Sparkassen-Ticker

Sämtliche Sparkassen-News aus dem März 2024

In unserem Sparkassen-Ticker beleuchten wir nicht nur die großen Sparkassen wie die Haspa – sondern auch die (ganz) kleinen. Und natürlich haben wir auch ein Auge drauf, was sonst so los ist im Verbund. 

Hier der Ticker für März 2024:

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Huch! Wie die Deka im Schluss-Quartal unvermittelt in die roten Zahlen rutschte

Als die Deka am 14. November ihre Prognose fürs Geschäftsjahr anhob, zweifelte niemand daran, dass das neue Ziel auch erreicht werden würde. Aber dann – ist es bekanntlich doch ein bisschen anders gekommen. Lesen Sie hier, wie der Fondsanbieter der Sparkassen im Schlussquartal eher unvermittelt in die roten Zahlen rutschte (und was es sonst noch über die aktuelle Performance der Deka zu sagen gibt): FS Premium

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Rheinische Sparkassen halten Zinsaufwand nahe der Null-Linie

Auch die rheinischen Sparkassen haben die Zinswende zu nutzen gewusst: Dank einer Steigerung des Zinsüberschusses auf 4,04 Mrd. Euro (+59%) erwirtschafteten die 27 Kommunalinstitute im RSGV-Gebiet ein Betriebsergebnis vor Bewertung in Höhe von 2,54 Mrd. Euro (+119%) – umgerechnet 1,35% der durchschnittlichen Bilanzsumme, verglichen mit einem Wert von 1,21% bei den Sparkassen bundesweit). Nach Verbandsangaben steuerten allein Zins-Absicherungsgeschäfte knapp 800 Mio. Euro zum deutlich verbesserten Ergebnis bei. Daneben gelang es den rheinischen Sparkassen, den Zinsaufwand deutlich stärker zu begrenzen, als das andernorts der Fall war. So erreichten die relativen Zinskosten gerade mal 43 Basispunkte gemessen an der DBS.

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Kurz getickert

  • Saskia Lagemann, aktuell Vorständin bei der Sparkasse Leverkusen, wird per Anfang 2024 Geschäftsführerin des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbands.

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Exklusiv: Viel LBBW, mehr J.P. Morgan – Sparkassen bauen Zertifikate-Geschäft um

Die Nachricht als solche wäre ja eigentlich schon spektakulär genug: Der jahrelang unangefochtene Marktführer bei Retail-Zertifikaten hierzulande, nämlich die Deka, ist diesen Titel seit dieser Woche los. Wie aus den einschlägigen Branchendaten des früheren Derivate-Verbandes (inzwischen: BSW) hervorgeht, sank das Bestandsvolumen des Sparkassen-Fondsdienstleisters allein von Oktober bis September um kräftige 12% auf nur noch 17,8 Mrd. Euro – während parallel die LBBW dank weiterer Zuwächse mit jetzt 18,6 Mrd. Euro erstmals überhaupt als größter deutscher Zertifikate-Emittent gelten darf (zur nachrichtlichen Vervollständigung: Die DZ Bank kommt jetzt auf 16,5 Mrd. Euro, die Helaba auf 15,7 Mrd. Euro). Das eigentlich Spannende ist aber nun, welche industriellen Verschiebungen hinter der blanken Nachricht stehen. Denn: Die LBBW ist – siehe auch schon unser Stück aus dem Dezember – ja nicht peu à peu zum neuen Platzhirschen avanciert. Sondern infolge einer ungeahnten Vertriebsoffensive, die ihren Bestand binnen 18 Monaten um weit mehr als das Doppelte hat explodieren lassen. Wie kann das, bitteschön, sein? Recherchen von Finanz-Szene zeigen: Die Deka scheint gerade einen fast schon freiwilligen Rückzug anzutreten; die LBBW lässt ihre bilanziellen Muskeln spielen; und öffentlich unbemerkt emanzipieren sich viele Sparkassen derweil von den verbund-eigenen Produktpartnern und kooperieren stattdessen jetzt mit großen ausländischen Banken. Hier entlang: FS Premium

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Sparkasse Köln-Bonn ruft Eigenkapital-Offensive aus

Die Sparkasse Köln-Bonn geht im Hinblick auf den früher oder später anstehenden Wechsel ins Aufsichts-Regime der EZB ihr Eigenkapital-Problem an. Mittelfristiger Zielwert sei eine harte Kernkapitalquote von 16-17%, sagte Finanz-Vorstand Andreas Dartsch bei der Bilanz-PK der drittgrößten deutschen Sparkasse. Zur Einordnung: Zuletzt standen die Rheinländer bei 12,6% (es fehlten also noch grob satte 400 Basispunkte) – allerdings wird der Wert durch die anteilige Thesaurierung des 2023er-Gewinns demnächst immerhin schon mal auf 13,4% steigen. So stellt die Sparkasse in diesem Jahr allein 148 Mio. Euro frisch in die 340g-Rücklage ein.

Leisten können es sich die Kölner. Schließlich explodierte das Betriebsergebnis vor Bewertung im Zuge der Zinswende um 151% (!) auf rekordverdächtige 399 Mio. Euro – gemessen an der durchschnittlichen Bilanzsumme ein monumentaler Wert von 1,43%. Dabei habe das Institut zum einen von seinem starken Passivüberhang, zum anderen von Effekten aus Zinssicherungsgeschäften profitiert, so Bartsch. Die Kosten entwickelten sich vergleichsweise milde. So stiegen der Personalaufwand um 5% auf 256 Mio. Euro und der Sachaufwand um 3% auf 194 Mio. Euro. Die Bilanzsumme verharrte derweil bei 28 Mrd. Euro. Sprich: Der ab 30 Mrd. Euro fällige Wechsel vom Bafin- ins EZB-Regime steht immerhin nicht unmittelbar bevor.

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Kurz getickert

  • Der Deka scheint’s ordentlich das vierte Quartal verhagelt zu haben. Wie der Fondsdienstleister der Sparkassen vor der Bilanz-PK am kommenden Dienstag schon mal präventiv via „Platow“ streuen lässt, ist’s mit den zuletzt avisierten 1,1 Mrd. bis 1,2 Mrd. Euro Jahresergebnis dann doch nichts geworden. Stattdessen hat die Deka dem Bericht zufolge lediglich „an der Milliardengrenze“ gekratzt – was vor dem Hintergrund des 9M-Gewinn von damals schon 997 Mio. Euro bedeuten würde, dass im Q4 allenfalls eine schwarze Null herausgekommen wäre. Laut „Platow“ ein Grund für die Zielverfehlung: Eine (uppps!) satte Einzelwertberichtigung von gut 100 Mio. Euro.
  • Die Frankfurter Sparkasse nutzt ihre Online-Tochter „1822 direkt“, um gegen den Trend im roten Sektor die Einlagenbasis auszuweiten. So stieg der Depositenbestand im abgelaufenen Geschäftsjahr um 7% auf 19,9 Mrd. Euro – womit die Fraspa nunmehr auf ein „Einlagen vs. Kredite“-Verhältnis von 65:35 kommt. Von der Zinswende profitierte die traditionell ertragsschwache Helaba-Tochter gleichwohl weniger stark als andere Sparkassen. So stieg das Betriebsergebnis vor Bewertung zwar um 75% auf 153 Mio. Euro – gemessen an der DBS bedeutete das allerdings trotzdem einen stark unterdurchschnittlichen Wert von 0,68%.

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Stadtsparkasse Düsseldorf verordnet sich radikalen Schrumpfkurs

Der neue Vorstandschef Stefan Dahm verordnet der Stadtsparkasse Düsseldorf einen offenbar deutlich defensiveren Kurs als seine Vorgängerin Karin-Brigitte Göbel. Wie aus den am Dienstag vorgestellten 2023er-Zahlen hervorgeht, sank das Kreditneugeschäft im gewerblichen Bereich (wozu das Kommunalinstitut auch Kommunaldarlehen* zählt) um 37% auf nur noch 935 Mio. Euro. Zwar führte Dahm den Rückgang auch auf das insgesamt „schwächere Investitionsklima“ zurück. Darüber hinaus betonte der Manager jedoch, dass es sich bei der Beschränkung der gewerblichen Kreditvergabe um „eine bewusste unternehmerische Entscheidung“ gehandelt habe.

Dazu passt, dass die Stadtsparkasse auch in der Wohnbaufinanzierung weit stärker auf die Bremse trat (–51% auf nur 326 Mio. Euro) als der Rest der Branche. Die Folge: Während der Darlehensbestand bei vielen anderen Banken und Sparkassen im vergangenen Jahr trotz Zinswende einigermaßen stabil blieb, schrumpfte das Kreditbuch der SSK Düsseldorf über alle Kreditarten hinweg um außergewöhnliche 2,2%; die Bilanzsumme ging derweil um fast 5% auf nur noch 15,2 Mrd. Euro zurück.

In der GuV freilich machte sich der Schrumpfkurs noch nicht bemerkbar. Im Gegenteil: Dank eines spektakulär gestiegenen Zinsüberschusses (+91% auf 340 Mio. Euro) erwirtschafteten die Rheinländer ein Betriebsergebnis vor Bewertung von 230 Mio. Euro (+179%) – gemessen an der durchschnittlichen Bilanzsumme ein exzeptionell hoher Wert von 1,5%. Da machte es auch nichts, dass der Personalaufwand um 5%, der Sachaufwand sogar um 19% stieg. Den sagenhaften Anstieg des Zinsüberschusses übrigens begründete Dahm wie folgt: „Geringe Fristentransformation“ und „ein effektives Risikomonitoring für Zinsänderungen“.

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* Anm.: Ursprünglich hatten wir geschrieben, auch die Fördermittel seien mit einbezogen – das war falsch.  

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Fast 10 Mrd. Euro Bilanz: Nächste Großfusion im Sparkassen-Sektor?

Ende Januar erzählten wir Ihnen von der geplanten Mega-Fusion im Münsterland (siehe –> Das Sparkassen-Beben in NRW – und die vier Lehren, die sich daraus ziehen lassen). Anfang März (siehe weiter unten) drangen dann Spekulationen über einen 10-Mrd.-Euro-Zusammenschluss der Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt und der Kreissparkasse Kelheim nach draußen. Und nun: Bahnt sich laut einem Bericht der Lokalzeitung „Echo“ (die sich auf eine offizielle Pressemitteilung beruft) auch im südlichen Hessen eine Großfusion zweier Kommunalinstitute an. Konkret geht es um die Sparkasse Darmstadt (Bilanzsumme: 6,1 Mrd. Euro) und die Sparkasse Dieburg (3,2 Mrd. Euro), die nach eigenen Angaben in den nächsten Monaten „ergebnisoffen verschiedene Optionen einer möglichen Fusion erarbeiten und prüfen wollen“, wie es in der besagten Mitteilung heißt.

Kurz zur Einordnung der Lage: Die Darmstädter kamen 2022 auf ein Betriebsergebnis vor Bewertung von 55 Mio. Euro, was gemessen an der durchschnittlichen Bilanzsumme einem Wert von 0,93% entsprach. Indes: Aufgrund von hohen Bewertungsverlusten im „Depot A“ (nochmal: Das sind die Zahlen von 2022, für 2023 liegt uns nichts vor) reichte es allerdings trotzdem nur zu einem minimalen Vorsteuergewinn von 4,8 Mio. Euro. Die Dieburger wiederum kamen auf ein Betriebsergebnis vor Bewertung von 27 Mio. Euro (=0,87% der DBS), erzielten aufgrund von Bewertungsverlusten aber ebenfalls nur einen Gewinn von 5,6 Mio. Euro. Auf den ersten, sehr flüchtigen Blick also zwei Institute mit sehr ähnlicher Performance.

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Kurz getickert

  • Noch mal ein Datenpunkt von den regionalen Sparkassen-Verbänden: Die rheinland-pfälzischen Kommunalinstitute haben ihr 2023er-Betriebsergebnis vor Bewertung auf  1,17% der DBS ausgeweitet – ein Zuwachs um 42 Basispunkte. Zum Vergleich: Bundesweit lagen die Sparkassen bei 1,21% der DBS, also minimal drüber.
  • Bei den bayerischen Sparkassen erreichen drei von zehn Beschäftigten bis 2035 das Rentenalter. Dieser (wie wir finden: interessante und vielsagende) Datenpunkt fiel gestern bei der Bilanz-PK des Regionalverbands ab. Ergebnistechnisch gab’s derweil wenig Überraschendes. Das Betriebsergebnis vor Bewertung stieg um 49% auf 3,06 Mrd. Euro, gemessen an der Bilanzsumme ein Wert von 1,19% – also knapp unterm bundesweiten Niveau.

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Zinswende beschert Sparkassen fast surrealen Gewinn – aber zu welchem Preis???

Jetzt ist also offiziell, was wir inoffiziell ja schon rausposaunt hatten (siehe –> Warum sind die Sparkassen plötzlich viel, viel profitabler als die Volksbanken?). Nämlich: Die Sparkassen haben von der Zinswende nicht nur profitiert. Sondern sie haben profitiert wie verrückt, wie verrückt, wie verrückt. In Zahlen: Während der BVR dieser Tage für die Genobanken eine auch schon sehr stolze Steigerung des Ergebnisses vor Bewertung um 19 Basispunkte auf 1,00% der Bilanz vermeldete, ging es für die Sparkassen um 44 (!) Basispunkte auf 1,21% in die Höhe. Ein fast surrealer Wert. Zumal die Sparkassen darüber hinaus auch noch stattliche Wertaufholungen im „Depot A“ verbuchten (>2 Mrd. Euro), mit denen sich die Kreditvorsorge in fast gleicher Höhe quasi 1:1 absorbieren ließ. Folge: Die Sparkassen haben nach Bewertung genauso viel verdient wie davor, nämlich rund 18 Mrd. Euro. Einen solchen operativen Gewinn dürfte es im hiesigen Bankgewerbe noch nie gegeben haben, nicht einmal annähernd (zum Vergleich: Die Deutsche Bank lag zu Ackermanns besten Zeiten bei gut 8 Mrd. Euro). Würde unser Newsletter zum Klamauk neigen, hätte die heutige Betreffzeile gelautet: Ulrich Reuter – der Jamie Dimon von Aschaffenburg. Dummerweise allerdings hat sich Finanz-Szene bekanntlich der Seriosität verschrieben. Und so gilt es heute Früh einen ernsten Blick hinter die gestern präsentierten Rekordzahlen zu werfen. Denn: Auch wenn den Sparkassen für den Moment vieles egal sein kann (Personalaufwand +5%? Egal! … Sachaufwand +8%? Egal! … Risikovorsorge +360%? Egal! …), eines darf ihnen nicht egal sein. Nämlich die Kundenbeziehung. Und in der Tat: Im gestern vorgelegten Zahlenkonvolut finden sich diverse Indizien, dass die Zinswende den Sparkassen zwar das Ergebnis gepimpt hat – dass sich selbiges aber mitnichten über den Kundenzuspruch sagen lässt. Im Gegenteil: FS Premium

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Bis zu 18% Plus: Die Sparkassen und Volksbanken im Kosten-Check

Infolge von Tarifabschluss und Inflation ist bei manchen Sparkassen der Verwaltungsaufwand steil nach oben geschossen. Aber gilt das für alle? Und wie sieht es zum Vergleich bei den Volks- und Raiffeisenbanken aus? Die beiden Verbünde im Kosten-Check: FS Premium

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Kurz getickert

  • Sparkassen und Genobanken teilen sich mittlerweile rund 430 Geldautomaten-Standorte, zeigt eine Umfrage des „HB“ (Paywall) – gemessen an allen SB-Standorten der Sparkassen entspreche das etwa 10%. Besonders ausgeprägt sei der Trend im Verbandsgebiet Westfalen-Lippe (24%).

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Haspa fährt Zinsergebnis hoch – bleibt aber hinter anderen Sparkassen zurück

Auch der größten deutschen Sparkasse, also der Hamburger Haspa, hat die Zinswende zu einem spektakulären Gewinnsschub verholfen. Dank eines um exakt 200 Mio. Euro gestiegenen Zinsüberschusses (auf 873 Mio. Euro, was +30% entspricht) steigerten die Hanseaten ihr Betriebsergebnis vor Bewertung auf 443 Mio. Euro (+84%). Dass dies trotzdem nur zu einem im Branchenvergleich stark unterdurchschnittlichen Wert von 0,76% der durchschnittlichen Bilanzsumme entspricht, hat unter anderem mit der traditionell hohen Kostenbasis der Haspa zu tun (Hintergründe siehe hier). So summierte sich der Verwaltungsaufwand wie schon im Vorjahr auf rund 850 Mio. Euro. Gemessen an der DBS sind das 1,46%. Zur Einordnung (auch wenn die Zahlen nicht exakt vergleichbar sind): Laut DSGV kommen die Sparkassen insgesamt mit 1,37% aus.

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KSK Köln entgeht vorerst der EZB-Bankenaufsicht – dank sinkender Einlagen

Die Kreissparkasse Köln verharrt unter der Marke einer Bilanzsumme von 30 Mrd. Euro – und entgeht damit fürs erste der direkten Beaufsichtigung durch die EZB: Mit 29,8 Mrd. Euro ins Jahr 2023 gegangen, sanken die Aktiva im Zuge eines recht strammen Einlagenabflusses bis Ende Dezember um 1,4%. auf 29,4 Mrd. Euro. Dabei enthält die Bilanzsumme sogar noch die gut 600 Mio. Euro der früheren Sparkasse Radevormwald-Hückeswagen, mit der die KSK Köln vergangenes Jahr fusionierte. Die Bank führt die Entwicklung der Bilanzsumme auf „die von Zurückhaltung geprägte gesamtwirtschaftliche Investitionslage“ zurück. Einen Zusammenhang mit der Aussicht auf eine EZB-Aufsicht gebe es nicht, sagt Vorstandschef Alexander Wüerst auf Anfrage von Finanz-Szene: „Die Bilanzsumme ist für uns keine Steuerungsgröße, sondern sie ergibt sich aus dem Kundengeschäft.“

Eine bessere Verzinsung des Liquiditätsbestandes katapultierte den Zinsüberschuss der bundesweit größten kommunalen Sparkasse im vergangenen Jahr um 67% auf 666 Mio. Euro in die Höhe. In der Folge erhöhte sich das Betriebsergebnis vor Bewertung nach Angaben der Bank von 0,55% auf 1,33% der durchschnittlichen Bilanzsumme. Dank kurzer Laufzeiten ihrer Eigenanlagen holte das Institut 2023 zudem bereits gut 40 Mio. Euro der rund 100 Mio. herein, die sie 2022 im Lichte der Zinswende auf Festverzinsliche abgeschrieben hatte. Bemerkenswert: Der Sachaufwand schoss um 15% in die Höhe, was Wüerst zu gleichen Teilen auf die allgemeine Teuerung, den Regulierungsaufwand sowie auf Investitionen in eine Modernisierung des Filialnetzes (siehe dazu aus unsere Sparkassen-Ticker aus dem Dezember) zurückführt.

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Kurz getickert

  • Eine frühere Mitarbeiterin der Sparkasse KölnBonn ist derzeit wegen Untreue vorm Landgericht Wuppertal angeklagt. Es geht dabei um 319.000 Euro, welche die Angestellte in ihrer Zeit bei der Sparkasse von Konten abgezweigt haben soll – bei einer anderen Bank in Wuppertal soll sie danach Schließfächer geplündert haben. Rheinische Post
  • Auch die Sparkasse Osnabrück kämpft derzeit mit einem Untreue-Fall: Ein leitender Angestellter soll sich auf Kosten des Instituts um 750.000 Euro bereichert haben. NOZ (Paywall) 
  • Die Sparkasse Bremen macht derzeit mit einem etwas unorthodoxen Vorgang von sich Reden, weil sie neue AGB an ihre Geschäftskunden nicht auf Papier, sondern stattdessen auf USB-Sticks verschickt hat. „Spiegel“ (Paywall)
  • Für öffentliches Aufsehen hat in den letzten Wochen auch die Sparkasse Mittelfranken-Süd gesorgt, weil sie einem Kunden die Ausführung einer Spenden-Zahlung an die AfD zunächst verweigerte – um diese dann kurze Zeit später doch auszuführen und sich für ein „menschliches Versehen“ zu entschuldigen. dpa, via Süddeutsche

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Gibt es in Bayern bald die nächste 10-Mrd.-Euro-Sparkasse?

Im bayerischen Sparkassen-Sektor bahnt sich die nächste zweistellige Milliarden-Fusion an. Laut einem Bericht des „Donaukurier“ (Paywall) haben am Mittwoch die Verwaltungsräte der Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt (Bilanzsumme per Ende 2022: 7,1 Mrd. Euro) und der Kreissparkasse Kelheim (3 Mrd. Euro) gemeinsam über ihre „strategische Ausrichtung“ beraten. Sollten sich hieraus, wie die Zeitung mutmaßt, konkrete Fusionsverhandlungen ergeben, wäre es bereits das zweite Groß-Fusions-Vorhaben im Freistaat binnen weniger Wochen. Zu Jahresbeginn erst hatten die Sparkassen Schwaben-Bodensee und Günzburg-Krumbach ihren bevorstehenden Zusammenschluss angekündigt (siehe unsere Sparkassen-Ticker aus dem Januar).

Nun gibt es weder aus Ingolstadt-Eichstätt noch aus Kelheim bereits Indikationen zum Geschäftsjahr 2023, aus denen sich Gründe für einen Zusammenschluss ableiten ließen. Die 2022er-Zahlen waren bei beiden Institute solide – abgesehen von den in dem Jahr üblichen Abschreibungen aufs „Depot A“, die sich in Ingolstadt auf 18 Mio. Euro, in Kelheim auf 15 Mio. Euro beliefen. Abgesehen davon wies die Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt bereits 2022 ein Betriebsergebnis vor Bewertung in Relation zur Durchschnittsbilanzsumme (DBS) von 1,03% aus (was ja, anders als in der aktuellen Bilanzsaison, da noch keinesfalls üblich war), die Cost-Income-Ratio lag bei 50,8%. In Kelheim waren die Zahlen nicht ganz so spektakulär, aber auch alles andere als schlecht, mit einem Betriebsergebnis vor Bewertung in Relation zur DBS von immerhin 0,82% und einer CIR von 59,2%. In den Prognosen für 2023 gingen beide Häuser von steigenden Belastungen im Kreditgeschäft aus – wobei die Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt die Aussichten als „leicht negativer als im Vorjahr“ beurteilte, Kelheim indes „positiver als im Vorjahr“.

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Warum sind die Sparkassen plötzlich viel, viel profitabler als die Volksbanken?

Vor zwei Jahren vermeldeten wir an dieser Stelle einen „historischen Coup“. Damals hatten die genossenschaftlichen Primärbanken laut unseren Berechnungen erstmals mehr Gewinn erzielt als die Sparkassen: 7,7 Mrd. Euro verglichen mit 7,6 Mrd. Euro. Doch das war noch nicht alles. Denn bei tieferer Analyse zeigte sich: Die beiden Verbünde hatten sich nicht nur angenähert – die Verhältnisse waren sogar dramatisch gekippt. Tatsächlich arbeiteten die Volks- und Raiffeisenbanken am Ende der Niedrigzinsphase nämlich ungleich rentabler als die Sparkassen, siehe unser damaliges Stück –>  Sind die Volksbanken jetzt 1,5-mal so profitabel wie die Sparkassen?. Jedenfalls: Man muss sich den seinerzeitigen Shift noch mal in Erinnerung rufen, um zu ermessen, welch eklatante Trendwende sich in der aktuellen Bilanzsaison abzeichnet. Denn: Seit Wochen ist zwar fast immer, wenn irgendein Primärinstitut seine Zahlen präsentiert, unisono von einem „Rekordgewinn“ die Rede. Bei genauerer Betrachtung indes zeigt sich in den Ergebnissen eine riesige Spannbreite. Neben jenen Instituten, deren Gewinne steil ansteigen (und jenen, bei denen „steil“ sogar eine glatte Untertreibung wäre), gibt es nämlich auch solche, die ergebnistechnisch kaum vom Fleck kommen. Und auch wenn es für eine finale Bewertung noch zu früh ist: Könnte es sein, dass zwei Geschäftsjahre und eine Zinswende ausgereicht haben, um die Verhältnisse zwischen Sparkassen und Volksbanken abermals dramatisch zu verkehren – allerdings diesmal zugunsten der „Roten“? Unser Deep Dive: FS Premium

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„Edis“-Debatte wandert in die nächste Legislaturperiode

Im Dauerstreit um eine gemeinsame europäische Einlagensicherung (im Fachjargon „Edis“ genannt) haben Sparkassen und Genossen einen Etappensieg errungen. So thematisiert der zuständige Berichterstatter des Europäischen Parlaments, Othmar Karas, in einem dieser Tage fertiggestellten Entwurf zwar eine mögliche Ausgestaltung von „Edis“. Dabei beschränkt er sich allerdings auf die Frage, wie die nationalen Sicherungen bei Liquiditätsengpässen durch ein europäisches System unterstützt werden könnten. Die Gretchenfrage einer Vergemeinschaftung klammert Karas aus – was der DSGV in einer ersten Stellungnahme gestern Abend dahingehend deutete, dass die Institutssicherungen der Sparkassen und Volksbanken aus dem Anwendungskreis von „Edis“ ausgenommen werden. Vermutlich ist das ein bisschen überinterpretiert. Was sich mit Blick auf das Karas-Papier allerdings sagen lässt: Angesichts der EP-Wahl im Juni und der im Herbst auslaufenden Amtszeit der aktuellen EU-Kommission dürfte das Thema „Edis“ in diesem Jahr nicht mehr wirklich heiß werden.

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Kurz getickert

  • Auch die Landessparkasse zu Oldenburg profitiert massiv von der Zinswende. Der Zinsüberschuss stieg 2023 um ein Drittel auf 257 Mio. Euro, das Betriebsergebnis vor Bewertung belief sich auf 181 Mio. Euro. Nach HGB gerechnet sind das 1,48% der DBS.

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Niedersachsens Sparkassen verzeichnen spürbaren Einlagenschwund

Die niedersächsischen Sparkassen haben im abgelaufenen Geschäftsjahr erstaunlich viele Einlagen verloren. Der Bestand sank um 2,5%, wobei nicht nur die Sicht-, sondern auch die Spareinlagen deutlich zurückgingen. Gegengesteuert wurde über Termingelder und „Eigenemissionen“ (ein Terminus, hinter dem sich beispielsweise Zertifikate verbergen können). Der augenscheinliche Verzicht auf eine allzu üppige Verzinsung von Kundengeldern wirkte sich positiv auf den Zinsüberschuss (+38% auf 2,8 Mrd. Euro) und in der Folge auf das Betriebsergebnis vor Bewertung aus. Dieses stieg auf 1,7 Mrd. Euro, umgerechnet satte 1,28% der durchschnittlichen Bilanzsumme.

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Kurz getickert

  • Die Sparkasse Spree-Neiße vermeldet fürs Jahr 2023 ein Betriebsergebnis vor Bewertung von (da staunen selbst die Niedersachsen!) satten 2,00% der DBS. Details nennt das Institut keine – aber es dürfte natürlich mit dem „Depot A“ zu tun haben.

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Sämtliche Sparkassen-News aus dem Februar 2024

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