Payment-Ticker

Sämtliche Payment-News aus dem Oktober 2023

In unserem Payment-Ticker finden Sie die Neuigkeiten rund um Zahlungsdienstleister, das Kartengeschäft der deutschen Banken und neue Geschäftsmodelle wie „Buy now, pay later“. 

Hier der Ticker für Oktober 2023: 

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Exklusiv: Sparkassen-Acquirer Payone schwenkt auf harten Sparkurs ein

Es war ein Drama, wie es die europäische Payment-Branche (lassen wir Wirecard mal außen vor) selten erlebt hat. Um bis zu 60% krachte die Aktie des Zahlungsdienstleisters Worldline am Mittwoch ein, nachdem die Franzosen ihre Umsatzziele gesenkt und einen deutlichen Rückgang ihrer Marge offengelegt hatten. Die nämlich soll um 150 Basispunkte fallen – statt um 100 Basispunkte steigen, wie es der Milliardenkonzern dem Kapitalmarkt ursprünglich avisiert hatte. In der Folge gerieten auch die Aktien des italienischen Rivalen Nexi und des niederländischen Herausforderers Adyen massiv unter Druck – womit der „Schwarze Mittwoch“ für die europäische Zahlungsverkehrs-Branche perfekt war. Indes, so kalt die Investoren von der Nachricht augenscheinlich erwischt wurden (die Marktkapitalisierung sank um bis zu 4 Mrd. Euro) – es gibt auch Menschen, die sich am Mittwoch weit weniger wunderten. Konkret: die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Frankfurter Acquirers Payone, bekanntlich ein 60:40-Joint-Venture zwischen Wordline und den deutschen Sparkassen. Wenn man so will, dann hatte die Payone-Belegschaft ihren „Schwarzen Mittwoch“ nämlich schon Ende letzter Woche erlebt. Wie es übrigens generell eine ziemlich direkte Linie zwischen dem Drama in Paris und der Lage auf dem deutschen Markt zu geben scheint. Die ganze Geschichte: FS Premium

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Wussten Sie schon?

… dass der langjährige Giropay-Chef Jörg Schwitalla (genau genommen führte er das Unternehmen von 2009 bis 2020 – also zu Zeiten, als Giropay noch nicht zu Paydirekt gehörte, sondern eher das Stiefkind der deutschen Kreditwirtschaft war) an was Neuem arbeitet? So tauchte der Manager dieser Tage in einem recht großen „SZ“-Artikel als Macher der „SocialCard“ auf, einer speziell für Geflüchtete entwickelten Bezahlkarte, die Schwitalla „bald in deutschen Städten an den Start bringen“ will. Die Firma hinter der Geschäftsidee übrigens nennt sich: „Publk GmbH“.

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Kurz getickert

  • Das schwedische „Buy now, pay later“-Fintech Klarna will laut „Sifted“ (Paywall) weitere rund 500 Jobs auslagern – auch Mitarbeiter in Deutschland seien betroffen.
  • Das für Mitte November vorgesehene Standardisierungs-Update für den Austausch von SEPA-Zahlungen verzögert sich. Wie das European Payments Council bekannt gab, wird die sogenannte „ISO20022-Migration“ nun erst Mitte März stattfinden, weil derzeit mindestens zwei SEPA-Länder bei den technischen Vorbereitungen hinterherhinken. An den Instituten der Deutschen Kreditwirtschaft liegt es nicht – diese seien migrationsbereit, wie die „BÖZ“ (Paywall) berichtet.

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Wussten Sie schon?

… dass der Bank-Verlag (also der in Köln ansässige IT-Spezialist, der für etliche private Banken hierzulande u.a. das Girocard-Processing übernimmt) auf der Suche nach einem neuen Namen ein paar Schritte weiter zu sein scheint? In unserem kleinen Update zur Lage hatten wir neulich ja schon angemerkt, dass intern der Name „BV Vision“ zur Auswahl gestanden haben soll. Wie sich nun indes dem Markenregister entnehmen lässt, hat sich die BdB-Tochter überdies oder stattdessen die Wortmarken „bankvision“ und „BV.bankvision“ gesichert. Bevor jetzt übrigens irgendwer völlig durcheinander gerät: Weder „BV Vision“ noch „bankvision“ noch „BV.bankvision“ sind zu verwechseln mit „Banking.Vision“. Denn: „Banking.Vision“ ist das Portal, auf das einer unserer Werbepartner diese Woche verweist, siehe weiter oben. Koooomplett andere Baustelle.

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Linktipps

„ISO 20022 will transform supply-chain finance“: Wie der neue Standard für den Austausch von SEPA-Zahlungen die Lieferketten-Finanzierung verändern könnte. Euromoney

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Schwarzer Mittwoch für die europäische Payment-Branche

Die Aktie von Worldline (hierzulande unter anderem als Joint-Venture-Partner der Sparkassen beim Frankfurter Acquirer Payone bekannt) ist gestern geradezu implodiert, nachdem der französische Payment-Riese die Umsatzprognose (6-7% Wachstum statt 8-10% Wachstum) und vor allem die Margenprognose (150 Basispunkte runter statt 100 Basispunkte rauf) empfindlich gesenkt hatte. Der Kurs stürzte gestern im Tagesverlauf um fast 60% ab, die Marktkapitalisierung fiel auf weniger als 3 Mrd. Euro – und zwischenzeitlich wurde die Aktie sogar vom Handel ausgesetzt. Zur Einordnung, wie (unterschiedlich) stark es die europäische Payment-Branche in den letzten Monaten generell erwischt hat: Die Worldline-Aktie hat seit Januar rund 75% an Wert eingebüßt, Adyen liegt bei minus 50%, Nexi bei minus 25%.

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Solarisbank verliert Großkunden – Zweifel am Sinn des Contis-Deals wachsen

Für 152 Mio. Euro übernahm die Solarisbank vor zwei Jahren den britischen Wettbewerber Contis. Damals wirkte es wie der große Coup – inzwischen wachsen die Zweifel am Sinn der Transaktion. FS Premium

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EPI-Banken spekulieren auf Exklusiv-Status beim digitalen Euro

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Muss die Girocard den Post-Schalter mit Visa und Mastercard teilen?

„Schwierigkeiten mit den Debit-Karten von Visa und Mastercard“ – so oder so ähnlich lauteten Anfang September die Schlagzeilen, nachdem der Bundesverband der Verbraucherzentralen die angeblich mangelnde Akzeptanz der Karten in Behörden, kleinen Läden, Hotels usw. beklagt hatte (siehe dazu in unserem Payment-Ticker aus dem September die dritte News von unten). Nun sei mal dahingestellt, wie verbreitet das Problem tatsächlich ist. Was aber feststeht: In vielen Filialen der Deutschen Post konnte man bislang tatsächlich nur mit der Girocard bezahlen (abgesehen vom Bargeld, natürlich).

Glaubt man allerdings einem Bericht des Branchen-Portals „Paket da!“, dann wird sich das in Kürze ändern – und werden die Terminals an den Post-Schaltern also auch die Karten von Visa und Mastercard akzeptieren (in der Meldung ist zwar explizit nur von „Kreditkarten“ die Rede, wir gehen aber davon aus, dass die Debit-Karten der beiden großen Schemes ebenfalls gemeint sind). Da wir erst am Montagabend auf die Meldung gestoßen waren, haben wir sie noch nicht verifizieren können – werden wir aber natürlich nachholen.

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Exklusiv: EPI-Banken spekulieren auf Exklusiv-Status beim digitalen Euro

Die bankeneigene European Payments Initiative will den digitalen Euro in den Fokus ihrer Strategie rücken – und setzt dabei auf Kooperation mit der EZB, wie Finanz-Szene von mehreren mit den Vorgängen vertrauten Quellen erfahren hat. Tatsächlich bestimmt der Umgang mit der geplanten Digitalwährung seit langem die Strategiedebatte bei EPI. Demnach soll es zeitweilig sogar Überlegungen gegeben haben, die „Wero“ genannte künftige EPI-Wallet explizit gegen den digitalen Euro zu positionieren. Hintergrund: Auch der digitale Euro wäre ja im Kern eine Bezahlmethode und damit ein potenzieller künftiger EPI-Konkurrent. Von diesem konfrontativen Ansatz sei man aber mittlerweile abgerückt, heißt es in Finanzkreisen. Stattdessen scheint das Kalkül zu sein, durch einen raschen Launch der EPI-Wallet möglichst früh eine kritische Nutzerbasis aufzubauen – und damit die EZB unter Druck zu setzen, die „Wero“-App als eigenständiges Frontend für den künftigen digitalen Euro zu akzeptieren. Bei den EPI-Gesellschafterbanken regen sich derweil weitergehende Ambitionen. So soll nach unseren Informationen eruiert werden, ob die European Payments Initiative nicht sogar zum exklusiven Partner für den digitalen Euro avancieren könnte – um so ein Distinktionsmerkmal gegenüber anderen Bezahlmethoden zu schaffen. Die Konsequenz wäre: Selbst Nicht-EPI-Banken wie die Commerzbank bräuchten die EPI-Wallet, wenn sie ihren Kunden das Bezahlen mit dem digitalen Euro ermöglichen wollen. Ob die EZB sich auf solch einen Exklusiv-Status einließe, wird in deren Umfeld gleichwohl bezweifelt. Schließlich hat die Notenbank zuletzt starke Gelüste entwickelt, höchstselbst am Frontend für den digitalen Euro mitzumischen. In der Tat: Von einer etwaigen Exklusivität will der „Wero“-Betreiber selbst, also die EPI Company in Brüssel, vorerst noch nichts wissen. Auf unsere Anfrage hin heißt es bezogen auf die EZB lediglich, man sei „offen für eine Kooperation“.

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Deutsche Bank verärgert Mastercard

Man schrieb den 2. Februar 2021, als Mastercard-Chef Michael Miebach sein Unternehmen als neuen „exklusiven internationalen Scheme-Partner der Deutschen Bank einschließlich Postbank“ vorstellte (siehe hier). Von da an freilich dauerte es nochmal gut zwei Jahre, bis die Visa-Karte endlich aus der Angebotspalette der Frankfurter wie der Bonner Großbank verschwand (siehe hier). Wobei selbst das nur die halbe Geschichte war, wie man seit dem 18. Oktober weiß. Da nämlich berichtete das „Manager Magazin“ (Paywall), die Postbank schicke Kunden, deren bestehende Visa-Karte auslaufe, eben keine Karte des angeblich exklusiven Partners – sondern eine neue Visa-Karte.

Begründung: Das Management wolle nicht riskieren, dass eine Umstellung der Kreditkarte zu einem zusätzlichen Andrang in den Hotlines führe, die infolge des jüngsten Chaos bei der Postbank ja ohnehin überlastet sind. Laut „Manager Magazin“ ist das „Mastercard only“-Projekt jetzt erst einmal „weitgehend auf nächstes Jahr verschoben“. Zum Ärger der Amerikaner. Und letztlich zum Schaden der Deutschen. Mastercard nämlich hätte sich die Exklusivität dem „MM“-Bericht zufolge einen zweistelligen Millionenbetrag kosten lassen – falls die Deutsche Bank den ursprünglich vereinbarten Zeitplan denn eingehalten hätte.

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Hier kommen die Lobby-Ausgaben von Banken, Fintechs und Payment-Industrie

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„Unser“ Payment-Mann bei der Deutsche Bank

Bei der Deutschen Bank arbeiten zwar zahllose frühere Journalisten – allerdings in aller Regel da, wo man sie auch vermuten würde. Also in Kommunikation und Marketing. Oder allenfalls in Themenfeldern, die irgendwas mit „ESG“ und „Lobbyismus“ zu tun haben. Positionen mithin, in denen es nicht so auffällt, wenn man vom eigentlichen Geschäft nur so halb was versteht (was auf uns selber ja auch und sowieso zutrifft). Jedenfalls: Wie es die herrschenden Verhältnisse offenbar so wollen, hat nun erstmals auch ein früherer Finanz-Szen’ler in den Doppeltürmen angeheuert. Nämlich: Hendrik Dahlhoff, der 2019/2020 einige Monate lang über Payment-Themen aller Art für uns geschrieben hat, bevor er gen S-Payment weiterzog und von dort aus also nun zur Deutschen Bank. Wie die meisten Verlassenen trauern auch wir durchaus und immer noch hinterher, trösten uns allerdings mit der Erkenntnis, dass unsere Leute wenigstens was Richtiges machen, wenn sie in Ihre Branche, liebe Leserinnen und Leser, überlaufen. Konkret: Dahlhoff nennt sich bei der Deutschen Bank jetzt „Product Manager & Business Product Specialist“ für „Alternative Payment Methods“. Wir freuen uns für den Ex-Kollegen und gratulieren herzlichst!

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Kommen beträchtliche Teile des deutschen Payment-Markts unter ein neues Dach?

Der Mailänder Zahlungsdienstleister Nexi ist eher kein household name – jedenfalls nicht hierzulande. Die Connaisseure freilich (und für die schreiben wir ja!!!) wissen trotzdem, dass sich die Italiener in den letzten Jahren ganz schön breitgemacht haben in Eschborn, Bamberg und Berlin. Nämlich mittels der direkten oder mittelbaren (via Nets …) Übernahme des ehemals bankeneigenen Acquirers Concardis, des zuletzt schwächelnden „Buy now, pay later“-Spezialisten Ratepay, des aufstrebenden Kassensystem-Fintechs Orderbird sowie des Bamberger Zahlungsabwicklers Computop (den man der DZ Bank neulich vor der Nase wegschnappte).

Und nun? Berichtete am Mittwoch zunächst „Bloomberg“ (Paywall), der Private-Equity-Investor CVC prüfe ein Übernahmeangebot für Nexi – was die Aktie des Payment-Riesen um bis zu 17% steigen ließ. Möglicherweise müssen sich die deutschen Töchter also auf einen neuen (ultimativen) Eigentümer gefasst machen. Was zumindest in Eschborn, also bei der jüngst in Nexi umgelabelten ehemaligem Concardis, niemanden mehr groß schocken dürfte. Neue Eigentümer begrüßte man dort zuletzt gefühlt Jahr für Jahr. Und Private Equity war selbstverständlich auch schon darunter.

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Kurz getickert

  • Mit dem digitalen Euro wird es langsam ernst (siehe dazu neulich unsere kleine Analyse –> Die trügerische Ruhe unserer Banken im Angesicht des digitalen Euros). So hat die EZB gestern offiziell eine „Vorbereitungsphase“ ausgerufen, die unter anderem dazu dienen soll, die noch offenen Fragen rund um das säkulare Großprojekt zu klären. (Mitteilung)
  • Der neuerdings auch hinter Compeon stehende Münchner „Payment as a Service“-Spezialist Dock Financial verleibt sich seine noch kleine Startup-Tochter Paydora jetzt komplett ein – und sinniert über einen Antrag auf eine Banklizenz. (Finance Fwd)
  • Die hochumstrittene „Alternative Fuels Infrastructure Regulation“ ist im EU-Amtsblatt veröffentlicht, entnehmen wir einer Mitteilung des darob hocherfreuten DSGV. Demnach müssen öffentlich zugängliche E-Auto-Ladesäulen bis zum 13. April 2024 über eine Kartenlese-Funktion verfügen (sprich: Sie müssen die Girocard akzeptieren).

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BdB-Tochter: Bank-Verlag benennt sich um und macht „Die Bank“ dicht

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Exklusiv: Nach hartem Ringen – Sparkassen besiegeln Payback-Kooperation

Auf der einen Seite steht der größte Emittent der Girocard (mit insgesamt 47 Mio. herausgegebene Karten). Auf der anderen der größte Loyalty-Dienst hierzulande (mit nach eigenen Angaben rund 31 Mio. Nutzern). Und nun: Machen die Sparkassen und Payback also tatsächlich gemeinsame Sache. Laut exklusiven Informationen von Finanz-Szene haben sich die beiden Schwergewichte auf eine weitreichende Kooperation verständigt, die aller Voraussicht nach bereits in den kommenden Tagen vertraglich besiegelt werden wird – auch wenn der Deutsche Sparkassenverlag (der die Kooperation aufseiten der S-Finanzgruppe verhandelt hat) und Payback (also die hiesige American-Express-Tochter) die Einigung zu Wochenbeginn noch nicht bestätigen wollten. Rückblick: Dass da was im Busch ist, darüber hatten wir ja schon im Herbst letzten Jahres exklusiv berichtet, siehe unsere damalige Geschichte –> Der >10-Mio-Kunden-Deal: Sparkassen bandeln mit Payback an. Von da an indes dauerte es noch mal mehr als ein Jahr, bis der Deal endlich ausverhandelt war. Was allerdings weniger an etwaigen Dissonanzen zwischen dem DSV und Payback lag. Sondern an Verstimmungen innerhalb der Sparkassen-Gruppe. Lesen Sie hier, warum sich einige Sparkassen mit dem neuen Bündnis eher schwertun, wie die Kooperation konkret aussieht, wie viele Institute sich bislang committed haben – und wie es nun weitergeht: FS Premium

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Kurz getickert

  • Mit Giropay, also mit dem Online-Bezahldienst der deutschen Kreditwirtschaft, sind seit kurzem keine Einzahlungen mehr bei Paypal möglich. Gegenüber „Heise“ bestätigt der US-Konzern die Maßnahme – äußert sich aber (wohlweislich?) nicht zu den Gründen

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Sämtliche Payment-News aus dem September 2023

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