Payment-Ticker

Sämtliche Payment-News aus dem November 2023

In unserem Payment-Ticker finden Sie die Neuigkeiten rund um Zahlungsdienstleister, das Kartengeschäft der deutschen Banken und neue Geschäftsmodelle wie „Buy now, pay later“. 

Hier der Ticker für November 2023:

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Exklusiv: Pflicht zu Instant-Überweisungen kommt schneller als gedacht

Die Pflicht zur Einführung von Echtzeit-Überweisungen kommt deutlich schneller als zunächst gedacht. Wie aus einem Finanz-Szene vorliegenden internen Dokument hervorgeht (konkret handelt es sich um ein gemeinsames Papier der Unterhändler von EU-Rat und EU-Parlament), sollen Europas Banken verpflichtet werden, Instant Payments bereits 9 Monate bzw. 18 Monate nach Verabschiedung der neuen Regulierung anzubieten. Genauer: Bei eingehenden Zahlungen soll die Frist bei besagten 9 Monaten liegen, bei ausgehenden Zahlungen bei 18 Monaten.

Für die Banken-Lobby bedeutet der ambitionierte Zeitplan die nächste Niederlage. Zur Erinnerung: Innerhalb der Kreditwirtschaft wird ja schon die Instant-Payments-Pflicht also solche höchst kritisch gesehen. Daher hatte man zumindest auf deutlich längere Übergangsfristen gehofft – ursprünglich war von 36 Monaten die Rede gewesen. Das Problem: Die Einführung von Echtzeit-Überweisungen stellt insbesondere Banken mit alten Kernbank-Systemen vor enorme technische Herausforderungen. Hinzu kommen die höheren Anforderungen an die Betrugs- und Geldwäsche-Prävention. Schließlich sollen die Systeme künftig binnen maximal zehn Sekunden entscheiden, ob sie eine Überweisung ausführen oder nicht. Andernfalls wäre die Zahlung nicht „instant“.

Tatsächlich gibt es hierzulande Banken, die bislang gar keine Echtzeit-Überweisungen anbieten – darunter die ING Diba, die Apobank, diverse Sparda-Banken sowie die meisten Autobanken. Diese Institute werden durch den neuen Zeitplan besonders unter Druck gesetzt. Nach jetzigem Stand dürften die neuen Regeln innerhalb der nächsten drei bis vier Monate verabschiedet werden. Zwar fehlt streng formal gesehen noch die Zustimmung von EU-Rat und EU-Parlament. Auf die Grundzüge der künftigen Regulierung haben sich beiden aber schon geeinigt, siehe Anfang November unseren Bericht –> „EU-Einigung zu Instant Payments könnte riesige Wucht entfalten“.

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Podcast (#121): Was muss passieren, damit die Girocard in zehn Jahren noch relevant ist?

Es gab mal Zeiten, da hat Oliver Hommel, wenn er im Supermarkt bezahlen sollte, die Schufa-Klauseln auf der Rückseite der Kartenbelege durchgestrichen. Das Kassenpersonal fand das immer nur so mittellustig. Genauso Hommels damalige Freundin. Doch was will man machen? Payment-Nerd ist Payment-Nerd. So ticken sie halt. (Wohl dem, der noch nie einen Payment-Manager in einem Restaurant erlebt hat, das keine Kartenzahlung akzeptiert). Nun sind mit dem allmählichen Verschwinden des elektronischen Lastschrift-Verfahrens die Situationen, in denen man an der Kasse einen Papierbeleg unterzeichnet, zwar selten geworden. Ein Payment-Nerd allerdings ist Oliver Hommel immer noch – und wenn man so will, dann ist er als CEO der Euro Kartensysteme, also der Betreiber-Gesellschaft hinter der Girocard, sogar der oberste Payment-Nerd überhaupt hierzulande. Dieser Status freilich bewahrt den früheren Accenture-Berater (und noch früheren BVR- bzw. DSGV-Manager) nicht vor gelegentlichem Spott aus der eigenen Community. Schließlich machen sich ja gerade die Payment-Nerds gelegentlich einen Spaß daraus, den Abgesang auf die Girocard anzustimmen. Hommels Antwort hierauf? Sah per Ende Juni so aus: Kartenumsatz 11% rauf auf 149 Mrd. Euro. Zahl der Bezahlvorgänge 15% rauf 3,65 Mrd. Transaktionen. Alles bestens also? Das nun auch wieder nicht. Denn natürlich weiß Hommel: Allein den Status quo zu reiten, wird auf Dauer nicht reichen. Was also muss strategisch, technisch und produktseitig passieren, damit die Girocard in zehn Jahren noch so relevant sein wird wie heute? Genau auf diese Frage gibt Oliver Hommel in der heutigen Ausgabe von „Finanz-Szene – Der Podcast“ verblüffend offene Antworten. Auf geht’s: Finanz-Szene (frei zugänglich)

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Kurz getickert

  • Das Mannheimer Kundenkarten-Startup Stocard weist nach der Übernahme durch den schwedischen „Buy now, pay later“-Riesen Klarna erstmals einen Gewinn aus. So blieb 2022 demnach bei einem Umsatz von 13,7 Mio. Euro (plus 25%) ein Gewinn von 947.000 Euro. Im Vorjahr hatte Stocard noch einen Verlust von 7,2 Mio. Euro erlitten. Finance Fwd

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Zahl der Kreditkarten hierzulande bricht geradezu drastisch ein

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Exklusiv: Keine härteren Auflagen zum Schutz von Geldautomaten

Banken und Sparkassen bleibt eine gesetzliche Pflicht zur sicherheitstechnischen Aufrüstung ihrer Geldautomaten einstweilen erspart. Das hat nach Informationen von Finanz-Szene ein „Runder Tisch“ in Berlin ergeben, bei dem neben Banken und Versicherern auch das BMI, diverse Strafverfolgungs-Behörden und die Bundesbank vertreten waren. Bei einem ähnlichen Treffen Ende Juni hatte Innenministerin Nancy Faeser die Kreditwirtschaft laut Angaben von Teilnehmern noch deutlich kritisiert – und angeregt, die Zahl der Automaten zu reduzieren und die Geräte mit weniger Geld zu bestücken. Angesichts dieses Vorstoßes waren in Branchenkreisen härtere gesetzliche Auflagen befürchtet wurden. Stattdessen wollen Ministerium und Strafverfolger die Situation nur erst einmal weiter beobachten. Ende 2025 soll es dann zu einer „Evaluierung“ kommen.

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EPI vs. EZB: Das stille Ringen um die europäische Payment-Herrschaft

Dafür, dass die EZB doch eigentlich eine riesige Behörde ist, wirkt sie neuerdings erstaunlich agil. Zumindest, wenn es um ihr Lieblingsprojekt geht, den digitalen Euro. Nehmen wir zum Beispiel Christian Schäfer. Der war jahrelang als Payment-Manager für die Deutsche Bank unterwegs, bevor er letzten Dezember eher unvermittelt bei der Europäischen Zentralbank aufschlug. Dort firmiert er seitdem als „Chair of the Digital Euro Rulebook Development Group“ – und kaum war er im Amt, da erschien unter seinem Namen auch schon ein schickes, 14-seitiges Paper („Update on the Digital Euro Scheme“), das es mächtig in sich hatte. Denn: Den digitalen Euro gibt es zwar noch nicht. Und im Moment ist nicht einmal sicher, ob er jemals kommen wird. Aber wie er ungefähr aussehen soll, das weiß man bereits! In Schäfers Paper nämlich, veröffentlicht Mitte Februar, fanden sich nicht weniger als 19 Abbildungen, die en détail zeigten, wie sich die EZB das Frontend des digitalen Euros vorstellt. Einmal als Website-Checkout. Einmal als mobile Wallet. Und einmal als POS-Terminal. Spätestens seit diesem Paper ahnt man in den Frankfurter Banken: Es ist nicht bloß so, dass die EZB den digitalen Euro unbedingt will. Sondern sie will offenbar, dass es tatsächlich ihr digitaler Euro wird. Ganz bis ran an den Endkunden. Für die Banken, zumal für die deutschen, stellen sich damit sehr grundsätzliche Fragen. Erstens: Sollte das Frontend nicht zwingend ihre eigene Domäne sein? Und zweitens: Wenn die EZB mit dem digitalen Euro direkt zum Endverbraucher vordringen will – was heißt das eigentlich für die maßgeblich von den hiesigen Banken getragene European Payments Initiative? Unser „Deep Dive“ zur hochsensiblen und nicht minder komplexen Causa „EPI vs. EZB“ – bitte sehr: FS Premium

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Kurz getickert

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Was der mögliche Hanseatic-Verkauf über den Kreditkarten-Doom verrät

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Warum die EU-Einigung zu „Instant Payments“ eine riesige Wucht entfalten könnte

Nun ist es also schon wieder passiert. Schon wieder ein Fall, in dem sich a) eine wichtige europäische Gesetzgebung ganz langsam heranschleicht, b) die Pläne zwar krass klingen, man c) aber irgendwie davon ausgeht, dass es so krass am Ende ganz sicher nicht kommen wird – und dann kommt es d) am Ende aber eben doch so!!! Exakt dies war das Drehbuch beim „Payment for Order Flow“-Verbot (siehe unser Themen-Dossier hier). Und nun ist es bei „Instant Payments“ schon wieder so gekommen.

Nur noch mal zur Erinnerung: Zunächst hatte sich die EU-Kommission da einfach mal was überlegt (siehe im Herbst 2020 unser Stück –> Wie Brüssel „Instant Payments“ zum Standard machen will); dann sprangen entscheidende Stakeholder drauf auf den Zug (siehe im Februar –> Niederlage für deutsche Banken – EZB unterstützt Instant-Payments-Pflicht); irgendwie bekam’s die Branchen-Lobby nicht weglobbyiert (beim PFOF-Verbot die Fintech-Lobby, hier jetzt die Banken-Lobby); und plötzlich ist das Ganze mehr oder weniger Gesetz (siehe in unserem Mittwochs-Newsletter die Meldung zur Einigung zwischen EU-Rat und EU-Parlament). Und zu allem Überfluss: Enthält die Einigung aus Banken-Sicht (während umgekehrt viele Payment-Fintechs jubeln dürften) eine regelrechte „SEPA-Bombe“. Unser FAQ: FS Premium

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ADAC-Deal der Solarisbank wird zur Endlos-Geschichte

Was ist denn jetzt schon wieder los zwischen Solarisbank und Bafin?

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Wussten Sie schon?

… dass Instant Payments in Europa tatsächlich zur Pflicht werden dürfte (und zwar ohne Extragebühren)? Darauf jedenfalls läuft die diese Woche erzielte Einigung zwischen den EU-Mitgliedsländern und dem EU-Parlament hinaus. Mitteilung

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Das sind die Bieter für die „deutsche Barclays“

Im Rennen um das hiesige Retailgeschäft der britischen Großbank Barclays könnte es laut „Reuters“ noch im laufenden Jahr zu einer Entscheidung kommen. Demnach wollen neben den beiden Finanzinvestoren Warburg Pincus und Centerbridge (diese beiden Namen kursieren ja schon länger) auch die französische Großbank Crédit Agricole sowie die österreichische Bawag ein verbindliches Übernahmegebot einreichen. Bei Centerbridge gibt es bekanntlich Überlegungen, die von Hamburg aus operierende frühere „Barclaycard“ mit der (schon jetzt zu Centerbridge gehörende) Düsseldorfer Kreditplattform Auxmoney zu verschmelzen. Ein ähnliches Manöver wäre bei der Crédit Agricole denkbar – schließlich gehört dieser einer der größten Konsumenten-Finanzierer hierzulande, nämlich die Creditplus Bank aus Stuttgart.

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Krise? Ach was. Mastercard-Chef blickt bullish auf den deutschen Markt

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Kurz getickert

  • Der schwedische „Buy now, pay later“-Spezialist Klarna hat nach eigenen Angaben im dritten Quartal ein Ergebnis von umgerechnet 11 Mio. Euro erwirtschaftet – der erste Gewinn seit Jahren. Dabei seien die Umsätze um rund 30% gestiegen, die Kreditausfälle um 46% zurückgegangen.
  • Die European Payments Initiative hat die Akquisition von Payconiq und iDeal (siehe unsere diesbezügliche Analyse aus dem Frühjahr) abgeschlossen – und damit die letzte formelle Hürde in Richtung des für nächstes Jahr geplanten Launchs genommen.

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Sämtliche Payment-News aus dem Oktober 2023

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