Payment-Ticker

Von Instant Sepa bis Target2: Die Payment-News aus dem Oktober

In unserem Payment-Ticker finden Sie die Neuigkeiten rund um Zahlungsdienstleister, das Kartengeschäft der deutschen Banken und neue Geschäftsmodelle wie „Buy now, pay later“. 

Hier der Ticker für den Monat Oktober: 

––––––––––––––––––––

EU-Kommission will die Echtzeit-Überweisungen demokratisieren

Laut eines gestern vorgelegten Vorschlags der EU-Kommission sollen Finanzinstitute ihren Kunden Echtzeit-Überweisungen gleichberechtigt neben klassischen Überweisungen anbieten müssen – mit einer Ausführung binnen 10 Sekunden, rund um die Uhr und vor allem: ohne Aufpreis. Dass diese im Kern verbraucherfreundliche Lösung allerdings ein Schwinger für die Banken wäre, lässt sich zum einen daran erkennen, dass die Kreditwirtschaft unverzüglich und säuerlich reagierte („tiefgreifender und nicht sachgerechter Markteingriff“). Zum anderen erschließt sich das Problem auch beim puren Blick auf den derzeitigen Umgang mit Echzeit-Überweisungen: Eine Reihe von Banken (etwa ING, DKB, Degussa Bank sowie diverse Spardas) bietet bis heute Instant Sepa überhaupt nicht an, während fast alle anderen dafür gesalzene Extra-Gebühren bis zu 1,50 Euro pro Überweisung (Beispiel: Commerzbank) nehmen.

Darüber hinaus ist die 24/7-Verfügbarkeit von Instant Sepa binnen Sekunden auch regulatorisch eine Herausforderung. Es macht schließlich doch einen Unterschied, ob sich eine Bank ein paar Minuten bis Stunden für eine Betrugs- oder Geldwäscheverdachtsprüfung nehmen kann oder eben nur ein paar Sekunden. Das letzte Wort dürfte hier in den Verhandlungen noch nicht gesprochen sein. Offen bleibt auch erst einmal, ob im Falle einer Verabschiedung des Entwurfs die Preisanpassung bei Banken in die gewünschte Richtung läuft – also Instant Sepa kostenlos wird – oder ob in der Praxis umgekehrt einfach alles andere inklusive Standard-Überweisungen teurer wird, damit Echtzeit-Überweisungen nicht diskriminiert werden. Wer’s genau wissen will: Hier der Kommissionsentwurf und hier die Stellungnahme der Deutschen Kreditwirtschaft,

––––––––––––––––––––

Kurz getickert

––––––––––––––––––––

DKB kämpft mit massiven IT-Problemen bei Miles&More-Kreditkarte

––––––––––––––––––––

Wie Giropay plötzlich 45 Mio. Kunden hatte

Von der neuen Giropay-Kampagne (die darauf hinausläuft, charakterliche Zuschreibungen wie „ordentlich“, „bodenständig“, „akribisch“ oder „überkorrekt“ ironisch zu brechen) werden Sie vermutlich gehört haben, liebe Leserinnen und Leser. Nun ist es aber bekanntlich so, dass mit purer Bodenständigkeit kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist da draußen. Und so haben unsere überkorrekten Freunde von Paydirekt/Giropay allem Anschein nach eine sogenannte Co-Marketing-Kampagne mit befreundeten Payment Service Providern wie Computop oder PPRO gestartet. Jedenfalls trommelten diese beiden zuletzt ordentlich für das Bezahlverfahren der deutschen Kreditwirtschaft. Im Falle von PPRO war es hierbei mit der Akribie allerdings nicht allzu weit her. Der deutsch-britische Payment-Spezialist behauptete nämlich in seiner englischsprachigen Werbung: „Over 45 million online banking customers use giropay.“ Was dann doch ein wenig übertrieben ist. „Nutzen“ und „könnten theoretisch nutzen“ ist schließlich nicht dasselbe.

––––––––––––––––––––

Linktipp

  • SNBL statt BNPL: Der „Buy now, pay later“-Spezialist Klarna springt auf den auf „Save now, buy later“-Trend auf – und erweitert sein deutsches Angebot um eine entsprechende Sparfunktion. Ist das mehr als Image-Politur? Finance Fwd

––––––––––––––––––––

Kurz getickert

  • Die Hinweise auf eine Rückkehr des Genosektors in die „European Payments Initiative“ verdichten sich. Sollten die Sparkassen für die Finanzierung der „kleinen EPI-Lösung“ (alle Hintergründe hier) optieren, sind laut „Platow-Brief“ (Paywall) nun auch die Volks- und Raiffeisenbanken bereit sein, sich zu beteiligen. Eine Entscheidung soll noch im November fallen

––––––––––––––––––––

Partner-Podcast

Apples Angriff auf die Wertschöpfungskette der Payment-Industrie: Letzte Woche wurde dann also bekannt, dass Apple auch noch in den Markt für Tagesgeldkonten einsteigt – der nächste Coup! Was vor acht Jahren mit der Einführung von „Apple Pay“ begann (und dem US-Konzern inzwischen einstellige Milliardenumsätze beschert), hat sich längst zu einem Großangriff auf die Wertschöpfungsketten von Banken und Payment-Konzernen ausgeweitet. Apple hat eine eigene Kreditkarte an den Markt gebracht, kündigt die Nutzung des iPhones als Bezahlterminal an („Tap to pay“), steigt in den BNPL-Markt ein und internalisiert einst ausgelagerte Teile des Payment-Prozesses. Und die Übernahme des britischen Open-Banking-Startups Credit Kudos in diesem Frühjahr darf als Indiz gelten, dass sich Apple künftig auch mit der Beurteilung von Kreditrisiken befassen will. Welche Strategie steckt hinter Apples Vorgehen? Folgt das Ganze einem „Masterplan“? Und wo soll das alles noch hinführen, was kommt als nächstes? Darüber haben wir in unserem heutigen Partner-Podcast mit Dirk Brunke gesprochen, Geschäftsführer der auf Payment spezialisierten Düsseldorfer Unternehmensberatung Osthaven. Auf geht’s: Finanz-Szene (frei zugänglich)

––––––––––––––––––––

Exklusiv: Nach Target2-Migration steht auch Swift-Umstellung auf der Kippe

Gut anderthalb Jahre ist es her, dass Finanz-Szene (siehe unsere kleine Chronologie weiter unten) erstmals über massive Probleme bei der Target2-Migration berichtete – also bei der Umstellung jenes für die Banken elementar wichtigen Systems, über das sämtliche Zahlungs- und Wertpapier-Transaktionen in Europa abgewickelt werden. Seitdem? Wurde in Kreisen der federführenden Notenbanken zwar ausdauernd beschwichtigt, besänftigt und beruhigt. Allerdings deutete sich spätestens Mitte September an, dass der Zeitplan für das Mammutprojekt platzen könnte. Denn während EZB und Buba immer noch am D-Day für die „Big Bang“-Migration (21. November) festhielten, funktionierten in manchen Banken nicht einmal die Testumgebungen … Jedenfalls: Gestern Mittag teilte die EZB schließlich mit, die Target2-Umstellung werde um vier Monate auf den 20. März nächsten Jahres verschoben, siehe unser entsprechender Bericht hier von gestern Mittag. Und während die Beteiligten nun also ihre Wunden lecken, könnten die Folgen des Fiaskos sogar über Europa hinaus ausstrahlen. Denn: Pünktlich zum Start des neuen Target2-Systems wollte eigentlich auch Swift (also das Banken-Netzwerk für den weltweiten Zahlungsverkehr) eine fundamentale Neuerung vornehmen – die Migration auf den neuen Industriestandard „ISO 20022“. Dieser soll, platt gesagt, dafür sorgen, dass beim Informations-Austausch im globalen Zahlungsverkehr künftig alle Banken nach denselben Regeln kommunizieren. Und weil mit der „Target2“-Migration auch Europas Finanzindustrie in den „ISO 20022“-Modus schalten wollte, sollte die große Swift-Umstellung am 21. November in die heiße Phase gehen. Steht jetzt auch dieser Zeitplan auf der Kippe? Offensichtlich ja! Denn laut einer Finanz-Szene vorliegenden Mitteilung der Swift-Organisation an die Geschäftsbanken wird nun geprüft, die Umstellung auf „ISO 20022“ ebenfalls auf März 2023 zu schieben. In einer Woche soll diesbezüglich eine Entscheidung fallen. So oder so – für die Banken wird das ohnehin teure Doppelprojekt jetzt noch teurer.

Hier unser kleiner historischer Abriss zum Thema: 

  • Auftragsstopp! Der Knatsch beim EZB-Großprojekt Target2. (10/03/21)
  • Weidmann-Brief nährt Zweifel an Target2-Zeitplan. (30/03/21)
  • Deutsche Banken fürchten Target2-Chaos. Brandbrief an die Bundesbank. (12/09/22)
  • Exklusiv: Banken sollen mehr Zeit für Target2-Tests bekommen. (14/09/22)
  • Target2-Migration wird auf März 2023 verschoben. (gestern Mittag)

––––––––––––––––––––

Paukenschlag: Target2-Migration wird auf März 2023 verschoben

––––––––––––––––––––

Exklusiv: Payment-Joint-Venture der Deutschen Bank tritt aus den Kulissen

Fast anderthalb Jahre ist es her, dass die Frankfurter Großbank und der US-Konzern Fiserv (ehemals: First Data bzw. Telecash) die  Gründung eines Gemeinschafts-Unternehmens für den deutschen Markt ankündigen (die Hintergründe hatte unser Gästeblogger Marcus Mosen ja aufgedröselt, siehe -> Die Ratio hinterm Payment-Joint-Venture der Deutschen Bank). Nun ist zwar der Initiator der damaligen Offensive – nämlich Corporate-Bank-Chef Stefan Hoops – zur DWS weitergezogen und hat ein paar seiner Payment-Cracks gleich mitgenommen. Beruhigenderweise darf aber festgestellt werden: Die Sache mit Fiserv hat man durchgezogen, …

… und zwar dergestalt, dass es inzwischen sowohl das Joint-Venture als solches (es nennt sich FSDB Merchant Services GmbH) als auch eine entsprechende Brand („Vert“) als auch einen Unternehmenssitz (Frankfurt am Main) als auch eine Mannschaft (bei Linkedin kommt „Vert“ schon auf 22 Profile) inklusive zweier Geschäftsführer gibt. Der eine heißt Gert Vido und kommt von der Fiserv-Seite. Und der andere ist Thorsten Woelfel, also der langjährige Payment-Chef von Adidas, den es vor zwei im Zuge der Hoops-Offensive zur Deutschen Bank verschlagen hatte (siehe unser damaliges Stück „Und noch mehr Payment-Nerds“). Die Frage, wer ein bisschen mehr kocht und wer ein bisschen mehr kellnert, beantwortet übrigens das Handelsregister: Fiserv/First Data gehören 51% an dem Joint Venture, der Deutschen Bank nur 49%.

––––––––––––––––––––

Kurz getickert

  • Die DZ Bank versucht sich als Vorreiter beim neuen Bezahlverfahren „Request to pay“ (RTP). Dabei handelt es sich um eine der Zahlung vorgeschaltete Zahlungsaufforderung, die bei Bestätigung durch den Kunden automatisch eine Überweisung auslöst. Ab kommendem Jahr will die genossenschaftliche Zentralbank ihren Kunden die neue Bezahlmethode erstmals anbieten. Dabei kooperiert DZ Bank mit der RTP-Plattform des Hamburger Payment-Spezialisten PPI. Man werde nicht nur „erster Nutzer der Plattform“, sondern wolle sich auch „aktiv an der Entwicklung der Plattform beteiligen“, so die Genossen.

––––––––––––––––––––

Das große FAQ zum Deal zwischen Solarisbank und ADAC

––––––––––––––––––––

Volksbanken lassen sich mit neuer Co-Badge-Lösung aufreizend viel Zeit

In einer gestern versandten Pressemitteilung zum Wiesbadener „Karten-Forum“ der DG Nexolution (also das, was früher mal der DG Verlag war) fand sich folgende überaus interessante Passage: „Gregor Roth, Bereichsleiter Transaction Management bei der DZ Bank, beleuchtete verschiedene aktuelle Entwicklungen für die Genossenschaftsbanken. In Bezug auf die Ankündigung von Mastercard, das Co-Badging mit Maestro einzustellen, sagte Roth: ‚Wir sind mitten in der Umstellung. Ziel ist es, bereits im November erste angepasste Karten zu testen.‘ In der zweiten Jahreshälfte 2023 wird DG Nexolution neue Girocards mit den Co-Badges Debit Mastercard und Visa Debit an die Kundinnen und Kunden von Genossenschaftsbanken versenden.“ Nur noch mal zur Erinnerung: Laut Mastercard soll die letzte Maestro im kommenden Juni emittiert werden. Allzu viel Puffer scheint’s im Zeitplan der Genossen nicht zu geben.

––––––––––––––––––––

Der Berlin-Sog wird stärker – Unzer verlegt Sitz in die Hauptstadt

 

Rechtehinweis

Die Artikel von Finanz-Szene sind urheberrechtlich geschützt und nur für den jeweiligen Premium-Abonnenten persönlich bestimmt. Die Weitergabe – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Wie Sie Inhalte rechtssicher teilen können (z.B. via Pressespiegel), erfahren Sie hier.

Danke für Ihr Verständnis. Durch Ihr Abonnement sichern Sie ein Stück Journalismus!

To top