Deutsche Bank zum einen den in Berlin ansässigen Payment Service Provider „Better Payment“ und gründete darüber hinaus gemeinsam mit dem US-Zahlungsdienstleiter Fiserv (ehem. First Data) ein auf Deutschland fokussiertes Payment-Joint-Venture namens „Vert“. Mit ihrem nächsten Deal nimmt die Deutsche Bank nun den asiatischen Markt ins Visier. Konkret beteiligen sich die Frankfurter an „Datamesh“ – einem australischen Payment-Fintech, das selbst zwar keine Zahlungsdienste anbietet, aber Banken mit seiner Technologie in die Lage versetzt, ebendies zu tun (Kenner sagen, das Unternehmen sei grob mit Pay.On vergleichbar – also dem Münchner Fintech, das sich vor ein paar Jahren an ACI Worldwide verkaufte). Mithilfe der IT-Lösungen von Datamesh will die Deutsche Bank seinen asiatischen Unternehmenskunden künftig die Akzeptanz von E-Commerce-Zahlungen ermöglichen. Den Anfang macht der indische Markt, fünf weitere asiatisch-pazifische Länder sollen bis Jahresende folgen. Zur Höhe ihres Investments machte die Frankfurter Großbank keine Angaben.
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Nach zweimaliger Verschiebung (siehe hier und hier) hat die Europäische Zentralbank gestern grünes Licht für die Target2-Migration am 20. März gegeben – also für jenes IT-Großmanöver, mit dem die Interbanken-Abwicklung von Zahlungsverkehrs-, Wertpapier- und Instant-Payment-Transaktionen auf eine völlig neue Basis gestellt wird. Zuletzt war die Migration für den 21. November 2022 avisierte gewesen. Einen Monat vorher kam aber die Absage, weil sich die von der EZB zur Verfügung gestellte Testumgebung als zu fehleranfällig erwiesen hatte. Dass die Notenbank nun frühzeitig Ihr „Go“ gibt, deutet darauf hin, dass eine ausreichende Zahl der rund 5.000 Geschäftsbanken in der Euro-Zone signalisiert hat, technisch bereit für das IT-Großmanöver zu sein. Nach Finanz-Szene-Informationen hatte es Anfang Februar einen umfangreichen Testlauf gegeben. Dieser sei positiv verlaufen, sagen Insider. ––––––––––––––––––––
Die deutsche Kreditwirtschaft sieht sich – allen Unkenrufen zum Trotz – mit der Girocard weiter auf Kurs. Laut gestern vorgestellten Zahlen kam die Debitkarte der Banken und Sparkassen im vergangenen Jahr auf 6,7 Mrd. Transaktionen – zum Vorjahr ein Plus von gut 13%. Die Umsätze seien im gleichen Zeitraum um 12% auf 284 Mrd. Euro gestiegen. Unsere Grafik vergleicht die aktuellen Wachstumszahlen mit denen der vorangegangenen Jahre.
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Die Deutsche Kreditwirtschaft will die Girocard bis 2026 um eine ganze Palette von neuen Funktionen erweitern. So hat es Oliver Hommel, Chef der Betreibergesellschaft „Euro Kartensysteme“, gegenüber der „Lebensmittel-Zeitung“ (Paywall) angekündigt. Der Ausbau zur „Girocard 4.0“ erfolge in drei Stufen. Einige der wichtigsten Neuerungen sollen dabei schon Ende 2023 einsatzbereit sein – nämlich 1.) eine Vorab-Autorisierung vor Abschluss des Kaufvorgangs, 2.) eine Verknüpfung mit Loyalty-Systemen und digitalen Kassenbons, 3.) die Optimierung für In-App-Zahlungen und 4.) die Integration in Smartphone-Wallets.
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Mit aller Macht drücken Visa und Mastercard seit einigen Jahren ihre Debit-Karten in den hiesigen Markt – nun hat einer der beiden US-Riesen erstmals konkrete Zahlen genannt: Bei rund 13 Mio. ausgegebenen Karten stehe man in Deutschland momentan, sagte Visa-CEO Alfred Kelly bei einem „Conference Call“ zu den Q4-Zahlen des Kreditkartenkonzerns (die hochspannende Aussage ist damit schon etwas älter, wurde aber von keinem Medium aufgegriffen). Nachdem die Bundesbank-Statistiken zuletzt – inklusive der Girocard – 121 Mio. Debit-Karten für den deutschen Markt insgesamt auswiesen, entspricht dies einem Marktanteil von etwa 11% (übrigens: Da es rund 100 Mio. Girocards geben soll, dürfte der Marktanteil von Mastercard somit etwas geringer sein als der von Visa).
Interessanterweise berichtete Kelly in dem „Conference Call“ auch von einem Exklusiv-Deal mit der deutschen Santander Consumer Bank. Zur Erinnerung: Die in Mönchengladbach ansässigen Retail-Bank hatte die Visa-Debit ja schon vor einiger Zeit zu ihrem „Top of Wallet“-Produkt erhoben (siehe unsere Berichterstattung hier) und sendet ihren Kunden seit Anfang dieses Jahres standardmäßig anstelle der Girocard die Debit-Karte von Visa zu. Allerdings: Bis dato kooperiert die deutsche Santander in Nischen-Segmenten (vor allem im Reise- und Co-Branding-Bereich) auch mit Mastercard. Kellys Äußerungen lassen sich nun so deuten, dass die Santander Consumer Bank in Zukunft nur noch mit seinem Unternehmen zusammenarbeitet. Wörtlich sagte der Manager, Visa sei „das Scheme der Wahl für Santander über Kredit- und Debit-Karten hinweg“. Eine Santander-Sprecherin bestätigte den Schritt und kündigte an, „unsere Kartenprodukte im Laufe dieses Jahres vollständig auf Visa umgestellt zu haben“.
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