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DKB setzt komplett auf Visa Debit und degradiert die Girocard

Vermutet hatten wir’s ja schon (siehe unsere Artikel -> „DKB erwägt radikalen Umbau ihrer Kartenstrategie“ sowie -> „DKB stellt Girocard und Kreditkarte komplett infrage“) – nun ist die Sache perfekt: Die DKB führt ab November die Visa Debit und macht sie aus dem Stand zum „Top of Wallet“-Produkt für ihre 4,8 Mo. Kunden. Damit mutiert die bislang noch in allen Konten enthaltene Kreditkarte zur bezahlpflichtigen Opt-In-Leistung. Kostenpunkt: 2,49 Euro pro Monat. Wer die Kreditkarte behalten möchte, muss dies der DKB durch aktive Zustimmung signalisieren, andernfalls wird die Karte nach einer zehnwöchigen Übergangsphase automatisch ungültig.

Die Girocard soll für Bestandskunden grundsätzlich kostenfrei bleiben. Neukunden erhalten sie jedoch nur noch auf Wunsch und dann zu einem Preis von 0,99 Euro pro Monat. Interessanterweise macht die DKB die Girocard – abgesehen von der Bepreisung – auch durch diverse weitere Kniffe weniger attraktiv. So fehlen bei der Girocard (auch) künftig Features wie die Wunsch-PIN, individuelle Kartenlimits und -einstellungen, Push-Benachrichtigungen oder die Apple- und Google-Pay-Fähigkeit.

Zwar bleibt das V-Pay-Co-Badge-System erhalten. Allerdings setzt die DKB in ihrer Beschreibung der Karteneigenschaften bei „Weltweit bezahlen und am Automaten Geld abheben“ bei der Girocard ein „x“. Soll heißen: „Nicht möglich“. Was die DKB ihren Kunden dagegen nicht sagt: In Europa wird die Girocard dank Co-Badge sehr wohl an vielen Automaten und von vielen Händlern akzeptiert. Offenbar treibt die Direktbank jetzt das auf die Spitze, was wir letztes Jahr schon mal vermutet hatten – sie macht die Girocard gegenüber ihren Kunden gezielt madig.

Wie die DKB ihren Kunden die Girocard madig macht

Warum die DKB auf Visa setzt, aber nicht mehr auf die Kreditkarte

Die Motive für die neue Kartenstrategie nennt die DKB zwar nicht – sie dürften allerdings auf der Hand liegen:

  1. Visa wird sich die Präferierung der eigenen Debit-Karte gegenüber der Girocard vermutlich ein bisschen was kosten lassen
  2. Wenn die DKB ihre Kundenzahl wirklich von derzeit 4,8 Mio. auf 8 Mio. nach oben treiben will, dann muss sie vermehrt auch bonitätsschwache Kunden aufnehmen. Das geht mit der Visa-Debit (deren Umsätze sofort vom Girokonto liquidiert werden) als „Top of Wallet“-Produkt leichter als mit der bisherigen Charge-Kreditkarte, wo als Steuerungsinstrument bislang nur extrem niedrige Limits von bis zu 100 Euro dienten

Interessant übrigens: Die abgesehen von N26 vier kundenstärksten Direktbanken hierzulande setzen nun alle auf die Visa Debit als „Top of Wallet“-Produkt, nämlich die ING Diba, die Comdirect, die Consorsbank  und eben die DKB. Davon bepreisen drei (DKB, Consorsbank, Comdirect) für Neu- oder gar Bestandskunden die Girocard. N26 arbeitet ausschließlich mit Mastercard-, die Solarisbank setzt mit ihren vielen White-Label-Partnern (Penta, Kontist, Vivid Money …) auf die Visa-Debitkarte.


So sieht sie aus, die Visa-Debit der DKB … Bildquelle: DKB


Die acht Pricing-Strategien im Kartengeschäft deutscher Banken

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