von Heinz-Roger Dohms und Christian Kirchner, 30. Mai 2023
In unserem Payment-Ticker finden Sie die Neuigkeiten rund um Zahlungsdienstleister, das Kartengeschäft der deutschen Banken und neue Geschäftsmodelle wie „Buy now, pay later“.
Hier der Ticker für Mai:
–––
Die Hypo-Vereinsbank will sich, wie aus einer Pressemitteilung des italienischen Mutterkonzerns Unicredit hervorzugehen scheint, im Kartengeschäft künftig enger an Mastercard binden. Dabei kommt besagte Mitteilung allerdings dermaßen wortschwallig daher (Auszug: „This enhanced multi-year partnership provides the necessary resources to achieve a shared ambition to increase the speed of innovation in the payments space and put customers at the center“), das völlig diffus bleibt, woraus die angeblich „beispiellose“ Partnerschaft zwischen der Unicredit und Mastercard inhaltlich eigentlich besteht. Eine Finanz-Szene-Nachfrage bei der HVB, ob möglicherweise gemeint sein könnte, dass Kunden hierzulande künftig keine Visa-Karten mehr erhalten, führte immerhin zu der Erkenntnis: Nein, das ist nicht gemeint.
––––––––––––––––––––
Was die DZ Bank mit Computop wollte. Und was Nexi mit Computop will
Nexi steigt bei Computop ein – DZ Bank im letzten Moment ausgebootet
Der deutsche Zahlungsdienstleister Unzer (siehe unser Unternehmens-Dossier hier) braucht laut einem Bericht der „FAZ“ frisches Geld. Demnach soll die frühere Heidelpay mit Kapitalgebern vereinbarte „Covenants“ verfehlt haben – und deshalb nun möglicherweise von ihrem Mehrheitseigner KKR rekapitalisiert werden. Der US-Investor und der Payment-Spezialist äußerten sich in einer gemeinsamen Stellungnahme wie folgt: „Es finden konstruktive Gespräche statt, um die Kapitalstruktur von Unzer zu stärken und zu optimieren.“ In dem Bericht der „FAZ“ ist überdies von „weiter gehenden Informationen aus London“ die Rede, wonach Gläubiger schon die Eigentümerkontrolle über Unzer übernommen haben könnten. Allerdings räumt die Zeitung im gleichen Satz ein, diese Spekulationen seien „zumindest verfrüht“.
Apobank und mehrere Sparda-Banken flüchten in die „Girocard light“
Die deutschen Sparkassen legen anderthalb Monate vor dem „Maestro“-Aus ein bemerkenswert klares Bekenntnis zur Girocard ab. Nachdem zuletzt etliche private Banken (von der ING Diba bis zur DKB, von Comdirect bis zur Targobank) auf die Debitkarten von Mastercard oder Visa umgeschwenkt waren und auch im genossenschaftlichen Sektor erste Absetzbewegungen zu erkennen sind (etwa bei der Sparda Baden-Württemberg), heißt es in einer gestern versandten Mitteilung des DSGV kategorisch: „Reine Debitkarten von Mastercard oder Visa wird es bei den Sparkassen nicht geben.“ Bedeutet, jedenfalls nach unserem Verständnis: Wie auch immer die einzelnen Sparkassen sicherstellen wollen, dass ihre Kunden auch nach dem Auslaufen des „Maestro-Co-Badge“-Verfahrens im Ausland mit Karte bezahlen können – die neue Lösung soll zwingend auf der Girocard basieren (siehe zum Hintergrund schon vor Monaten unser Stück –> Über 100 Sparkassen flüchten mit der Girocard zu Visa)
Lastschrift hui, Rechnung pfui – ist es wirklich so einfach, liebes EHI?
„Visa hat schon 13 Mio. Debitkarten im deutschen Markt“, scoopten wir zu Beginn dieses Jahres. Nun hat Visas Europa-Chef Albrecht Kiel dem „Handelsblatt“ (Paywall) ein Update gegeben. Demnach stehen die Amerikaner inzwischen sogar schon bei 14 Mio. Stück – Kiel zufolge grob eine Verdreifachung in nur zweieinhalb Jahren. Dazu passt, dass die Debitkarten von Mastercard und Visa ihren Marktanteil im stationären Einzelhandel 2022 gut verdreifacht haben – nämlich von (zugegebenermaßen marginalen) 0,8% auf jetzt immerhin 2,9%, wie aus gestern veröffentlichten EHI-Zahlen hervorgeht. Klarer Marktführer bleibt mit einem Umsatzanteil von 41,9% zwar die Girocard. Diese könnte allerdings ihren Peak überschritten haben (2021 war sie auf einen Rekordwert von 42,4% gekommen). Vielleicht ein Trost: Die Girocard verlor immerhin weniger stark als die Kreditkarte (von 9,0% auf 8,2% runter). Die These von der Cash-Renaissance wird durch die EHI-Zahlen übrigens eher nicht gestützt (runter von 38,5% auf 37,5%). Dafür gewinnt der Trend zum mobilen Bezahlen massiv an Fahrt: 2021 wurde grob jeder 35ste „kartengestützte Bezahlvorgang“ mit dem Handy erledigt; 2022 war es schon jeder 18te. Für alle, die die langfristigen (durchaus tektonischen!) Verschiebungen im Bezahlverhalten an der Ladenkasse nachvollziehen wollen, haben hier noch eine mittelgroße Tabelle angelegt: FS Premium
–––––––––––––––––––
Neubacher & Kirchner über EPI, Deutsche Bank, N26 und Provisionen
Nachdem die Ausgabe neuer Kreditkarten bedingt durch die IT-Migration bei der Postbank wochenlang ausgesetzt war, vollzieht die Deutsche-Bank-Tochter nun offenbar einen schon vor mehr als zwei Jahren angekündigten Wechsel: Neue Kreditkarten kommen – ausweislich des aktuellen Kreditkartenangebots auf der Website des Instituts – nur noch von Mastercard. Kunden, die bisher eine Kreditkarte von Visa nutzten, können dies zwar auch weiter tun, es werden keine Ersatzkarten verschickt, auch bleiben Limit, Kartennummer und Pin gleich. Doch wessen Karte abläuft oder wer erstmals eine Kreditkarte beantragt, der erhält jetzt nur noch eine Mastercard in den Varianten Standard (für 29 Euro/Jahr), Gold (für 29 Euro im 1. Jahr und 59 Euro ab dem 2. Jahr) oder Platinum (99 Euro/Jahr).
Damit wird Mastercard finally, finally exklusiver Partner der Postbank – so wie Mastercard-CEO Michael Miebach es bereits Anfang 2021 verkündet hatte. Miebach sprach damals von rund 10 Mio. Kredit- und Debitkarten, die betroffen seien. Dann jedoch tat sich lange Zeit gar nichts, siehe den vierten Punkt unseres Stücks -> Deutsche Bank macht aus Migration der Postbank-Kunden ein Radikal-Manöver. Doch nun, nach Abschluss der IT-Umstellung startet der sukzessive Austausch tatsächlich. Und, auch in Sachen Debitkarte geht es bei der Postbank voran: Nachdem entsprechende Karten bereits im Preis-Leistungs-Verzeichnis aufgetaucht sind, startet nun auch der offizielle Rollout einer eigenen Mastercard Debitkarte namens „Postbank Card Plus“, die mit 18 Euro pro Jahr bepreist ist.
Vom EPI-Startschuss bis zum Aus für ADAC Pay: Alle Payment-News aus dem April
Die Artikel von Finanz-Szene sind urheberrechtlich geschützt und nur für den jeweiligen Premium-Abonnenten persönlich bestimmt. Die Weitergabe – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Wie Sie Inhalte rechtssicher teilen können (z.B. via Pressespiegel), erfahren Sie hier.
Danke für Ihr Verständnis. Durch Ihr Abonnement sichern Sie ein Stück Journalismus!