Analyse

Warum Banken und Fintechs eine Lobby-Schlappe bei der „Frühstart-Rente“ fürchten

Es sollte alles ganz schnell gehen. Wobei manchen nicht einmal das schnell genug war. Nachdem die schwarz-rote Koalition im Mai den Start der „Frühstart-Rente“ für Anfang 2026 annonciert hatte (siehe hier), preschten Scalable Capital und Trade Republic sogleich mit ihren neuen „Kinderdepots“ vor (siehe hier). Und nicht nur in der Fintech-Branche waren plötzlich alle ganz fickerig. Auch manche Banken wollten rasch drauf auf das Thema, intensivierten beispielsweise ihre Lobby-Bemühungen um ein vereinfachtes Onboarding bei der Depoteröffnung für Kinder und Jugendliche. Das Kalkül ging ungefähr wie folgt: Wenn uns die neue Bundesregierung schon ein potenzielles Kundenakquise-Programm wie die „Frühstart-Rente“ hinhält – dann sollten wir auch beherzt zugreifen.

Wenn nun jedoch nicht alles täuscht, dann ist die ganz große Euphorie rund um die „Frühstart-Rente“ fürs Erste verflogen. Das hat zum einen technisch-regulatorische Ursachen. Denn nicht ohne Grund hatte Scalable Capital sein „Kinderdepot“ vorerst nur in Form einer „Warteliste“ an den Start gebracht –  während Trade Republic sein „Kinderdepot“ zwar immerhin launchte, aber nur für einen sehr eingeschränkten Kundenkreis und mit einigen Verrenkungen beim KYC-Prozess.

Querbeet durch die Branche ist inzwischen zu hören, dass die regulatorisch saubere Identifikation von Kindern eine enorme Herausforderung darstelle. Zumal es nicht nur um das beschriebene Problem mit der Geburtsurkunde geht (siehe unser Stück –> Frühstart-Rente: Banken setzen auf „Onboarding light“ bei Kinderdepots). Sondern auch um eine zusätzlich notwendige Schulbescheinigung. Bei genauerer Kalkulation stellt sich daher die grundsätzliche Frage, ob sich die „Frühstart-Rente“ aus sich selbst heraus für Banken und Fintechs überhaupt refinanziere.

Die technisch-regulatorischen Probleme indes sind, wie gesagt, nur das eine. Der andere Grund für die schwindende Begeisterung ist politisch-lobbyistischer Natur. Dass die „Frühstart-Rente“, wie ursprünglich in den Koalitionsvertrag geschrieben, tatsächlich zum 1. Januar 2026 in Kraft tritt – das glaubt von den Banken- und Fintech-Menschen, mit denen wir in den vergangenen Tagen sprachen, inzwischen keiner mehr. Ganz abgesehen von der Zeitschiene wird aber auch befürchtet, dass die „Frühstart-Rente“ gar nicht so kommt, wie sich Banken und Fintechs sie sich eigentlich erhofft hatten. Stattdessen gibt es die Sorge, der vermeintliche Lobby-Erfolg könnte sich in Wahrheit als lobbyistische Niederlage entpuppen.

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