von Heinz-Roger Dohms, 17. Oktober 2022
Darf ein Sparkassen-Vorstand mehr verdienen als die Bundeskanzlerin? Diese Frage kam 2016 auf, als Recherchen von „Correctiv“ und „FAZ“ zutage förderten, dass Spitzenkräfte bei hiesigen Kommunalinstituten mit bis zu 850.000 Euro p.a. entlohnt werden. Freilich – heutzutage müsste die Frage anders gestellt werden. Zum einen, weil die Bundeskanzlerin inzwischen ein Bundeskanzler ist. Vor allem aber, weil es bei vielen Sparkassen-Vorständen unter Einrechnung der (zinsbedingt seit Jahren explodierenden) Pensions-Rückstellungen längst nicht mehr um sechsstellige Beträge geht – sondern um signifikant siebenstellige.
Nun war es bislang allerdings so, dass man über die genaue Höhe der Saläre in den allermeisten Fällen lediglich Mutmaßungen anstellen konnte. Weil die Gesetzeslage einzig die Sparkassen in Nordrhein-Westfalen dazu anhielt, die Bezüge ihrer Vorstände detailliert zu zeigen. Seit Kurzem indes – ist alles anders! Eine Novellierung der Offenlegungs-Verordnung verpflichtet nun nämlich alle großen und sogar Dutzende von mittelgroßen Sparkassen, die Zahl ihrer Vergütungs-Millionäre zu publizieren.
Finanz-Szene hat daher in den vergangenen Tagen die Offenlegungsberichte (und teils auch zur Ergänzung die Geschäftsberichte) der 100 größten deutschen Sparkassen durchstöbert – und kommt zu Ergebnissen, die man kaum für möglich gehalten hätte. Obwohl bislang nur ein Teil der Institute die Berichte überhaupt schon publiziert hat, kommen wir bei der Zählung bereits auf 78 Mitarbeiter mit einer Gesamtvergütung (wie gesagt: inklusive Zuführung zu Pensions-Rückstellungen) in Höhe von mindestens 1 Mio. Euro und teils sogar deeeeutlich mehr.
Hier die Ergebnisse unserer Recherche (die komplette tabellarische Übersicht finden Sie ganz unten):
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Mit einiger Plausibilität mehr als 100. Weil …
Um die zweite und die dritte Behauptung zu verplausibilisieren:
Dieser Zusammenhang, auch wenn er eigentlich bekannt ist, sollte fairerweise einmal betont werden:
Aber sicher. Finanz-Szene zählte …
Weil einem der letzte Fall etwas kontraintuitiv vorkommt, haben wir diesem einen eigenen, kleinen Artikel gewidmet. Geht gleich live und werden wir an dieser Stelle hier verlinken …
Auf den ersten Blick nein und auf den zweiten Blick auch nicht. Wir werden dem Thema demnächst (und zwar nicht nur bezogen auf die Sparkassen) aber noch mal einen dritten Blick widmen.
Ja – aber selbst um diese zu erkennen, muss man sehr genau hinschauen. Denn, und jetzt wird es für einen kurzen Moment vollends absurd …
Man könnte im ersten Moment also fast meinen, es gäbe, wenn überhaupt, dann eine Korrelation dergestalt, dass die kleinen Sparkassen mehr „Millionäre“ hervorbringen als die großen …
Dies allerdings wäre dann doch eine statistischer Fehlinterpretation (die sich durch regionale Besonderheiten sowohl in der Vergütung als auch in der Offenlegung ergibt).
In Wirklichkeit sieht es, würde man alle Daten kennen, vermutlich wie folgt aus: Die großen Sparkassen bringen zwar nicht zwingend mehr „Millionäre“ hervor – wohl aber mehr Mitarbeiter, die mit deutlich mehr als 1 Mio. Euro vergütet werden.
Belege:
Ja – wobei leider die Zeit für eine gründliche Analyse selbiger fehlte. Was sich sagen lässt:
(Wo gar nichts steht, das sind die Top-100-Sparkassen, die – noch – keine Angaben zu ihren Vergütungs-Millionären in 2021 gemacht haben.)
Sortierkriterium ist die Bilanzsumme 2021
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