von Christian Kirchner und Heinz-Roger Dohms, 29. August 2023
In unserem Payment-Ticker finden Sie die Neuigkeiten rund um Zahlungsdienstleister, das Kartengeschäft der deutschen Banken und neue Geschäftsmodelle wie „Buy now, pay later“.
Hier der Ticker für August 2023:
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Der Online-Bezahldienst der deutschen Kreditwirtschaft ist auch 2022 langsamer gewachsen, als es eigentlich nötig wäre, um den Marktführer Paypal ernsthaft herauszufordern. Zwar stieg die Zahl der Transaktionen um 31% auf 23 Mio. Stück – das damit verbundene Zahlungsvolumen verbesserte sich allerdings nur um 5% auf gut 1,6 Mrd. Euro (was einem Marktanteil im sehr niedrigen einstelligen Prozentbereich entsprechen dürfte). Wie es mit Giropay/Paydirekt angesichts der internen Konkurrenz durch die im Frühjahr gestartete European Payments Initiative weitergeht ist unklar. Per Ende März hatte die ING Diba ihre Zusammenarbeit mit Paydirekt beendet (zugunsten von EPI, wie es damals hieß), nach Informationen von Finanz-Szene plante die Hypo-Vereinsbank selbiges. Interessanterweise kalkuliert Giropay/Paydirekt für das laufende Jahr laut Geschäftsbericht mit einem Rückgang der Provisionserlöse auf 25 Mio. Euro – nach Provisionserträgen von 32 Mio. Euro im Vorjahr. Auf Nachfrage betonte eine Paydirekt-Sprecherin gleichwohl, das Wachstum bei den Transaktionen sei intakt. So habe die Zahl der über Giropay abgewickelten Bezahlvorgänge von Januar bis Juni verglichen mit dem H1 2022 nochmals um 35% zugelegt.
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Alles spricht gegen das Wachstum der Girocard – nur ihre Zahlen nicht
Der vor der Übernahme durch die eigenen Gläubiger stehende Berliner Payment-Spezialist Unzer (siehe unten) hat zumindest eine seiner zahlreichen M&A-Transaktionen überhaupt nicht vollzogen – nämlich die Ende 2020 verkündete Übernahme des Münchner Girocard-Netzbetreibers Lavego (hier die Hintergründe der vermeintlichen Akquisition). Nach Informationen von Finanz-Szene wurde der Deal nie geclosed und wird in der geplanten Form auch nicht mehr geclosed werden; allerdings sei Lavego nach wie vor als Netzbetreiber für Unzer tätig, ist zu hören. Aus Branchenkreisen hieß es gestern, dass die Übernahme letztlich geplatzt sei, könnte mit Verzögerungen im Rahmen der Bafin-Ermittlungen gegen Unzer zu tun gehabt haben. Die beiden Unternehmen wollten sich auf Anfrage von Finanz-Szene nicht äußern.
Der deutsche Payment-Konzern Unzer steht laut „Bloomberg“ (Paywall) vor der Übernahme durch die eigenen Gläubiger. Demnach will der US-Finanzinvestor KKR die Mehrheit der Anteile an die Kreditgeber Alcentra, Goldman Sachs und Partners Group weiterreichen. Diese stellen dem hoch verschuldeten Payment Service Provider im Gegenzug frisches Eigenkapital zur Verfügung und erlassen ihm einen Teil seiner Verbindlichkeiten. KKR hatte den seinerzeit noch als „Heidelpay“ firmierenden Online-Payment-Spezialisten im Jahr 2019 übernommen. In der Folge machten die Amerikaner den vormaligen Mittelständler durch zahllose Übernahmen zu einem der größten Zahlungsdienstleiter in der DACH-Region (siehe hier); das Unternehmen wurde in Unzer umbenannt, der Sitz von Heidelberg nach Berlin verlegt. Der Expansionskurs forderte allerdings seinen Tribut: So wies die hinter Unzer stehende Holding per Ende 2021 Verbindlichkeiten von fast 600 Mio. Euro aus – wovon allein 383 Mio. Euro auf eine „Kroll Agency and Trustee Services“ genannte Gesellschaft entfielen, hinter der mutmaßlich die genannten Kreditgeber stehen. Die entsprechende Zinslast habe für Unzer zuletzt eine enorme Bürde dargestellt, sagen Kenner des Unternehmens.
Alle Payment-News aus dem Juli
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