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Wechsel von „Miles & More“ zur Deutschen Bank zieht sich bis 2026

Als die Deutsche Bank im Juli 2023 verkündete, die Ausschreibung für das Kreditkarten-Portfolio von „Miles & More“ gewonnen zu haben – da war der Stolz groß in den Doppeltürmen. Der Deal mit dem Vielflieger-Programm der Lufthansa sei „ein Meilenstein für unsere Strategie im Transaktionsgeschäft“, sagte Deutsche-Bank-Payment-Mann Ole Matthiessen damals. Denn: Bei der „Miles & More“-Karte handele es sich um „das größte, attraktivste und erfolgreichste Co-Brand-Portfolio“ in ganz Europa.

Knapp zwei Jahre später ist man in Frankfurt zwar immer noch stolz auf die neue Partnerschaft. In die Vorfreude auf den Launch allerdings mischt sich die Erkenntnis, dass die Übernahme des Mandats von der DKB (also vom bisherigen Emittenten der „Miles & More“-Karte) dann doch nicht ganz so reibungslos funktioniert vollzieht anfangs erhofft. Konkret war vor zwei Jahren von einem „Wechsel“ des herausgebenden Instituts per „Mitte 2025“ die Rede gewesen. Dazu passend hieß es im Geschäftsbericht der DKB: „Die Partnerschaft mit Miles & More wird am 30. Juni 2025 auslaufen.“ Im gestern veröffentlichen 2024er-Abschlus der Berliner Direktbank ist das Wording nun allerdings plötzlich ein anderes.

Die Co-Branding-Partnerschaft mit der Lufthansa-Tochter werde „voraussichtlich bis Anfang 2026 fortgeführt“, heißt es nun. Auf Nachfrage von Finanz-Szene teilt die BayernLB-Tochter darüber hinaus mit, dass statt einer kompletten Portfolio-Migration (wie das beispielsweise bei der Übertragung des ADAC-Portfolios von der Landesbank Berlin zur Solarisbank der Fall war) ein schrittweiser Wechsel der Kunden von der DKB zur Deutschen Bank geplant sei. Dieser Prozess soll zwar schon in diesem Jahr beginnen, allerdings erst im Laufe des Q1 2026 abgeschlossen sein. Bis dahin sei ein Parallelbetrieb geplant. Sprich: Während manche „Miles & More“-Kunden ihre Kreditkarte noch von der DKB nutzen, ist bei anderen bereits die Deutsche Bank der Issuer.

Tatsächlich war bei der Verkündung des Deals im Juli 2023 unspezifisch von einem „Wechsel“ die Rede gewesen. Wie dieser vonstatten geht, ob mit einem „Big Bang“ eines Portfolioübertrags (wie, siehe oben, im Falle des ADAC-Portfolios) oder durch ein neues Onboarden aller Kunden beim neuen Issuer (wie beispielsweise beim Wechsel des Anbieters des Hilton-Honors-Kreditkarte von der DKB auf die Advanzia Bank), blieb damals offen – und wurde nach Informationen von Finanz-Szene tatsächlich erst in der Folge geklärt. Die DKB wird die Ausgabe neuer „Miles & More“-Karten irgendwann in den nächsten Monaten stoppen, viele Altkunden aber vorerst noch bedienen. Diese werden derweil aufgefordert, bei der Deutschen Bank eine neue Karte zu beantragen und sich dort neu onzuboarden. Die entsprechend Übergangsfrist soll mehrere Monate dauern, die Details würden aber Sommer kommuniziert, heißt es aus dem Umfeld der beiden Institute.

Beide Vorgehen – also der Portfolioübergang über eine Migration wie der sukzessive Wechsel mit neuen Onboarding – bergen je spezifische Risiken. Die Migration ist technisch höchst anspruchsvoll, zudem übernimmt die neue Bank alle Risiken des Kundenportfolios, beispielsweise in puncto KYC. Dagegen gilt der Issuer-Wechsel mit einem neuen Onboarding beim neuen Bankpartner als technisch weniger komplex und regulatorisch sauberer (auch mit Blick auf neue, bankenspezifische AGBs und Regulierungsprozesse) – sie setzt aber eine entsprechende Aktivierung der Kundinnen und Kunden voraus. Ansonsten droht Churn, weil die Karteninhaber den Umzug möglicherweise nicht mitmachen.

Ebendies will die Deutsche Bank unter allen Umständen verhindern. So gab das Institut vor zwei Jahren an, mit der Übernahme des Miles&More-Geschäft die Zahl der ausgegebenen Kreditkarten insgesamt um 25% zu steigern, ohne allerdings absolute Zahlen zu nennen. Zwar liegen keine genauen Zahlen vor, wie groß und umsatzstark das „Miles & More“-Portfolio heute ist. Allerdings gilt der Anteil an Geschäftskunden unter den Vielfliegern als traditionell hoch. Diese Tatsache macht die Partnerschaft für den Issuer potenziell sehr lukrativ, da die Geschäftskunden unter den Vielfliegern in der Regel sogar besonders oft reisen und bei ihnen auch keine Deckelung der Interchange-Gebühr greift. Was man bei der Deutschen Bank vor diesem Hintergrund eher ungern gesehen haben dürfte: Die DKB hatte letztes Jahr auf Basis einer hemdsärmlig eingeflogenen AGB-Änderung den rückwirkenden Einzug von Sondergebühren bei Bezahlvorgängen in Zusammenhang mit Glücksspielen angekündigt (siehe hier die News in unserem Payment-Ticker) – und damit bei betroffenen Kunden für erheblichen Unmut gesorgt.

In der jüngeren Vergangenheit war es bei der Übertragung von Co-Branding-Portfolien wiederholt zu Problemen gekommen:

  • Die schon erwähnte Migration der ADAC-Karten zur Solarisbank verzögerte sich mehrmals. Statt wie ursprünglich geplant im zweiten Halbjahr 2023 ging der Wechsel erst im dritten Quartal 2024 über die Bühne.
  • Bei den Hilton-Honors-Kreditkarten legte die DKB den Bestandskunden grenzwertigerweise nahe, sich eine normale DKB-Kreditkarte zu holen, anstatt den Übergang zur Advanzia Bank mitzumachen (siehe –> DKB kündigt „Hilton“-Kunden – kein geregelter Übergang zur Advanzia)
  • Bei der hiesigen Amazon-Kreditkarte kündigte die LBB das Ende der Kooperation bereits 2021 an – die finale Kündigung erfolgt jedoch erst per Frühjahr 2024. Die Nachfolgelösung mit der Santander wiederum wurde erst im August präsentiert, ebenfalls mit neuem Onboarding und ohne Übertragung der Bestandskunden.
  • Die Tchibo-Kreditkarte und die Bahn-Kreditkarte wurden (hier war jeweils die Commerzbank der Partner) wurden schlicht eingestellt.

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