Deep Dive

Wie Co-Branding-Karten vom Margen-Eldorado zum Problemfeld wurden

„Die Bank an Ihrer Seite“ ist ja eigentlich der Claim der Commerzbank. Das allerdings hat den guten, alten ADAC dieser Tage nicht davon abgehalten, sich des Slogans mal eben zu bemächtigen. „Die neue Bank an Ihrer Seite“, schreibt der Automobilclub auf seiner Website, und was damit gemeint ist, wird den Kundinnen und Kunden gleich darunter erklärt: „Mit der Solaris SE hat der ADAC einen neuen Kooperationspartner, der seit dem 17. September 2024 aktiv die Herausgabe und Verwaltung der ADAC-Kreditkarten verantwortet.“ Um es kurz zu machen: Die Portfolio-Migration von der Landesbank Berlin (von der damit endgültig nur noch die Berliner Sparkasse übrig bleibt) auf die Solarisbank scheint also – wie letzte Woche bereits kurz vermeldet – geklappt zu haben. Weitgehend geräuschlos übrigens, was angesichts der Komplexität des Unterfangens und der ewig langen Vorgeschichte durchaus betont werden darf. Und nun? Nun wäre es eigentlich unsere journalistische Aufgabe, den Blick nach vorn zu richten. Schließlich wird der Markt mit co-gebrandeten Kreditkarten gerade komplett auf links gedreht, praktisch alle relevanten Portfolios (ADAC, Amazon, Miles & More) migrieren zu neuen Bankpartnern (Solaris, Santander, Deutsche Bank), während sich die einstigen Platzhirsche (Landesbank Berlin, Commerzbank, DKB) weitgehend aus dem Geschäft zurückziehen. Indes: Statt nach vorn wollen wir heute ausnahmsweise zurückblicken. Denn: Wie von Zauberhand sind wir an interne Geschäftsdaten gelangt, anhand derer sich am Beispiel der LBB, des ADAC und Amazons (und entlang von sechs verschiedenen Ertragsquellen) auf verblüffend exakte Art und Weise nachzeichnen lässt, wie das Co-Branding-Geschäft in den frühen 2010er-Jahren zu einer unfassbaren Cashcow mutierte, wie Mitte des Jahrzehnts der Peak überschritten wurde, wie das Business in den späten 2010er-Jahren zusehends weniger abwarf, bevor es mit Beginn der neuen Dekade irgendwann gar nicht mehr funktionierte.

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